Hamburg. Frank Walenda hat bei den Weltspielen der geistig und mehrfach Behinderten 2965 Sehtests und die Ausgabe von 1363 Brillen organisiert.

Gut fünf Wochen sind seit dem Finaltag der Special Olympics World Games in Berlin vergangen, doch die Erinnerung an die Weltspiele der geistig und mehrfach Behinderten lässt auch Frank Walenda nicht los. Viele, die in der Hauptstadt dabei waren, sind emotional noch immer ähnlich berührt; der 59 Jahre alte Hamburger hat zusätzlich noch einen beruflichen Bezug.

In diesen Tagen geht die letzte Brillenlieferung, die Walenda zu verantworten hat, auf die Reise. Eine marokkanische Athletin mit einem Dioptrienwert von minus 30, also bösartiger Myopie (Kurzsichtigkeit), darf sich auf zwei neue Sehhilfen freuen.

Seit 2004 bei Special Olympics engagiert

Walenda, studierter Kommunikationswissenschaftler, ist Head of Corporate Communications bei EssilorLuxottica, dem Weltmarktführer im Bereich Augenoptik mit Hauptsitzen in Italien und Frankreich. Seit 2004 engagiert sich das Unternehmen im Rahmen der Special Olympics, indem es kostenlose Sehtests für die Athletinnen und Athleten offeriert.

In Berlin waren diese Augenscreenings Teil des umfangreichen Gesundheitsprogramms, das im „Healthy Athletes“-Zentrum in einer der Messehallen angeboten wurde. Dort konnten sich die rund 7000 Aktiven kostenfrei in den sieben Kernbereichen Augen, Zähne, Ohren, Füße, Gelenke, Gesamtmotorik und Ernährung durchchecken lassen, was vor allem für diejenigen aus Ländern mit schlechter Gesundheitsversorgung ein elementarer Service war.

2965 Sehtests fanden statt

2965 Sehtests wurden in Berlin während der sieben Wettkampftage durchgeführt, koordiniert von Frank Walenda, der dafür 100 Mitarbeiter aus dem Unternehmen EssilorLuxottica gewinnen konnte. Zwischen 60 und 90 Minuten dauerte das spielerisch angelegte und dennoch hoch effektive Screening, um angemessen auf die Bedürfnisse der geistig behinderten Athleten eingehen zu können, die in den allermeisten Fällen von Betreuungspersonen begleitet wurden.

„Wir hatten unter den Athletinnen und Athleten eine Quote von 60 Prozent, die eine Brille brauchten oder deren Brille falsch eingestellt war. Normal ist eine Quote von 35 Prozent. Das zeigt, welche Wichtigkeit die Tests für diese Zielgruppe haben“, sagt Walenda.

Oftmals verbessere sich für die Untersuchten die Lebensqualität dank der neuen Sehhilfe beträchtlich. „Viele Menschen, auch viele ohne geistige Beeinträchtigungen, denken zunächst gar nicht daran, dass die Augen schuld sein könnten, wenn eine Leseschwäche oder motorische Probleme, zum Beispiel beim Fangen eines Balles, vorliegen. Wenn sie dann zum ersten Mal ihre neue Brille aufsetzen, legt sich ein Strahlen über ihr Gesicht, was für unser Team jedes Mal eine Belohnung ist“, sagt er.

Brillen wurden in Berlin gefertigt

Dank einer Vorbereitungszeit von eineinhalb Jahren war das zu 50 Prozent aus Fachkräften wie Augenärzten, Optikern oder Optometristen und zur anderen Hälfte aus Auszubildenden, Studenten und Mitgliedern des Lions Clubs bestehende Team in der Lage, die meisten Bestellungen innerhalb von zwei Tagen abzuarbeiten.

Die Gläser kamen aus dem Logistikzentrums des Unternehmens in Hanau. Gefertigt wurden die Brillen, deren Fassungen sich die Athletinnen und Athleten vor Ort aus großen Kisten aussuchen konnten, im Ausbildungszentrum von „Apollo Optik“ in Berlin und dann per Fahrservice zur Messe gebracht, wo sie oft schon am Nachmittag nach dem Bestelltag verfügbar waren.

Lediglich für schwierige Fälle wie den der Marokkanerin, in denen Sonderanfertigungen notwendig waren, mussten die Bestellungen nachgeliefert werden. Insgesamt wurden 1363 Brillen ausgegeben. Die Kosten für Personal, Material und Anfertigung trägt komplett die Industrie.

2025 sind Winterspiele in Turin

Warum, dafür hat Frank Walenda eine einleuchtende Erklärung. „Unsere Motivation ist, dass jeder Mensch die Möglichkeit haben sollte, anständig zu sehen. Deshalb wollen wir bis 2050 dafür sorgen, weltweit die Fehlsichtigkeit zu beheben und gerade auch Menschen in Entwicklungsländern zu ermöglichen, ihre Augen zu schützen.“

Als Partner von SOS Kinderdorf engagiert sich EssilorLuxottica auch außerhalb des Sports und kann die dort gesammelten Erfahrungen in die Weiterentwicklung der Augenscreenings einfließen lassen. Im März 2025, wenn in Turin (Italien) die nächsten Weltwinterspiele der Special Olympics anstehen, will Frank Walenda mit seinem Team möglichst alle Teilnehmenden untersuchen und nicht, wie in Berlin aus Zeitgründen auf Athletenseite, nur gut die Hälfte. Auch wenn die Arbeit dann noch anstrengender werde: „Die Freude, die man zurückbekommt, wiegt alles auf.“