Hamburg. Die 33-jährige Hockey-Torjägerin gibt bei Hallen-EM in Hamburg ihren Abschied – während Mali Wichmann ihr erstes Großturnier erlebt.

Bester Laune konnte Lisa Altenburg am Donnerstagnachmittag ins Teamhotel der deutschen Hockeydamen in der City Nord zurückkehren. Zwei Treffer hatte die Nationalstürmerin vom Club an der Alster, die ihr letztes internationales Turnier absolviert, am zweiten Tag der Hallen-EM in der Sporthalle Hamburg zum 9:0-Sieg über die Ukraine beigesteuert, der vor den letzten Vorrundenspielen an diesem Freitag gegen die ebenfalls noch punktverlustfreie Niederlande (12 Uhr) und Tschechien (18.15 Uhr) die Teilnahme am Finale der beiden Gruppenbesten (Sa., 15.35 Uhr) in Reichweite brachte.

Wer die Karriere der Torjägerin von Beginn an verfolgt hat, der kann die emotionale Wandlung nachfühlen, die die 33-Jährige vollzogen hat. 2011 bei der Hallen-WM in Posen (Polen) konnte man bei ihrem internationalen Debüt eine hochtalentierte Angreiferin beobachten, die sich extrem verbissen und mit bisweilen überbordendem Ehrgeiz mühte, ihre Aufgaben abzuarbeiten.

Hockey: Lisa Altenburg geht deutlich entspannter an Spiele

In dieser Woche hat sich zwar an ihrer Einstellung, jeden Zweikampf gewinnen zu wollen, nichts verändert, Lisa Altenburg wirkt aber viel gelöster, kann sogar während der Spiele lachen. „Tatsächlich habe ich mir in den ersten Jahren meiner Karriere krass Druck gemacht und war viel zu sehr damit beschäftigt, alles richtig zu machen, anstatt solche Höhepunkte auch zu genießen“, sagt sie. Die Geburt ihrer Kinder Sophie (9) und Noah (3) habe ihr jedoch verdeutlicht, „dass es nicht möglich ist, immer überall 100 Prozent zu geben. Das hat mich gelassener gemacht.“

Zudem könne sie nun, da das Karriereende nahe, viel mehr genießen, solche Erlebnisse überhaupt haben zu dürfen. „Ich bin einfach froh, dass ich die Chance habe, diese EM noch spielen zu können. Ich mache mir immer wieder bewusst, dass es nicht mehr viele Spielminuten für mich gibt“, sagt sie.

Mali Wichmann: "Ich versuche, alles aufzusaugen"

Mali Wichmann hört schweigend, aber sehr aufmerksam zu, während ihre Teamkollegin, mit der sie in der Bundesliga auch gemeinsam für den Club an der Alster aufläuft, diese Worte sagt. Die 22-Jährige ist neben Sara Strauss (20) vom Düsseldorfer HC eine von zwei Debütantinnen im Team und erlebt in diesen Tagen genau die emotionale Achterbahnfahrt, die Lisa Altenburg damals in Posen meistern musste.

„Ich kann mich in ihren Worten zu 100 Prozent wiederfinden. Es ist unglaublich aufregend für mich, hier zum Team zu gehören. Ich versuche, alles aufzusaugen und so viel wie möglich zu lernen“, sagt die Torhüterin. Das Gefühl, das Turnier nicht genießen zu können, weil der Leistungsdruck ein zu hoher ist, kenne sie auch.

Mali Wichmann und Franzisca Hauke teilen sich ein Zimmer

„Aber ich versuche, mir die Erfahrungen, die Lisa schildert, zu Herzen zu nehmen und alles so gut wie möglich wertzuschätzen“, sagt sie. Ihre persönliche Situation ist auch eine andere, als klare Nummer zwei hinter Nathalie Kubalski (29/Düsseldorfer HC) „bin ich froh über jede Sekunde Spielzeit, die ich kriegen kann. Aber natürlich will ich, wenn ich meine Chance bekomme, auch abliefern.“

Neben Lisa Altenburg geben auch Janne Müller-Wieland (36/Uhlenhorster HC) und Franzisca Hauke (33/Harvestehuder THC) in ihrer Heimatstadt den internationalen Ausstand. Mit letzterer teilt sich Mali Wichmann ein Zimmer. „Ich spreche viel mit ihr, aber auch mit Nathalie, die mir ebenfalls viele Tipps geben kann“, sagt die 2019 vom Bremer HC nach Hamburg gewechselte Torhüterin.

Hockey: Lisa Altenburg will sich auf Ziel konzentrieren

Lisa Altenburg versucht, ihre Ratschläge dosiert einzusetzen. „Ich helfe, wo ich kann. Aber jede geht unterschiedlich mit Input von außen um“, sagt sie. Das Wichtigste sei deshalb, sich auf das gemeinsame Ziel zu konzentrieren: den EM-Titel zurückzuerobern, den 2020 die nun wegen des Ukraine-Kriegs ausgeschlossenen Belarussinnen geholt hatten. Den größtem Genuss bringt schließlich immer noch sportlicher Erfolg.