Hamburg. Hockeyteam des Harvestehuder THC ist bei EHL-Endrunde gefordert. Kapitän Hasun vergleicht die Siegermannschaft von 2014 mit der heutigen.

Der 2:1-Sieg über den deutschen Feldmeister RW Köln zum Auftakt der Bundesliga-Rückrunde war am vergangenen Sonnabend nur wenige Minuten alt, als Xaver Hasun bereits an das nächste Highlight dachte. „Unser Trainerteam hat uns Sonnabend erste Videos vom HC Bloemendaal geschickt. Da hat für mich die Vorbereitung begonnen“, sagt der 29-Jährige.

An diesem Donnerstag (17 Uhr) führt der österreichische Hockey-Nationalspieler den Harvestehuder THC bei der Final-8-Endrunde der Euro Hockey League (EHL) im Wagener-Stadion von Amstelveen als Kapitän ins Viertelfinalduell mit dem niederländischen EHL-Rekordsieger und -Titelverteidiger. Und er macht kein Geheimnis daraus, dass Spiele wie dieses ihm einen Extrakick geben.

„Die EHL ist der Wettbewerb, auf den die komplette Hockeywelt schaut. Sie ist der größte Clubwettkampf der Welt und hat für mich einen extrem hohen Stellenwert. Auch wenn Bloemendaal das wahrscheinlich beste Team der Welt ist, fahren wir da hin, um den Titel zu gewinnen“, sagt der Defensivspieler, der grundsätzlich dafür bekannt ist, keinen Extrakick zu benötigen, um seine Bestleistung abzurufen.

Hockey: Cheftrainer schätzt Hasuns Einsatzwillen

HTHC-Cheftrainer Christoph Bechmann schätzt an seinem Spielführer besonders „seinen Einsatzwillen, dass er niemals mit weniger als 100 Prozent zufrieden ist.“ Hasun selbst ist mit der Konstanz in seinen Auftritten zwar einverstanden, gibt aber auch zu, sich selbst hohem Druck auszusetzen.

„Als Kapitän will ich mir einfach keine schlechte Leistung zugestehen. Ich trage Verantwortung über den Platz hinaus und möchte der Mannschaft Halt geben. Dafür muss ich immer an meine Leistungsgrenze gehen“, sagt er. Mentalen Halt findet er selbst vor allem in Gesprächen „mit einem sehr kleinen Kreis aus mir nahestehenden Menschen“.

2014, als der HTHC zum ersten und bislang einzigen Mal den EHL-Titel holte, war Xaver Hasun 20 Jahre alt und in seiner zweiten Saison in Hamburg noch ein Frischling. Aus der Siegermannschaft von damals stehen nur noch sein Landsmann Michael Körper (35), Anton Pöhling (28) und Nicholas Spooner (31) im aktuellen Aufgebot.

Hasun arbeitet im Scouting des FC St. Pauli

„Damals hätte ich niemals erwartet, jemals einen EHL-Titel zu gewinnen“, sagt Hasun, der per Fernstudium am Amsterdamer Johan-Cruyff-Institut seinen Master in Sportmanagement absolvierte und aktuell als Assistent in der Scoutingabteilung des Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli arbeitet.

„Aber dieser Titel hat ein Feuer entfacht, das noch einmal zu erleben. Damals zählte nur Michi schon zu den Leistungsträgern. Jetzt wollen wir vier beweisen, dass wir es auch in unseren neuen Rollen schaffen können, in der EHL zu triumphieren“, sagt er.

Damals wie heute gilt der HTHC als Underdog. Eine Rolle, die dem Club liegt. „Wir haben eben nicht die Mittel zur Verfügung, die andere Vereine haben. Aus dem, was uns zur Verfügung steht, machen wir seit vielen Jahren aber sehr viel“, sagt er.

Aus dem Siegerteam von 2014, das damals auch den Europacup in der Halle holte und deutscher Feldmeister wurde, hätten mit Körper, dem damaligen österreichischen Topstar Benjamin Stanzl und dem in diesem Winter zurückgetretenen deutschen Rekordnationalspieler Tobias Hauke drei Spieler herausgeragt. „Heute kommen wir noch mehr über die mannschaftliche Geschlossenheit“, sagt Hasun, „Wir sind ein Team, in dem sich jeder auf den Nebenmann verlassen kann.“

Auch der Hamburger Polo Club steht im Viertelfinale

Außerdem sei die Breite im Kader heute höher als damals, „Wir können mit 20 Spielern ohne Qualitätsverlust rotieren. Und wir haben eine deutlich bessere Nachwuchsarbeit, was sich in der Kadertiefe bemerkbar macht“, sagt Hasun, der Chefcoach Bechmann einen großen Anteil an der Entwicklung des Teams zuschreibt. „Er weiß genau, wann er uns wie anpacken muss. Er fordert das Maximum, aber gibt im Gegenzug auch alles und setzt sich unglaublich für den Erfolg und das Wohl der Mannschaft ein.“

Im Falle eines Sieges über Bloemendaal träfe der HTHC am Sonnabend (13.45 Uhr) auf den Sieger des Duells RC Brüssel – Pinoké (Niederlande). Der zweite Hamburger Vertreter Hamburger Polo Club, der erstmals bei einer EHL-Endrunde am Start ist, spielt am Karfreitag (9.30 Uhr) sein Viertelfinale gegen RW Köln und müsste im Halbfinale am Ostersonntag (13.45 Uhr) gegen Terrassa (Spanien) oder Gantoise (Belgien) antreten. Das Finale ist für Ostermontag (16.15 Uhr) geplant. Alle Spiele werden im kostenpflichtigen Stream auf eurohockeytv.org gezeigt.