Hamburg. Vier Hamburger Asse verlassen die internationale Bühne. Sportsenator Andy Grote will „die nächsten Generationen“ erreichen.

Die ganze Tragweite dessen, was in den kommenden Tagen über sie hereinbrechen wird, wurde Janne Müller-Wieland erst am Dienstagmittag bewusst. Im Saal 151 des Rathauses sollte die Hockey-Nationalspielerin auf der Landespressekonferenz über die Hallen-EM der Damen und Herren sprechen, die von diesem Mittwoch bis Sonntag als „Glanzlicht zum Abschluss des Sportjahres“ (Sportsenator Andy Grote) in der Sporthalle Hamburg ansteht.

Die 36-Jährige, Vereinsidol des Uhlenhorster HC, gibt ihren Abschied von der internationalen Bühne, nachdem sie ihre Karriere bereits im Sommer beendet hatte. „Heute werde ich zum ersten Mal richtig emotional. Bislang war ich so sehr im Turniermodus, dass es keine Rolle gespielt hat, dass es mein letztes Turnier sein wird“, sagte die Abwehrchefin.

Damen-Quartett verabschiedet sich aus der Hockey-Nationalmannschaft

Janne Müller-Wieland ist nicht die einzige verdiente Auswahlspielerin, die in Alsterdorf den Karriereausklang erleben wird. Auch Rekordnationalspieler Tobias Hauke (35), dessen Schwester Franzisca (33/beide Harvestehuder THC) und Lisa Altenburg (33/Club an der Alster), Ehefrau von Damen-Bundestrainer Valentin Altenburg, verabschieden sich in ihrer Heimatstadt aus dem Nationalkader; mit dem Unterschied, dass das Trio noch die Bundesliga-Hallensaison absolviert.

„Wir haben aber nicht nur die vier Hockeylegenden, die sich verabschieden, sondern auch einige Spielerinnen und Spieler, die ihr erstes internationales Turnier mit dem A-Kader erleben. Insofern bin ich mir sicher, dass wir den Fans zwei sehr interessante Mannschaften bieten werden“, sagte Valentin Altenburg, der in seinen Zwölferkader in Mali Wichmann (22), Viktoria Huse (27) und Anne Schröder (28/alle Club an der Alster) drei weitere Hamburgerinnen berufen hat.

Herren-Trainer hat sieben Hamburger Hockeyspieler nominiert

Während Altenburg auf den gesamten A-Kader zurückgreifen konnte, setzt sein Herren-Pendant Rein van Eijk, der die U-21-Auswahl verantwortet, auf eine Spezialistenauswahl. Der Feld-A-Kader mit Bundestrainer André Henning befindet sich in der Vorbereitung auf die WM Ende Januar in Indien. „Ich bin aber überzeugt davon, dass wir eine tolle Mischung aus Erfahrenen und Talenten gefunden haben“, sagte der Niederländer, der neben Hauke aus Hamburg auch Anton Brinckman (22), Luis Holste (23/beide HTHC), Anton Boeckel (27), Niklas Bruns (28/beide Alster), Phil Schmid (27) und Michel Struthoff (19/beide UHC) nominiert hat.

Sportlich haben sich die beiden deutschen Teams den Titel als Ziel gesetzt. So selbstverständlich wie früher, als es seit der Erstaustragung bei den Herren 1974 bis 2008 – damals Russland – niemand anders als Deutschland und bei den Damen zwischen 1975 und 2008 nur einmal England (1996) auf das oberste Treppchen schaffte, ist die Goldmedaille allerdings längst nicht mehr. Zwar ist bei den Herren Deutschland Titelverteidiger, muss sich allerdings vor allem der Konkurrenz des amtierenden Weltmeisters Österreich erwehren, der mit diversen Hamburger Bundesligalegionären antritt. Bei den Damen gilt die Ukraine, die sich drei Wochen lang in einem Trainingscamp in Wohltorf vorbereitete, als ärgster Konkurrent.

Titelverteidiger Belarus ist wegen des Ukraine-Kriegs ebenso ausgeschlossen wie Russland, was dazu führt, dass in diesem Jahr erstmals jeweils nur sechs statt acht Nationen um die Titel spielen. Deshalb wurde der Modus geändert, von zwei Vierergruppen auf eine Hauptrunde, in der jeder gegen jeden antritt. Die Damen starten am Mittwoch (13 Uhr) gegen EM-Neuling Türkei, am Abend (19.30 Uhr) folgt das Duell mit Österreich. Donnerstag (15.45 Uhr) wartet die Ukraine, am Freitag geht es gegen die Niederlande (12 Uhr) und Tschechien (18.15 Uhr).

Sporthalle Hamburg: Karten für Hockey-EM gibt es an der Tageskasse

Die Herren starten am Donnerstag gegen Belgien (12 Uhr) und die Niederlande (19.30 Uhr), es folgen die Duelle mit der Schweiz (Fr., 13.15 Uhr), Österreich (Sa., 11.30 Uhr) und Tschechien (Sa., 18.15 Uhr). Die beiden bestplatzierten Teams bestreiten die Endspiele; bei den Damen am Sonnabend um 15.35 Uhr, bei den Herren am Sonntag um 14 Uhr. Sport 1 überträgt live.

Eintrittskarten gibt es an der Tageskasse oder unter hockeyticket.de. Am Mittwoch und Donnerstag sind rund 3000 Schülerinnen und Schüler in der Halle, am Freitag rund 1600 Aktive aus Hamburger Jugendteams. „Wir wollen die nächsten Generationen erreichen, um Hamburgs Stellenwert als Hockey-Hochburg auszubauen“, sagte Sportsenator Andy Grote.