Hamburg. Der Hamburger spielt in Indien seine erste Feldhockey-Weltmeisterschaft. Wie er sich darauf vorbereitet hat.
Hannes Müller studiert Sport und Geografie, um Lehrer zu werden. Ein Blick auf den Reiseplan des 22-Jährigen in den vergangenen acht Wochen zeigt jedoch, warum der Berufswunsch warten muss. Anfang November war der Hamburger für eine Woche in Argentinien, es folgten zwei zehntägige Aufenthalte vor Weihnachten in Südafrika und Spanien, ehe es am vergangenen Freitag nach Bhubaneswar ging.
Dort, im ostindischen Bundesstaat Odisha, startet an diesem Freitag die Feldhockey-WM der Herren, und noch mehr als Lehrer möchte Müller aktuell Weltmeister werden. Deshalb hat der in Köthen (Sachsen-Anhalt) geborene und 2016 an die Eliteschule des Sports am Alten Teichweg gewechselte Mittelfeldspieler des Uhlenhorster HC dem Sport oberste Priorität eingeräumt.
Hockey: Hannes Müller hat bereits Hallen-WM-Erfahrung
Zweimal stand er bereits im deutschen Kader für eine Hallen-WM. Die olympische Variante auf dem Feld hat deutlich mehr Bedeutung. „Umso größer ist meine Freude, es ins Aufgebot geschafft zu haben“, sagt Hannes Müller, einer von nur zwei Hamburgern in der Auswahl des Kölner Bundestrainers André Henning. Der andere ist Abwehrchef Mathias Müller (30) vom Polo Club, dessen Vereinskollege Niklas Bosserhoff (24) ist als Ersatzmann, sogenannter P-Akkreditierter, mitgereist. „Momentan ist Hamburg leider etwas unterrepräsentiert, aber wir haben einige U-21-Spieler, die man auf dem Zettel haben sollte. Auf Sicht laufen in der Stadt genügend gute Spieler herum“, sagt er.
Dass Hannes Müller in Indien auf dem Platz herumlaufen darf, hat er sich mit starken Leistungen in der Bundesliga und der abgelaufenen Nationenserie Hockey Pro League hart erarbeitet. Die Rolle, die er als Verbindungsspieler zwischen Abwehr und Angriff auf der Sechser- oder Achterposition bekleidet, ist eine verantwortungsvolle. Aber genau das liebt der technisch versierte und athletisch hochveranlagte Spiellenker. „Ich mag es, viel den Ball zu haben und das Spiel gestalten zu können. Man ist zwar anfälliger für Fehler, aber die werden mir verziehen, weil das Team erwartet, dass ich Verantwortung übernehme“, sagt er.
Müller zählt das deutsche Team zum erweiterten Favoritenkreis
Als Führungsspieler sehe er sich dennoch nicht, was vor allem daran liegt, dass die Hierarchie im Team eine sehr flache ist. „Die Zeit der Alphatiere, wie es Mo Fürste oder Tobi Hauke waren, ist vorbei“, sagt Hannes Müller, der diesen Satz nicht wertend meint, sondern als Fakt. Schließlich bleibe abzuwarten, ob diese Neuausrichtung den erhofften Erfolg bringt. Die bislang letzte deutsche WM-Medaille war Silber 2010, vier Jahre davor waren die DHB-Herren letztmals Weltmeister. Auch in diesem Jahr zählen sie nicht zum Kreis der Topfavoriten. „Das sind für mich Australien und Belgien. Dahinter kommen fünf, sechs Teams, die sich Hoffnungen machen, darunter wir“, sagt er. „Wir sind vielleicht nicht das Team, das man schlagen muss, um Weltmeister zu werden. Aber wir können trotzdem jeden schlagen.“
In der Vorrundengruppe muss das zumindest gegen Japan (Sa., 14.30 Uhr) und Südkorea (20. Januar, 14.30 Uhr) gelingen, um die Viertelfinal-Ausscheidungsspiele zu erreichen. Ein dritter Sieg gegen Titelverteidiger und Olympiasieger Belgien (17. Januar, 14.30 Uhr) würde die direkte Viertelfinalqualifikation als Gruppenerster bedeuten. „Dafür müssen wir in der Defensive besser stehen als zuletzt. Offensiv sind wir schon sehr gut unterwegs“, sagt Hannes Müller, der sich als persönliches Ziel gesteckt hat, der Mannschaft bestmöglich zu helfen.
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„Ich strebe nicht nach Auszeichnungen. Ich will unserem Spiel meinen Stempel aufdrücken und mit dem Gefühl nach Hause reisen, mein Bestes gegeben zu haben.“ Wenn das gelingt, muss der WM-Titel kein Traum bleiben. Wenn nicht, soll 2024 bei Olympia in Paris die nächste Titelchance folgen. Der Lehrberuf muss jedenfalls noch warten.