Hamburg. Der ukrainische Meister Schachtar Donezk empfängt am Dienstagabend in Hamburg den FC Porto. Um Fußball geht es aber nur zum Teil.

Es wird kurz vor 21 Uhr sein, wenn an diesem Dienstag die Champions-League-Hymne im Hamburger Volksparkstadion erklingt. Mehr als 45.000 Menschen werden die Partie zwischen Schachtar Donezk und dem FC Porto (21 Uhr/DAZN) von den Rängen aus verfolgen. Das Interesse für die drei Gruppenspiele des ukrainischen Meisters ist groß: Ganze 17 Jahre mussten Hamburger Fußballfans darauf warten, ein Champions-League-Spiel in ihrer Stadt sehen zu können.

Champions League: Donezk empfängt Porto in Hamburg

Neben Porto werden der spanische Spitzenclub FC Barcelona (7. November/18.45 Uhr) und der belgische Meister Royal Antwerpen (28. November/18.45 Uhr) im Volkspark zu Gast sein. Und doch kann es bei Spielen von Schachtar Donezk nur am Rande ums Sportliche gehen.

Wegen des militärischen Konflikts in der Ostukraine trägt der Uefa-Cup-Sieger von 2009 seine Spiele seit 2014 nicht mehr in der heimischen Donbass-Arena aus. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs bestreitet der Verein seine Europokalpartien außerhalb des Landes. Die Situation in ihrer Heimat ist auch für die Spieler allgegenwärtig. Am Dienstag vor einer Woche kam der zehn Jahre ältere Bruder von Donezk-Torwart Dmytro Riznyk (24) bei den Kämpfen ums Leben.

Im Mai 2022 gab es für die Ukraine ein Benefizspiel im Volkspark

In Hamburg und Umgebung haben seit Ausbruch des Krieges rund 100.000 Ukrainer Zuflucht gefunden. Im Frühjahr 2022 gingen Zehntausende Menschen bei Friedensdemonstrationen auf die Straße. Der HSV richtete am 28. Mai 2022 im Volksparkstadion ein Benefizspiel für die Ukraine aus. „Nach dem Abwägen mehrerer Optionen haben wir uns schnell für Hamburg als Austragungsort entschieden“, sagte Schachtars kaufmännischer Direktor Dmytro Kyrylenko.

Für die Organisation erhalten die Hamburger eine sechsstellige Summe pro Partie. „Infrastrukturell und organisatorisch können wir Schachtar die für die Champions League notwendige Expertise und Erfahrung bieten“, hatte HSV-Finanzvorstand Eric Huwer vor Kurzem gesagt.

Restkarten per Onlineticketverkauf erhältlich

Das Volksparkstadion ist seit Montagnachmittag vollständig ins Champions-League-Gewand gehüllt. Da Stehplätze nach Uefa-Richtlinien nicht erlaubt sind, liegt die Kapazität nur bei 51.000 statt 57.000 Plätzen. Stehplatzbereiche wie der erste Rang der Nordtribüne sind für die Partie aber bestuhlt. Der Aufwand war für den HSV überschaubar, da unterhalb der Metallplatten im Stehplatzbereich Klappstühle angebracht sind.

Für das Spiel gegen Porto hatte der Verein bis Montag 45.300 Tickets verkauft. Eine Tageskasse wird es vor Ort zwar nicht geben, dafür ist der Onlineticketverkauf auch nach Beginn des Spiels noch verfügbar. Für Zuschauer, die mit der Bahn anreisen, wird es wie bei Spielen des HSV einen Busshuttle vom S-Bahnhof Stellingen geben.

Schachtars Anreise dauerte neun Stunden

Die Anreise, die Schachtar Donezk hinter sich hat, dauerte rund neun Stunden. Von Lwiw im Westen der Ukraine ging es rund 170 Kilometer weiter nach Rzeszow in Polen, wo das Team in den Flieger stieg. Am Sonntagabend landete der Tross in Hamburg. Am Folgetag absolvierte die Mannschaft um 18 Uhr ihr Abschlusstraining im Volksparkstadion.

Zu den interessantesten Spielern im Kader zählt der neunfache ukrainische Nationalspieler Georgiy Sudakov (21). Traditionell ist der 14-malige ukrainische Meister auch eine beliebte Anlaufstelle für vielversprechende Talente aus Brasilien. Spieler wie Fernandinho (38/zu Manchester City), Fred (30/zu Manchester United) oder Douglas Costa (33/zu Bayern München) haben über Donezk den Weg in den europäischen Spitzenfußball gefunden.

Donezk freut sich über hohen Zuspruch

In der Gruppe H gelten die Ukrainer, die es 2011 bis ins Viertelfinale geschafft hatten, aber als Außenseiter. „Wir sind sehr glücklich, hier zu sein“, sagte Donezk-Trainer Patrick van Leeuwen bei der Pressekonferenz. „Das Interesse an den Karten zeigt, dass es eine gute Entscheidung war, hier zu spielen. Wir treffen auch auf tolle Mannschaften.“

Auch Kapitän Taras Stepanenko (34) ist angetan vom Zuspruch der Fans: „Ich habe mich gefreut, als ich gehört habe, dass wir in Hamburg spielen. Es ist gut für uns, wie die Menschen in Deutschland uns unterstützen.“

FC Porto tritt mit Pepe in Hamburg an

Der FC Porto ist mit Altstar Pepe nach Hamburg gereist. Der dreifache Champions-League-Sieger mit Real Madrid und portugiesische Europameister von 2016 ist mittlerweile 40 Jahre alt. Das hindert ihn aber nicht daran, den FC Porto, der in der abgelaufenen Saison Tabellenzweiter hinter Rekordmeister Benfica Lissabon wurde, als Kapitän aufs Feld zu führen.

Den Henkelpott konnte der 30-fache portugiesische Meister bereits zweimal gewinnen. 2004 siegte Porto unter Trainer José Mourinho im Endspiel mit 3:0 gegen die AS Monaco. 1987 gewann der Club durch ein 2:1 über den FC Bayern den Europapokal der Landesmeister.

Einlaufkinder stammen aus der Ukraine

Die Stadionshow werden HSV-Stadionsprecher Christian Stübinger und ein ukrainischer Kollege moderieren. Zuschauer erhalten vor Ort die Möglichkeit, für Hilfsprojekte der Donezk-Stiftung „Shakhtar Social“ und der Hamburger Organisation #WeAreAllUkrainians zu spenden. Und: Um kurz vor 21 Uhr wird das Rampenlicht nicht nur auf die Profis gerichtet sein. Die Einlaufkinder sind junge Geflüchtete aus der Ukraine, die mit ihren Begleitungen zum Spiel eingeladen worden sind.