Hamburg. Dem Club an der Alster bleiben bei der Hallenhockey-Endrunde zwei zweite Plätze. Der siegreiche Trainer will um seinen Star kämpfen.
Eine Extratasche hätte Tobias Hauke gut gebrauchen können am Sonntagnachmittag. Im voraussichtlich letzten Hockeyspiel seiner herausragenden Karriere räumte der deutsche Rekordnationalspieler bei der Final-4-Endrunde um die deutsche Hallenmeisterschaft in der Ballsporthalle in Frankfurt am Main mit seinem Harvestehuder THC dank des 3:2-Siegs im ersten Hamburger Finale seit 2018 gegen den Club an der Alster nicht nur den Titel ab.
Der 35-Jährige, der seine Laufbahn ursprünglich schon im Sommer 2022 beendet hatte und als Sales Director ins familieneigene Rohstoffhandelsunternehmen eingeschert, dann aber für die Hallenserie zurückgekehrt war, um bei der Hallen-EM im Dezember in Hamburg seinen internationalen Abschied zu feiern, wurde zudem als wertvollster Spieler der Endrunde ausgezeichnet und für seine Verdienste ums Hockey geehrt.
HTHC-Ausnahmespieler Tobias Hauke zeigt sich beim letzten Auftritt als Teamplayer
„Ich freue mich unglaublich über diesen Titel, den sich die Mannschaft absolut verdient hat“, sagte der Abwehrchef, der auf dem Siegerpodest nur kurz mit dem Team feiern konnte, weil seine jüngere Tochter Lou auf seinem Arm wegen der Lautstärke in der Halle in Tränen ausbrach. Möglichkeiten zum Anstoßen dürfte es allerdings auf der Rückreise nach Hamburg, auf der Hauke die erste Stunde am Steuer des Kleinbusses übernehmen musste, und im Clubhaus an der Barmbeker Straße noch ausreichend gegeben haben.
Wer Tobias Hauke kennt, der weiß, dass der wichtigste Preis für ihn am Sonntag mit Abstand der blaue Meisterwimpel war, auch wenn er sich über seine erste MVP-Ehrung in der Halle sehr freute. Als Teamplayer hat sich der zweimalige Olympiasieger und Welthockeyspieler von 2013 stets in den Dienst seiner Mannschaften gestellt. Am Finalwochenende trug er mit viel Ruhe und Übersicht sowie zwei Toren beim 5:3-Halbfinalsieg über Titelverteidiger Mannheimer HC zum fünften Triumph nach 1994, 1996, 2013 und 2015 bei. Nordmeister HTHC durfte letztlich vor allem dank seiner herausragenden Defensive jubeln.
HTHC-Trainer Bechmann will Hauke umstimmen
„Dass ein Spiel zwischen dem HTHC und uns 3:2 ausgeht, ist absolut untypisch. Aber heute haben beide Teams unfassbar verteidigt, Nuancen haben das Spiel entschieden“, sagte Alsters Angreifer Anton Boeckel – und hatte damit den Spielverlauf treffend analysiert. In einer über weite Strecken von abwartender Offensive und zupackender Defensive dominierten Partie – zwei Viertel komplett ohne Tor sind für Hallenhockey der Herren auf diesem Niveau höchst ungewöhnlich – waren es zwei schnelle Gegenstöße des HTHC, die die Entscheidung brachten.
Beim Stand von 1:1 – Nik Kerner (12.) hatte die HTHC-Führung durch Niklas Reuters Strafeckentor (5.) egalisiert – waren es erst Michael Körper per Abstauber (46.) und dann Kilian Pöhling (56.) per Heber, die die Schwarz-Gelben jubeln ließen. Alster, das sein Halbfinale mit zwei späten Toren 7:6 gegen den Berliner HC gewonnen hatte, nahm anschließend Torhüter Tommy Alexander vom Feld, mehr als das Anschlusstor durch Dieter Linnekogel 40 Sekunden vor Spielende war nicht zu holen.
„Was die Jungs an diesem Wochenende defensiv gespielt haben, war sensationell. Wir sind verdient deutscher Meister“, sagte HTHC-Cheftrainer Christoph Bechmann, der sich mit dem Karriereende seines Führungsspielers noch nicht endgültig abfinden will. „Wir versuchen, Tobi noch für die Rückrunde im Feld zu gewinnen. Noch hat er seine Entscheidung nicht gefällt.“ Hauke bestätigte, als „Notnagel“ zur Verfügung zu stehen. „Ich hoffe aber, dass ich nicht gebraucht werde.“
Club an der Alster verliert beide Finals
Alster hatte den ersten Rückschlag bereits am Sonntagmittag im Damenfinale hinnehmen müssen. Allerdings empfanden Cheftrainer Stan Huijsmans und seine Auswahl die 1:4-Niederlage gegen Titelverteidiger Düsseldorfer HC nur wegen des Ergebnisses als enttäuschend. „Auf die Leistung meiner Mannschaft bin ich super stolz“, sagte der niederländische Übungsleiter. Und dieser Stolz war durchaus nachvollziehbar. Während die Rheinländerinnen, die ihren vierten Hallentitel feierten, auf ihre fünf Feldnationalspielerinnen zurückgreifen konnten, waren die sieben Alster-Auswahlspielerinnen schon Ende vergangener Woche mit dem deutschen Damenteam nach Sydney aufgebrochen. Dort stehen je zwei Spiele im Nationenwettbewerb Pro League gegen China (11./14. Februar) und Australien (12./15. Februar) an. Zudem fehlte den Hamburgerinnen Toptorjägerin Lisa Altenburg mit einem Handbruch.
„Es war von vornherein so besprochen, dass unsere Mädels vor der Endrunde nach Australien fliegen und die DHC-Spielerinnen am Montag nachreisen. Natürlich war das ein Nachteil für uns, aber meine jungen Nachwuchsspielerinnen haben das super aufgefangen“, sagte Huijsmans, der zudem mit einem Taktikkniff überraschte. Weil der DHC für seine herausragende Defensive bekannt ist – im Halbfinale am Sonnabend hatte es ein 4:0 gegen den Mannheimer HC gegeben, während Alster nach einem 4:4 gegen den Münchner SC ins Penaltyschießen musste und dieses mit 3:2 gewann –, überließ das sonst so pressingstarke Alster-Team dem Gegner komplett die Spielinitiative. „Wir wollten ihnen den Ball lassen und sie rauslocken“, sagte der Coach.
Tatsächlich ging dieses System über weite Strecken auf, was zwar der Spielqualität wenig zuträglich war, aber von Erfolg hätte gekrönt sein können – wenn nicht zwei Minuten Tiefschlaf zu Beginn des dritten Viertels Alster das Genick gebrochen hätten. Nachdem Hannah Gablac (21.) die DHC-Führung durch Sara Strauss (18., Strafecke) ausgeglichen hatte, nutzte der DHC in Person der zur wertvollsten Spielerin der Endrunde gewählten Selin Oruz (35.) und Annika Sprink (37.) zwei Strafecken zum Doppelschlag. „Das war super ärgerlich, denn bis dahin hatten wir alles im Griff. Es wäre sicherlich mehr drin gewesen“, sagte Alsters Defensivspielerin Katharina Kirschbaum. Das 1:4 durch Elisa Gräve (58.), als Mali Wichmann das Hamburger Tor längst für eine sechste Feldspielerin verlassen hatte, hatte nur noch statistische Bedeutung.
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Auch wenn Alsters Damen als Zweiter der Nordgruppe – Nordmeister Uhlenhorster HC war im Viertelfinale mit 2:3 an Düsseldorf gescheitert – ihren sechsten Hallentitel verpassten, war das positive Fazit, das Huijsmans zog, verdient. „Wir waren zum richtigen Zeitpunkt der Saison in Bestform und haben eine richtig gute Hallenserie gespielt“, sagte er.
Kilian Pöhling und Toptorjäger Michael Körper hatten den HTHC vor 4273 Zuschauern mit ihren Treffern zum 3:1 im letzten Spiel von Routinier Tobias Hauke auf Meisterkurs gebracht. „Heute lag der Fokus auf der Defensive“, ergänzte Körper. Der österreichische Nationalspieler flog noch am Sonntagabend direkt von Frankfurt nach Südafrika, um dort die ÖHV-Auswahl bei der Hallen-WM zu unterstützen.
„Natürlich bin ich traurig, dass ich die Sause heute Abend im Club verpasse, denn mit den Jungs zu feiern, macht mega Bock. Aber ich habe diese Saison noch einiges vor“, sagte der Hallen-Europameister, der nun in Pretoria den WM-Titel verteidigen will. Kapitän Xaver Hasun musste nach dem Endspiel verletzungsbedingt passen.