Hamburg. Der Hamburger ist auf der zweiten Etappe wegen einer Verletzung nicht dabei. Doch auch sein Team kämpft mit großen Problemen.

Die Stimmung an Bord der Malizia-Seaexplorer ist angespannt. Das Team um Skipper Will Harris fährt bereits seit Beginn der zweiten Etappe des Ocean Race der Flotte hinterher, rangiert derzeit auf dem fünften Platz. „Der Start mit leichten Winden war ein großes Problem für uns“, sagt der Brite, der in der zweiten Etappe für den verletzten Boris Herrmann die Verantwortung für die Rennyacht übernehmen musste.

Ocean Race: Trotz Schäden bleibt die Crew der Malizia-Seaexplorer optimistisch

Insgesamt sei das Schiff schwerer als die der Konkurrenz, weil es für die scheren Winde und See des Südpolarmeeres gebaut worden sei. Das habe in den ersten Tagen zu dem Rückstand geführt. „Aber in den kommenden Tagen werden wir noch Bedingungen bekommen, für die das Schiff gemacht ist.“ Harris macht aber keinen Hehl daraus, dass er hofft noch Meilen auf die Konkurrenz gut machen zu können.

Ein weiteres Problem: Das Steuerbord-Foil, eine der Tragflächen, hat den Seglern in den vergangenen Stunden und Tagen einige Sorgen bereitet. „Ich habe den Schaden eher durch einen Zufall bei einer Routine-Inspektion der Foils entdeckt“, sagt Harris dem Abendblatt in einem Video-Interview von Bord.

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Am Rand des Foils hatte sich ein Riss gebildet. Zwar befindet sich die Tragfläche insgesamt noch in einem guten Zustand, von nun an will Das Team aber versuchen, die Tragfläche besonders vorsichtig zu handhaben. Feinjustierungen sind ob des Risses schwierig, „Und wenn, dann müssen wir das Schiff komplett aufstoppen.“

Malizia-Crew vermisst Boris Herrman beim Ocean Race

Dass die gesamte Strecke von derzeit knapp 3000 Meilen auf genau diesem Foil zurückgelegt werden müsse, stellt eine riesige Herausforderung dar. Diese Tragflächen sind bei den IMOCA-Yachten ein wichtiges Hilfsmittel für die Geschwindigkeit. Harris zeigt sich dem Abendblatt gegenüber trotzdem zuversichtlich. „Ich bin nicht wirklich besorgt. Ich denke, wir kriegen es in Griff.“ Er und sein Team wollen das Schiff trotz der Probleme weiter zu möglichst hohen Geschwindigkeiten bringen.

Auch Co-Skipperin Rosalin Kuiper versucht, Zuversicht zu verbreiten. „Wir unterstützen uns alle gegenseitig und versuchen, das Beste aus dem Boot herauszuholen“, sagt sie per Video von Bord. „Heute denke ich allerdings das erste Mal, ich würde so gern ein besseres Ergebnis sehen.“

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Der Flotte hinterherzufahren, so sagt es Kuiper, nerve sie. „Wir machen so viel, wir geben unser Bestes und nun hoffe ich, dass sich das in den kommenden Tagen auch endlich auszahlt.“

Doch Aufgeben gibt es nicht, schließlich gebe es noch so viele Möglichkeiten, die Konkurrenz zu erwischen. „Ich kenne das Potenzial des Bootes, ich weiß, dass unsere Crew überragend ist, also denke ich, dass wir die anderen noch einholen können.“

Crew der Malizia-Seaexplorer zeigt Kämpferherz auf hoher See

Dafür packen alle mit an, das Boot schneller zu machen, um so Druck auf die Konkurrenz zu machen. Gerade in diesen Momenten wird allen klar, wie sehr Boris Herrmann bei dieser Mission fehlt. „Ich vermisse Boris, wir alle vermissen Boris und seine Energie an Bord.“

Rosalin Kuiper und Will Harris fahren die Malizia-Seaexplorer derzeit über den Atlantik.
Rosalin Kuiper und Will Harris fahren die Malizia-Seaexplorer derzeit über den Atlantik. © © Antoine Auriol / Team Malizia | © Antoine Auriol / Team Malizia

Denn während die Crew mitten auf dem Atlantik um jede Meile kämpft, ist Boris Herrmann bereits in Kapstadt angekommen. In Südafrika kuriert er seine Verletzung, die er sich auf der ersten Etappe zugezogen hat, aus. Ende Februar bei der entscheidenden Strecke durch das Südpolarmeer bis nach Brasilien will Herrmann wieder mitsegeln. Seine Malizia – Seaexplorer wird in etwa neun Tagen dort erwartet.

Ocean Race: Neues Videoformat zeigt Blick hinter die Kulissen

Alle Details zu der Verletzung des Hamburger Extremseglers gibt es übrigens ab Sonntag auf YouTube zu sehen. Herrmann und sein Team haben eine Video-Dokumentationsreihe mit Namen „Malizians“ ins Leben gerufen.

Auf dem Videoportal gibt es in 30-minütigen Folgen einen genaueren Einblick in die Arbeit des Teams und deren Leben. In der aktuellen Folge werden auch alle Details zur Verletzung des Seglers offenbart. Kameramann und ZDF-Journalisten Carsten Behrendt hat Herrmann dafür sogar bis ins Krankenhaus begleitet.