Hamburg. Kapitän Mats Grambusch gibt die Goldmedaille als Ziel für die Feld-WM in Indien aus. Topfavoriten sind aber Australien und Belgien.
Die finale Absprache mit dem Team habe zwar noch nicht stattgefunden, schickte Mats Grambusch seiner Kampfansage voraus. Es ist aber nicht zu befürchten, dass die deutschen Hockeyherren ihren Kapitän wegen zu großer Forschheit absetzen werden. „Ich persönlich fahre mit der Nationalmannschaft zu keinem Turnier der Welt, um mich mit Platz zwei zufrieden zu geben“, sagte der 30 Jahre alte Mittelfeldregisseur von Rot-Weiß Köln am Mittwochmittag in einer digitalen Presserunde vor dem Start der Feld-WM in Indien (13. bis 29. Januar), die für die Auswahl von Bundestrainer André Henning am Sonnabend (14.30 Uhr) in Bhubaneswar gegen Japan beginnt.
Deutsche Hockeyherren: Rang zwei ist nicht genug
Grambuschs Ambitionen dürften sich decken mit denen des gesamten Kaders – und kommen dennoch ein Stück weit überraschend. Schließlich warten deutsche Hockeyherren seit dem EM-Triumph 2013 auf eine Goldmedaille bei einem großen internationalen Event, bei einer WM standen sie letztmals 2006 in Mönchengladbach ganz oben auf dem Podest. Doch obwohl auch in diesem Jahr Titelverteidiger und Olympiasieger Belgien sowie Australien als Topfavoriten gehandelt werden, ist der Führungsspieler vom deutschen Meister zuversichtlich, dass sich sein Team vor niemandem verstecken muss. „Die Qualität für den Titel haben wir!“
Bundestrainer André Henning hatte zu Wochenbeginn gefordert, das WM-Ziel müsse aus der Mannschaft kommen. Nichtsdestotrotz teilt er die Auffassung seines Kapitäns – nicht zuletzt, weil sich der Olympiavierte von Tokio nach der Ankunft in Indien am vergangenen Freitag in zwei Testspielen gegen Südafrika (5:1) und Australien (2:1) athletisch in Topverfassung zeigte und mit großer Spielfreude überzeugte. „Vor allem defensiv haben wir es sehr gut gemacht, und jeder weiß, wie wichtig die Abwehrleistung bei einem großen Turnier ist“, sagte der 37-Jährige.
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Die Gruppenphase sollte seine Auswahl nicht vor Probleme stellen. Siege gegen Japan und Südkorea (20. Januar) sind Pflicht, gegen Belgien (17. Januar) geht es ums Viertelfinalticket, das nur der Gruppenerste direkt löst. Die Zweiten und Dritten der vier Vorrundenpools spielen die weiteren vier Plätze aus. „Wir haben großen Respekt vor den Belgiern, sie sind die aktuell größte Herausforderung im Welthockey. Aber wir wollen Erster werden“, sagte Henning. Belgien war bei den vergangenen beiden WM-Turnieren jeweils Endstation für die Deutschen gewesen. 2014 verloren sie das Spiel um Platz fünf, vier Jahre darauf kam im Viertelfinale gegen die „Roten Teufel“ das Aus.
Die gefährlichsten Gegner bei Turnieren in Indien lauern meist neben dem Platz
Die gefährlichsten Gegner bei Turnieren in Indien lauern indes meist neben dem Platz: Lagerkoller und Magen-Darm-Infekte. Auf beides sei man, wie Grambuschs Kölner Teamkollege Thies Prinz (24) sagte, aber optimal vorbereitet. „Wir sind im Hotel bestens versorgt, haben einen eigenen Koch und eine Menge Freizeitmöglichkeiten. Trotzdem wird es Zeit, dass es jetzt losgeht“, sagte der Stürmer.
Dass die deutschen Sportfans davon kaum Notiz nehmen werden, ist nichts Neues. Die Spiele laufen ausschließlich beim Streamingdienst DAZN. „Auch wenn wir die erfolgreichste deutsche Teamsportart sind, wissen wir, dass wir es gegen Fußball und Handball schwer haben. Dennoch hoffen wir, dass ARD oder ZDF live senden, wenn wir das Halbfinale erreichen“, sagte Mats Grambusch, der in Indien die Regenbogenbinde tragen wird, um ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz zu setzen. Der Weltverband FIH hat dem Ansinnen bedingungslos zugestimmt. „Es war eine Teamentscheidung. Wir halten politische Signale für wichtig“, sagte Grambusch. Man wolle aber auch nicht vergessen, sportlich Zeichen zu setzen.