Hamburg. Ein neues Video zeigt die Dramatik der Verletzung des Hamburgers. Die Sprachbarriere führte auch zu lustigen Szenen.
Ein neue Folge der Dokumentation „Malizians“ zeigt, wie Extremsegler Boris Herrmann zum ersten Mal in seiner Karriere in eine Lage kam, in der ihn selbst enge Vertraute noch nicht erlebt haben. Es geht um die Verbrennung seines Fußes, eine abenteuerliche Einlieferung in ein Krankenhaus auf den Kapverden und Ärzte, mit denen er sich nicht verständigen konnte.
In der letzten Nacht vor der Ankunft auf den Kapverden hatte sich der Hamburger beim Zubereiten seines Essens verbrannt. „Der Unfall passierte kurz nachdem wir einen supernetten Moment mit der Crew hatten“, sagt Co-Skipperin Rosalin Kuiper. „Boris wollte Abendessen kochen und der Topf fiel mit kochendem Wasser um und traf seine Füße und wir konnten alle sehen, wie die Haut schrumpfte. Boris sagte in diesem Moment ‚Ich fühle nichts, ich fühle nichts‘. Da wusste ich, okay es ist wirklich schlimm, wenn er nichts fühlt.“
Boris Herrmann: "Es war einfach ein Unfall im Haushalt“
Herrmann ergänzt: „Die meisten Unfälle passieren ja im Haushalt. Und so war es hier auch. Es war nicht das große Naturdrama, die Welle, der Sturm oder sonst was. Es war einfach ein Unfall im Haushalt.“ Teammanagerin Holly Cova sagt schon am selben Abend in die Kamera: „Es ist einer dieser Unfälle, von denen du hoffst, dass sie nie passieren.“ Und es wirkt, als kämpfe sie mit den Tränen.
Sofort organisierte die Managerin eine entsprechende medizinische Versorgung auf der Inselgruppe. Kaum war die Malizia – Seaexplorer eingelaufen, saß Herrmann schon mit Holly Cova im Taxi auf dem Weg ins Krankenhaus. „Wir sind super schnell rangekommen, aber niemand sprach Englisch“, sagt Cova. Ein plastischer Chirurg stellte sich ihnen vor. Mit Hilfe einer Übersetzungsapp versuchte sich Herrmann, mit dem Arzt zu verständigen.
„Um wie viel Uhr hast du gegessen?“ Herrmann: „Vor vier Stunden. Etwas Wasser und ein Müsli.“ Der Arzt fragt laut Übersetzungsapp: „Hast du irgendwelche Einschränkungen, mein Sohn? Herrmann: „No.“ Und dann spuckte das Handy des Arztes folgende Übersetzung aus: „Lass uns einen Verband an der Gebärmutter machen.“
Boris Herrmann am Fuß verletzt: „Es wurde immer dramatischer"
Herrmann war ob dieser Aussage verständlicherweise verwirrt. Als die Krankenschwester ihm wenig später einen Zugang legen will, protestiert er: „Den brauche ich nicht.“ Sie antwortete: „Der Arzt sagt, du brauchst das.“
Später berichtet er: „Es war eine sehr skurrile Situation im Krankenhaus. Dort eigentlich nicht so richtig zu wissen, was die mit mir machen wollen. Und warum.“ Und Holly Cova sagt: „Es wurde immer dramatischer. Die Ärzte waren gut, aber wir konnten uns einfach nicht verständigen.“ Stichwort Gebärmutter …
- Yacht von Boris Herrmann erleidet weiteren Rückschlag
- Doku „Malizians“: So holt Boris Herrmann seine Fans an Bord
- Boris Herrmann muss nach OP unter Vollnarkose pausieren
Herrmann muss sich komplett ausziehen vor dem OP-Saal
Also rief Boris Herrmann den Teamarzt in Großbritannien an, um sich mit ihm zu beraten. „Ich wollte dich fragen, was man normalerweise tun würde und dann kann ich sehen, ob das passt.“ Teamarzt Spike Briggs erklärte: „Die Wunde sieht auf den Bildern nicht mehr so schön und sauber aus wie gestern Abend. Das ist die Sache mit Verbrennungen. Sie neigen dazu, sich zu verschlechtern, bevor sie sich bessern.“
Herrmann fragt den Briten: „Soll ich einfach machen, was sie sagen und sie tun lassen, was sie wollen? Oder soll ich misstrauisch sein?“ Briggs antwortet: „Ich denke, du solltest dich einfach in ihre Hände begeben. Verbrennungen werden sie relativ häufig sehen. Sie haben also ihre eigene Art sie zu behandeln. Und das wird wahrscheinlich gut sein.“ Herrmann macht, was der Teamarzt ihm gesagt hat, auch wenn es ihm nicht leichtfällt: „Es macht dich unsicher, wenn du nicht mit dem Arzt sprechen kannst. Außerdem neige ich dazu, alles besser zu wissen.“
Und so ging es weiter: „Ich wurde in den OP-Bereich gebracht. Dann ging es erst richtig los. Sie haben mir alles weggenommen, alle Kleidung, ich kam in so einen Raum, den Messerraum, und sie legten mich auf einen abgewetzten Holzschemel. Das waren so starke tätowierte Typen, die ein bisschen furchteinflößend waren. (…) In dem Moment dachte ich: Vielleicht gehe ich jetzt einfach. Vielleicht mache ich mir das einfach selber. Ich nehme eine Nagelschere und schneide ein bisschen Haut weg.“ Teammanagerin Holly Cova wartete unterdessen vor dem OP-Saal. „Ich denke, es wäre wahrscheinlich gut, dass Boris die nächste Etappe nicht macht“, sagt sie schon da.
Herrmann wusste nicht, dass er in Vollnarkose operiert werden sollte
Nach drei Stunden durfte die 33-Jährige zu ihm: „Wir sind Freunde und deinen Freund verletzt zu sehen, das ist eine emotionale Sache“, sagt sie. „Ich dachte, er würde auf einem Stuhl sitzen auf sein Handy gucken oder so.“ Aber so war es nicht: „Als ich ihn im Bett liegen sah, bewusstlos, in diesem Kittel, und all diese anderen kranken Menschen um mich herum, dachte ich: ‚Oh mein Gott, ich habe Boris getötet‘.“ Sie habe mit einer lokalen Betäubung gerechnet, „und dann haben sie ihn komplett ausgeknockt“. Das sei eine große Überraschung gewesen. Herrmann hebt in dem Video nur schwach seinen Arm und zeigt, dass es ihm gut geht. Holly Cova berichtet: „Ich habe ihn noch nie nicht stark erlebt.“
- Ocean Race: Hochseesegler Boris Herrmann kämpft in Kapstadt mit Fußverletzung
- Ocean Race: Yacht von Boris Herrmann erleidet weiteren Rückschlag
- Boris Herrmann muss nach OP unter Vollnarkose bei Ocean Race pausieren
Herrmanns erste Frage, als er wieder bei Bewusstsein ist. „Es ist erst 12.15 Uhr oder? Also verpassen wir unser Meeting nicht?“ Holly Cova: „Das ist heute Abend um 18 Uhr. Kein Problem. Aber du hast ein sehr hübsches Haarnetz auf.“ Herrmann berichtet: „Sie haben mir eine riesige Spritze gegeben und dann kann ich mich an nichts mehr erinnern. Ich frage mich, ob sie den halben Fuß weggeschabt haben.“ So groß wie der Verband sei. Wenig später verlässt er im Rollstuhl das Krankenhaus.
In Kapstadt wartet Boris Herrmann nun auf seine Yacht
Mittlerweile ist Boris Herrmann in Kapstadt und kuriert die Verletzung aus. Dort laufen bereits die Vorbereitungen für das Eintreffen seiner Yacht Malizia – Seaexplorer.