Hamburg. Als „Underdog“ bei der Meisterschaft angetreten, fahren die Savages nun zur WM. Warum sie dabei auf Hilfe angewiesen sind.
Es ist ein kalter, dunkler Sonntagabend, als sich der Parkplatz vor dem HSV-Cheerleader-Hauptquartier in Stapelfeld langsam füllt. Statt Pizza, Netflix und Sofa ist hier für die Cheerleader und Cheerleaderinnen des Hamburger SV ein hartes Training angesetzt. Dreimal die Woche treffen sich die Savages dafür in der Halle am Hamburger Stadtrand, immer zwei bis zweieinhalb Stunden.
Dass sich das auszahlt, zeigte sich bei der diesjährigen größten international besetzten Meisterschaft in Europa: Völlig überraschend erreichten die Sportler und Sportlerinnen die höchste Punktzahl in ihrer Klasse, erlangten so den Titel Grand Champion und qualifizierten sich für die Weltmeisterschaft in den USA.
HSV-Cheerleader Savages erlangen überraschenden Erfolg bei EM
„Das war ein ganz besonderer Moment für uns. Es sind viele Tränen geflossen“, erzählt Coach Vanessa Fink (30). Zusammen mit Hanna Hubert (32), Tess Heidenreich (24) und Basti Campe (38) gehört sie zum Trainerteam der Mannschaft, die sie als „eine große Familie“ beschreiben. „Wir alle haben nicht damit gerechnet. Unser Team ist als absoluter Underdog gestartet“, ergänzt Hanna Hubert.
Insgesamt 27 Aktive sind derzeit Mitglied bei den Savages. Mit 14 männlichen und 13 weiblichen Cheerleadern hat das HSV-Team sogar einen leichten Männerüberschuss – einen Umstand, den Hanna Hubert als „Luxus“ beschreibt. „Viele Männer fangen zwar erst spät an, hören dann aber auch nicht mehr auf“, so die Trainerin lachend. Cheerleading habe in den vergangenen Jahren auch in Deutschland „einen großen Sprung gemacht“ – und sei auch grade für Männer ein maximal effektives Krafttraining.
Cheerleading besteht aus Disziplin, Perfektion und Timing
Eine erfreuliche Entwicklung sei auch, dass sich der Sport von vorherrschenden Klischees immer mehr löse und seine berechtigte Aufmerksamkeit als Leistungssport erlange. Denn wie viel Blut, Schweiß und Tränen im Cheerleading stecken, zeigen allein die zahlreichen blauen Flecken und Tapes an den Körpern der Sportler und Sportlerinnen.
„Wir haben im Training einige Kühlpads im Einsatz. Im Zweifel heißt es aber immer: Weitermachen“, so Hanna Hubert. Disziplin, Perfektion, Timing – das ist es, worauf es beim Durchführen der sogenannten Routine ankommt. „Es geht da wirklich um klitzekleine Bewegungen, die synchron sein und sitzen müssen“, erklärt die Trainerin.
„Ob das Gesamtbild passt, entscheiden Zehntel-Sekunden“
Sechs Sekunden: Mehr Zeit bleibt den Savages nicht, um von einem Stunt in die Pyramide zu wechseln, eine der schwierigsten Positionen der Routine. Und genau diese Momente sind es, bei denen das ganze Trainerteam automatisch den Atem anhält. Dazu kommt: Meist werden neun bis zehn Stunts parallel durchgeführt. „Ob das Gesamtbild passt, entscheiden dann Zehntel-Sekunden“, so Basti Campe.
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Umso wichtiger ist es nun für das Trainergespann, ihr Team intensiv auf den WM-Auftritt vorzubereiten. Das bedeutet: ein dreiviertel Jahr Training inklusive regelmäßiger Trainingslager für zwei Minuten Routine. Ein „Zuviel“ gibt es dabei nicht. „Die gesamte Mannschaft hat richtig Bock“, erzählt Vanessa Fink. Denn, und das betont die Trainerin ganz deutlich: Der Spaß muss immer im Mittelpunkt stehen.
HSV-Cheerleader: Savages für Teilnahme an WM auf Spenden angewiesen
Lediglich eine Hürde haben die HSV-Cheerleader noch zu meistern: Die Savages müssen die Kosten für Anreise, Unterbringung, Verpflegung sowie die Startgebühren für den Wettbewerb aus eigener Tasche bezahlen. Knapp 70.000 Euro plant das Team an Ausgaben für die Teilnahme ein und hat deshalb nun eine Spendenkampagne ins Leben gerufen.
Mit den Chancen auf eine Medaille wollen sich die Savages vorerst trotzdem nicht beschäftigen. „Der Fokus wird darauf liegen, uns und unser Programm gut zu präsentieren. Letztendlich weiß aber natürlich niemand, was an diesem Tag passieren wird“, so Vanessa Fink. Denn dass die HSV Savages als Underdog überraschen können, haben sie schon einmal bewiesen.
Spendenkonto: Kontoinhaber: Hamburger Sport-Verein e.V., IBAN: DE76 2005 0550 1204 1211 62, BIC: HASPDEHHXXX