Hamburg. Tennis-Olympiasieger steigt am Dienstag ins Hamburg European Open am Rothenbaum ein. Zehn Jahre nach seinem Debüt will er den Titel.
- Tennis-Star Alexander Zverev startet am Dienstag in die Hamburg European Open
- Etliche Journalisten waren extra wegen dem gebürtigen Hamburger angereist
- Für Zverev ist es etwas ganz Besonders, im Tennisstadion am Rothenbaum zu spielen
Wenn sich in den vergangenen zehn Jahren eine Sache nicht geändert hat, dann ist es das überwältigende Interesse, das Alexander Zverev hervorruft. Der stickig-heiße Pressekonferenzraum im Tennisstadion am Rothenbaum war am Montagnachmittag völlig überfüllt, als der Hamburger Olympiasieger das Podium betrat. Etliche Journalisten waren nicht für das Turnier, sondern nur für Zverev angereist.
„Es ist meine Heimat und wird auch immer meine Heimat bleiben. Ich bin hier um die Ecke aufgewachsen. Da ist es besonders, hier zu spielen“, sagte der gebürtige Hamburger, der an diesem Dienstag sein Erstrundenmatch gegen den 25 Jahre alten Alex Molcan (Slowakei/Nummer 118 der Weltrangliste) bestreiten wird. „Ich bin von klein auf immer zu diesem Turnier gekommen. Früher war das sogar noch ein Masters-Turnier, wo die besten Spieler der Welt immer dabei waren.“
Tennis: Zverev spielte bereits mit 16 am Rothenbaum
2013 stand der damals 16-Jährige als Weltranglisten-793. am Rothenbaum erstmals im Hauptfeld. Der damalige Turnierdirektor Michael Stich hatte ihm eine Wildcard verschafft, das Medieninteresse an Zverev war schon damals so groß, dass nicht alle Journalisten Zugang zur Interviewrunde erhielten. Zverev hatte gerade die zehnte Klasse am Gymnasium Heidberg abgeschlossen, war dann auf eine Sportschule nach Mannheim gewechselt, in der er nur einmal innerhalb von vier Wochen Anwesenheitspflicht hatte.
„Der 1,94 Meter große Schlaks, der im Mai bei den French Open das Juniorenfinale erreicht hatte, begeisterte mit guten Grundlinienschlägen und soliden Returns“, schrieb das Abendblatt damals zu Zverevs Erstrundenaus gegen den Spanier Roberto Bautista Agut. Und Mischa Zverev (35), der seinen Bruder nach seiner eigenen Profikarriere mittlerweile als Manager betreut, prophezeite damals: „Wenn er seine Nervosität ablegt und sich an die Qualität der Gegner gewöhnt, dann wird Sascha richtig abgehen.“
Turniersieg in Hamburg fehlt ihm noch
Er ging richtig ab. 2014 schlug sich der Lemsahler am Rothenbaum bereits bis ins Halbfinale durch, in dem er dem mittlerweile zurückgetretenen spanischen Topspieler David Ferrer unterlag. Es folgten 19 Titel im Einzel – darunter 2021 die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Tokio, die ATP Finals 2018 und 2021 und fünf Masters-Turniersiege.
Der Sieg am Rothenbaum fehlt Zverev, der in der Weltrangliste nach seiner schweren Knöchelverletzung bei den French Open in Paris im Juni vergangenen Jahres auf Position 19 abgerutscht ist, allerdings noch. Bei seiner bislang letzten Teilnahme im Jahr 2019 war an der Hallerstraße gegen den späteren Turniersieger Nikolos Bassilaschwili (Georgien) ebenfalls im Halbfinale Endstation. „Es ist ein anderer Druck, in Deutschland zu spielen“, räumte Zverev am Montag ein.
Comeback beim Daviscup platzte
Ursprünglich hatte er den ersten Heimatauftritt nach seiner Verletzungspause schon im vergangenen Jahr beim Daviscup am Rothenbaum geplant, musste diesen jedoch wegen einer Überlastungsreaktion seines Fußes absagen. „Es ist schade, dass ich vier Jahre nicht hier war“, sagte er. „Ich denke aber, dass ich auch nächstes Jahr wiederkommen werde.“
Mittlerweile ist Zverev wieder fit, nutzte das Turnier im schwedischen Bastad in der vergangenen Woche auch zu Trainingszwecken. „Ich habe die Matches gespielt und bin dann am Nachmittag entweder noch laufen oder in den Kraftraum gegangen“, berichtete er. Im Viertelfinale war gegen den späteren Turniersieger Andrej Rubljow (25) Schluss.
Der russische Weltranglistensiebte ist auch in dieser Woche am Rothenbaum einer der Hauptkonkurrenten, an Nummer eins gesetzt ist der Norweger Casper Ruud (24/Nr. 4). Zverev ist dennoch selbstbewusst. „Wenn ich gesund bleibe und die ersten Runden überstehe, bin ich einer der Favoriten.“
"Kind in mir muss morgen rauskommen"
Helfen soll auch das Gefühl, das ihn schon in seiner Kindheit getragen hatte. „Jeder Tennisspieler fängt an zu spielen, weil es immer der Kindheitstraum war, Profi zu werden und in einem vollen Stadion zu spielen. Dann kann man es richtig genießen“, sagte er. „Das kleine Kind in mir muss morgen ein bisschen rauskommen.“
Private Ausflüge, die ihn in seiner Kindheit oft auf den Hamburger Dom, ins Kino am Dammtor sowie auf den Spielplatz von Planten un Blomen führten, fallen mittlerweile allerdings dem sportlichen Erfolg zum Opfer. Auch am Montag nutzte Zverev die verbleibende Zeit, die er nach einem Termin für seine 2022 gegründete Diabetes-Stiftung noch hatte, um mit seinem privaten Physiotherapeuten zu trainieren.
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Nebenschauplätze gibt es momentan ohnehin wieder genug. Am 7. Juli beantragte die Berliner Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl gegen den Wahl-Monegassen. Zverev wird Körperverletzung zur Last gelegt, bei der angeblich geschädigten Person handelt es sich um Ex-Partnerin Brenda Patea. „Ich weise die Vorwürfe komplett zurück. Meine Anwälte kümmern sich um die Sache. Mehr werde ich dazu nicht sagen“, stellte Zverev in einem Eröffnungsstatetment klar.
Fest steht: Das Medieninteresse dürfte auch in Zukunft nicht abnehmen.