Hamburg. Deutsche Tennis-Damen erreichen mit 3:1 gegen Brasilien die Finalrunde des Billie Jean King Cups. Was Rittner besonders gefiel.
Immerhin war es nur Wasser, mit dem die deutschen Tennisdamen ihren Teamchef Rainer Schüttler duschten. Bier oder Elektrolytgetränke, die Körper und Kleidung klebrig hinterlassen, hätten den 46 Jahre alten Ex-Profi aus Korbach sicherlich mehr gestört.
So konnte der einstige Weltranglistenfünfte nach dem 3:1-Sieg über Brasilien, mit dem seine Auswahl in Stuttgart den Einzug in die Finalrunde des Billie Jean King Cups (vormals Fedcup) schaffte, zwar nass, aber bestens gelaunt ankündigen, dass „die Mädels das nachher noch zurückkriegen“.
Tennis: Niemeier schlägt Brasiliens Topspielerin
Gelöst war die Stimmung also am Sonnabend, nachdem zunächst die Dortmunderin Jule Niemeier (23) mit ihrem 7:6 (7:3), 3:6, 6:2-Erfolg über Brasiliens Topspielerin Beatriz Haddad Maia (26), Nummer 14 der Weltrangliste, die 2:1-Führung erkämpft und schließlich Anna-Lena Friedsam (29/Neuwied) mit dem 6:1, 6:0 über Laura Pigossi (28) das abschließende Doppel obsolet gemacht hatte.
„Ich bin sehr stolz. Es ist ein tolles Team, sie sind alle gut befreundet. Das macht es schön, mit ihnen zusammenzuarbeiten“, lobte Schüttler das Auftreten seiner Auswahl. Mit einer Nacht Schlaf stimmte am Sonntagvormittag auch Barbara Rittner (49) in das Loblied des Teamchefs ein.
Rittner: Teamgeist so gut wie 2014
„In dieser Mannschaft denkt keine als Einzelkämpferin, alle identifizieren sich voll mit dem Team“, sagte die Chefbundestrainerin im Gespräch mit dem Abendblatt. Zuletzt habe sie einen solchen Teamgeist 2014 erlebt, als sie als Teamchefin Angelique Kerber, Andrea Petkovic, Julia Görges, Sabine Lisicki und Anna-Lena Grönefeld ins Fedcup-Endspiel geführt hatte.
Topstars wie damals hat das deutsche Damentennis aktuell nicht aufzubieten. Niemeier ist an Position 65 beste Deutsche, sechs Ränge dahinter folgt Tatjana Maria (35/Bad Saulgau), die am Freitag gegen Pigossi Friedsams Auftaktpleite gegen Haddad Maia aufgefangen hatte. Die von vielen Verletzungen geplagte Friedsam hat sich als 91. immerhin in die Top 100 zurückgekämpft.
Ausgeglichener Kader ist ein Vorteil
„Die drei haben mich alle auf ihre Art total beeindruckt“, sagte Rittner. „Jule, die gerade eine schwierige Phase hinter sich hat, hat sich nach schlechtem Beginn super reingefightet und das wichtige 2:1 geholt. Tatjana kam direkt von ihrem Turniersieg aus Bogota und rettet uns am Freitag den Ausgleich. Und Anna-Lena spielt nach dem anstrengenden Freitag ein perfektes Match zum Sieg“, lobte sie.
Auch die Hamburgerin Eva Lys (21/Club an der Alster), die im November 2022 beim Sieg im Relegationsspiel in Kroatien ein Match gewinnen konnte, diesmal jedoch nur Ersatzspielerin war, bekam ein Kompliment von Barbara Rittner. „Sie hat ihre Rolle sehr gut angenommen und das Team total unterstützt. Sie muss sich jetzt auf sich konzentrieren und hart weiterarbeiten, schließlich steht sie noch am Anfang ihrer Entwicklung."
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Die Ausgeglichenheit des aktuellen Kaders sei in der jetzigen Phase ein Vorteil. „Wir sind dadurch variabler und für die Gegner schwieriger auszurechnen“, sagte Rittner, ohne jedoch den Blick auf die Realität zu verlieren.
Brasilien habe mit der Ranglisten-124. Pigossi eine klar schwächere Nummer zwei im Team gehabt, „auf die wir uns vorher konzentriert hatten.“ Bei der Endrunde vom 7. bis 12. November (Austragungsort noch unklar) werde es härtere Konkurrenz geben. „Aber ich bin überzeugt, dass die Weltrangliste die individuelle Klasse unserer Spielerinnen derzeit nicht widerspiegelt. Mit diesem Teamgeist ist vieles möglich!“