Hamburg. Die 21-Jährige kam im Sommer 2020 zum Uhlenhorster HC. Seitdem ist sie nicht mehr wegzudenken. Über ihren beeindruckenden Weg.

Ein Stück Wehmut wird dabei sein, wenn sie in der kommenden Woche auf der Tribüne sitzt und ihren Bruder Boris anfeuert. Mit der Schweizer Nationalmannschaft kämpft dieser bei der Hallenhockey-EM in der Sporthalle Hamburg um eine Medaille, und noch lieber, als ihm die Daumen zu drücken, würde Sofie Stomps selbst im parallel ausgetragenen Damenfeld auf Torejagd gehen.

Aber weil die Schweizerinnen 2020 in die B-Division abgestiegen waren und Anfang dieses Jahres den Wiederaufstieg verpassten, sieht die 21-Jährige das Positive im Negativen. „Meine Eltern werden auch in der Halle sein, so können wir gemeinsam ein paar Tage Hockey genießen“, sagt sie.

Hockey: Sofie Stomps kam 2020 nach Hamburg

Es ist diese Einstellung, das Glas stets als halb voll zu betrachten, die aus Sofie Stomps die Spielerin gemacht hat, die als Leistungsträgerin aus dem Bundesligateam des Uhlenhorster HC nicht mehr wegzudenken ist. Im Sommer 2020, mitten in der Corona-Pandemie, war sie aus ihrer Heimat Basel nach Hamburg gewechselt.

Der nächste Schritt in ihrer sportlichen Karriere sollte in die deutsche Eliteklasse führen, zudem wollte sie gern im Ausland studieren. Ozeanografie ist ihr Fachgebiet, und weil sie bei der Nationalmannschaft den damaligen UHC-Cheftrainer Claas Henkel, mittlerweile Sportdirektor und bei der EM kommende Woche auch im Trainerstab der Schweizer Herren aktiv, kennen lernte, war der Kontakt nach Hamburg gelegt.

"Ich habe das Angebot des UHC gern angenommen"

„Ich kannte die Stadt nicht, aber ich wusste, dass Hamburg der beste Standort für Hockey in Deutschland ist, weil ich während der Schulzeit schon einmal für ein paar Monate beim Münchner SC in der Jugend gespielt habe. Also habe ich das Angebot des UHC gern angenommen“, sagt sie. Die Monate des Lockdowns überstand sie bestens; nicht nur, weil sie über einen Nebenjob in einer Bäckerei Kontakt zu Menschen hatte, sondern auch, weil sie in Winterhude eine WG mit ihrer UHC-Kollegin Yara Mandel teilt, die sie bereits aus München kannte. „Das hat mir sehr geholfen, hier anzukommen.“

Dass sie das längst ist, sieht man in dieser Saison deutlich. Auf dem Feld, wo sie in der Innenverteidigung spielt, zählt die zweikampfstarke und technisch beschlagene Auswahlspielerin ebenso zum Stammpersonal von Cheftrainer Jojo Persoon wie in der Halle, wo sie aktuell im Sturm angreift. Mit bislang durchschlagendem Erfolg: Am Auftaktwochenende traf sie beim 7:1 über den Großflottbeker THGC fünfmal, weitere drei Tore waren es beim 6:2 gegen den Hamburger Polo Club.

Sofie Stomps belegt Platz eins in der Torjägerinnenliste

Das bedeutet Platz eins in der Torjägerinnenliste – und Platz eins in der Tabelle für den UHC, der damit einigermaßen entspannt an diesem Sonnabend (13.45 Uhr, Barmbeker Straße) zum Topspiel beim Harvestehuder THC antreten kann. Vor der Saison war in der Nordgruppe der übliche Dreikampf zwischen UHC, HTHC und dem Club an der Alster um die beiden Viertelfinalplätze erwartet worden. Dann spielte der HTHC beim Bremer HC nur 3:3, Alster unterlag beim Aufsteiger gar 3:5 – und plötzlich hat der UHC das Momentum auf seiner Seite.

Sofie Stomps will das jedoch nicht überbewerten. „Der HTHC ist sicher etwas mehr unter Zugzwang, aber wir dürfen auch nichts liegen lassen“, sagt sie. Der Kader habe enorme Qualität, „wir müssen aber noch herausfinden, welche Spielstile am besten zueinander passen. Ich denke aber, dass wir gute Chancen haben, unser Ziel Viertelfinale zu erreichen.“

Hockey: Stomps will sich Jahr für Jahr verbessern

Persönliche Ziele hat sich die passionierte Ski- und Snowboardfahrerin, die im UHC als Athletiktrainerin des weiblichen Nachwuchses arbeitet, auch gesteckt. Sie will sich Jahr für Jahr verbessern, „ich bin überzeugt, dass da noch einiges mehr geht bei mir.“ Irgendwann würde sie gern in der niederländischen Hoofdklasse spielen, die als beste Damenliga der Welt gilt.

Sogar mit dem Gedanken, für die Heimat ihrer niederländischen Eltern aufzulaufen, deren Staatsangehörigkeit sie auch besitzt, hat sie mal gespielt. „Aber dann habe ich mit 16 mein erstes A-Länderspiel für die Schweiz gemacht, und damit bin ich auch glücklich.“ Auch wenn es bedeutet, in der kommenden Woche nur zuschauen zu können.