Buxtehude. Der Wettbewerb ist für die Handballerinnen des Buxtehuder SV ein teurer Spaß, weil die Halle Nord Richtlinien nicht erfüllt.
Als die Handballerinnen des Buxtehuder SV am Freitagvormittag zum größten sportlichen Abenteuer der vergangenen drei Jahre aufbrachen, saß Peter Prior allein in seinem Büro in der Buxtehuder Innenstadt. Der Geschäftsführer des Frauen-Bundesligaclubs hat angesichts des European-League-Hinspiels beim norwegischen Erstligisten Fana Håndball in Bergen an diesem Sonnabend (16 Uhr) vor allem finanzielle Sorgen, der erste Europapokalauftritt seit Herbst 2019 stellt Prior und den BSV vor eine große Herausforderung.
„Ich gebe aber keine Anweisung an den Trainer, dass wir in Norwegen hoch verlieren, um die anschließende Gruppenphase zu umgehen. Wir müssen uns dem stellen“, sagt Prior. Durch den überraschenden dritten Platz in der vergangenen Bundesligasaison steigt der BSV im zweithöchsten europäischen Wettbewerb in Runde drei ein. Setzt er sich im Hin- und Rückspiel (10. Dezember, 19.30 Uhr, Halle Nord) durch, wartet im Januar und Februar eine mehrwöchige Gruppenphase mit jeweils drei Hin- und Rückspielen.
Handball: Heimauftritte könnten zur Kostenfalle werden
Priors Problem: Abgesehen von den Flug-, Hotel- und Buskosten für die Auswärtsspiele drohen vor allem die Heimauftritte zur Kostenfalle zu werden. Anders als in der Bundesliga schreibt die Europäische Handballföderation ab der Gruppenphase Tribünen auf beiden Seiten des Spielfelds sowie einen reinen Handballboden vor.
Weil die in die Jahre gekommene Halle Nord diese Richtlinien nicht erfüllt, müsste der Verein in die CU Arena in Neugraben umziehen, entsprechende Termine hat Prior bereits reserviert. „Das ist mit einem erheblichen Kostenaufwand verbunden. Da müssen wir gucken, wie wir das überhaupt stemmen können“, sagt der Geschäftsführer. Eine neue Halle in Buxtehude wird zurzeit für mehr als 20 Millionen Euro gebaut.
Bisher rund 900 Tickets verkauft
Für die drei möglichen Heimspiele in der CU Arena würde der BSV einen niedrigen bis mittleren fünfstelligen Betrag zahlen. Zudem muss der Verein am 30. Dezember ein Bundesliga-Topspiel mit reinem Handballboden, beidseitigen Tribünen, LED-Bande und einem TV-gerechten Bild in der Sporthalle Hamburg (Mietkosten rund 20.000 Euro) austragen. Bisher sind rund 900 Tickets (Kapazität: 3750) für die Partie gegen Sachsen Zwickau verkauft, darunter befinden sich 450 Dauerkarten. „Ich glaube immer noch daran, dass wir die Halle gut füllen und die LED-Bande gut vermarkten“, sagt Prior.
Die allgemeine Zurückhaltung bei Ticketverkäufen sei insbesondere für die möglichen Gruppenspiele in der CU Arena gefährlich, weiß Prior. Anders als das Rückspiel gegen Fana und das Topspiel gegen Zwickau wären diese Spiele nicht in den Dauerkarten enthalten. „Auch früher hat man das Geld nur wieder einspielen können, wenn die Halle voll war“, sagt er. 2300 Zuschauer fasst die Arena in Neugraben, der aktuelle Zuschauerschnitt des BSV liegt bei 701.
„Das Team freut sich riesig darauf"
Dem finanziellen Risiko mit einem Nichtantritt aus dem Weg zu gehen, ist für den Verein allerdings keine Option. „Wenn man sich qualifiziert hat, können wir das der Mannschaft nicht antun“, sagt Prior. „Das Team freut sich riesig darauf, das ist die Belohnung für den dritten Platz in der vergangenen Saison.“
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Dirk Leun sind die wirtschaftlichen Zwänge bewusst, dennoch konzentriert sich der Trainer vor allem auf die sportliche Herausforderung. „Es gibt immer einen gewissen Grad der Unbekanntheit. Wir werden erst am Sonnabend sehen, wie stark Fana wirklich ist“, sagt Leun, der sich vom Schweizer Club Spono Eagles gegnerische Spielszenen aus der vergangenen European-League-Runde besorgt hat.
Handball: Leun sieht gute Chancen aufs Weiterkommen
Weitere Informationen lieferte die deutsche Nationalspielerin Mia Zschocke, die mit Storhamar Håndball am vergangenen Sonntag gegen Fana spielte. Nachdem der BSV 2018 gegen den dänischen Topclub Viborg HK und 2019 gegen den russischen Club Astrakhanochka Astrachan ausschied, sieht Leun in diesem Jahr gute Chancen aufs Weiterkommen.
Gelingt das, dürfte sich auch Peter Prior freuen – zumindest ein bisschen.