Hamburg. Der österreichische Hockey-Nationalstürmer will mit dem Harvestehuder THC an diesem Wochenende die Endrunde der EHL erreichen.
Die Erinnerungen an das Osterfest 2014, sie sorgen bei Michael Körper noch immer für Gänsehaut. „Wir hatten bis dahin die EHL immer nur im Fernsehen verfolgt, und dann haben wir den Titel geholt, obwohl uns keiner irgendetwas zugetraut hatte. Das war einfach nur geil damals“, sagt der 35-Jährige im Rückblick auf den bislang einzigen Triumph in der Euro Hockey League (EHL), dem Europapokal der Landesmeister im Feldhockey, der dem Harvestehuder THC gleich bei seiner Premiere gelang.
Michael Körper, österreichischer Nationalspieler und einer der besten Eckenschützen der Bundesliga, ist nach dem Rücktritt von Vereinsidol Tobias Hauke (35) in diesem Sommer der dienstälteste HTHC-Akteur. 2010 war er aus München zum damaligen Zweitligisten gewechselt – und hat seitdem die Entwicklung des Teams mit seinen Toren maßgeblich mitgestaltet. Vor dem EHL-Comeback der Schwarz-Gelben, die zuletzt 2016 international dabei waren, kann es also keinen besseren Gesprächspartner geben als ihn.
Hockey: Europacup weckt den Wettkämpfer in Michael Körper
An diesem Sonnabend (17.15 Uhr) versucht die Auswahl von Cheftrainer Christoph Bechmann, auf eigener Anlage an der Barmbeker Straße mit einem Sieg über den schottischen Meister Western Wildcats das „Endspiel“ um die Teilnahme an der Final-8-Endrunde über Ostern 2023 voraussichtlich in den Niederlanden zu erreichen. Dort würde am Sonntag (16.30 Uhr) der Sieger des spanischen Duells Club Egara – Real Club de Polo warten. „Über die Schotten wissen wir gar nichts, die Spanier wären ein dickes Brett. Aber unser Anspruch sollte schon sein, auf eigener Anlage die Qualifikation für die Endrunde zu schaffen“, sagt Körper.
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Einen Vergleich zu ziehen zwischen dem Siegerteam von 2014 und der aktuellen Mannschaft, damit tut er sich schwer. Natürlich habe die Dominanz der niederländischen und belgischen Clubs zugenommen, fünf der sechs letzten EHL-Ausgaben gewannen Teams aus den hockeyverrückten Nachbarländern. Nur 2017 konnte der aktuelle deutsche Meister Rot-Weiß Köln, der für die Final-8-Endrunde gesetzt ist, in die Phalanx einbrechen. „Aber 2014 waren wir auch Außenseiter und haben im Halbfinale RC Brüssel und im Finale Oranje-Zwart Eindhoven geschlagen“, sagt Körper, der im aktuellen Team „die gleiche Mischung aus Gier nach Erfolg und Erfahrung wie damals“ ausgemacht hat. Bechmanns Handschrift, auf ein hart arbeitendes Kollektiv zu setzen, sei deutlich erkennbar, auch wenn es zuletzt einige titellose Jahre gegeben habe.
Hockey: Der Reiz der EHL packt den Wiener auch bei seiner vierten Teilnahme
Zweifellos hat sich der Sport in den zwölf Jahren seit Körpers Wechsel nach Hamburg immens entwickelt. „Wenn ich Videos von 2010 anschaue und vergleiche, wie diszipliniert heute Spielsysteme durchgezogen werden, ist das ein deutlicher Unterschied“, sagt er. Auch er selbst versuche stets noch schneller und athletischer zu werden. Notwendig ist das insbesondere bei der Ausführung von Strafecken, weil sich deren Abwehr enorm professionalisiert hat. „Selbst kleinere Gegner haben häufig eine so starke erste Welle bei der Eckenabwehr, dass man die nur über Varianten aushebeln kann“, sagt Körper, der die Eckenabwehr optimal beurteilen kann, weil er sie offensiv als Schütze und defensiv als Rausläufer kennt.
Der Reiz der EHL packt den Wiener auch bei seiner vierten Teilnahme – 2015 war im Achtelfinale Schluss, 2016 reichte es zu Platz drei – noch immer. „Ich spiele jetzt zwölf Jahre in der Bundesliga, da kennt man die Gegner irgendwann in- und auswendig. Deshalb sind internationale Spiele eine großartige Abwechslung, und wenn man zu Hause spielen darf, ist das etwas ganz Besonderes“, sagt er.
Vor allem, weil diese EHL-Saison seine letzte sein könnte. „Noch macht es mir viel Spaß, und ich glaube auch, dass ich dem Team noch helfen kann. Aber in meinem Alter macht man sich schon Gedanken, wie lange das noch geht“, gibt er zu. Schließlich fordert auch der Beruf mehr und mehr Aufmerksamkeit. Seit April ist Michael Körper Head of Operation beim Social-Business-Netzwerk Cooval, macht berufsbegleitend seinen Master in BWL. Am Wochenende aber, da gilt sein gesamter Fokus dem Hockey. „Die EHL weckt den Wettkämpfer in mir ganz besonders“, sagt er. Für ein paar neue Gänsehautmomente ist auf jeden Fall noch Zeit.
Das Achtelfinale des Hamburger Polo Clubs gegen den irischen Meister Lisnagarvey HC war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht beendet. Achtelfinale: Amsterdam – Gantoise (Belgien) 2:4 n.P.. Sechzehntelfinale (Sa.): Arminen Wien – Old Georgians (England) 10.30 Uhr, Pinoké (Niederlande) – Slavia Prag 12.45 Uhr, Club de Polo – Egara 15 Uhr, HTHC – Western Wildcats 17.15 Uhr.