Hamburg. Der Hamburger Hockeystürmer Nick Algner will sich in dieser Woche mit dem deutschen Vizemeister für die EHL-Endrunde qualifizieren.
Die Ostertage des kommenden Jahres scheinen noch sehr weit entfernt. Nick Algner hat sich zwar noch nichts vorgenommen, aber wenn alles nach Plan läuft, dann hat der Stürmer der Hockeyherren des Hamburger Polo Clubs in Kürze vom 7. bis 10. April 2023 eine Reise in die Niederlande im Terminkalender stehen. Dort treten die acht besten Teams Europas an, um den Gewinner der Euro Hockey League (EHL), des Europapokals der Landesmeister im Feldhockey, zu ermitteln. Sich in diesen Kreis zu spielen, das ist in dieser Woche das erklärte Ziel des amtierenden deutschen Vizemeisters.
„Die Entwicklung, die wir seitdem genommen haben, ist einfach der Wahnsinn“
Nick Algner kann, wenn er an das Sechzehntelfinale an diesem Donnerstag (19 Uhr) denkt, in dem auf der Anlage des Stadtrivalen Harvestehuder THC der englische Vizemeister Wimbledon HC wartet, kaum glauben, dass seine Gedanken Realität sind. „Noch vor wenigen Jahren war die EHL für uns so weit weg, dass ich nicht einmal davon zu träumen gewagt habe“, sagt der 27-Jährige vor der internationalen Premiere des einzigen Herren-Bundesligisten aus dem Hamburger Westen. Um die Bedeutung zu umreißen, die die erstmalige EHL-Qualifikation für den Polo Club hat, ist Nick Algner der perfekte Gesprächspartner. Schließlich ist er der einzige Spieler im Aufgebot von Cheftrainer Matthias Witthaus, der schon vor neun Jahren für die Ersten Herren in der viertklassigen Oberliga auflief.
„Die Entwicklung, die wir seitdem genommen haben, ist einfach der Wahnsinn“, sagt der Sohn des Vereinspräsidenten Thies Algner, der als Vierjähriger an der Jenischstraße erstmals mit dem Hockeysport in Berührung kam. Von 2016 bis 2018 marschierten die Polo-Herren bis in die Bundesliga durch, auch dort verbesserten sie sich kontinuierlich, bis im Frühjahr dieses Jahres mit dem Erreichen des DM-Finales der größte Erfolg der Vereinsgeschichte gelang, der zur Teilnahme an der ersten EHL-Runde berechtigt.
Identifikationsfigur für Jugendliche: „Das ist sehr wichtig, und ich versuche, dieses Vorbild zu sein“
Ausgerechnet in der vergangenen Saison war Nick Algner nicht als Spieler dabei. Weil er beruflich in Berlin durchstartete, wo er mit seinem Bruder und dessen Freundin ein E-Commerce-Start-up in der Kosmetikbranche aufgebaut hat, war im Sport eine Zwangspause notwendig geworden. „Aber ich war als Fan bei der Endrunde in Bonn dabei, und auf der Zugfahrt zurück habe ich gespürt, wie sehr mir dieser Zusammenhalt in der Mannschaft, der unseren Verein auszeichnet, gefehlt hat“, sagt er. Also regelte er seine beruflichen Verpflichtungen so, dass diese auch aus dem Homeoffice in Hamburg bedient werden können, und ist zu dieser Saison wieder fester Bestandteil des Kaders.
- Überraschung: Hamburger Tobias Hauke für Hallen-EM nominiert
- HTHC und Polo kämpfen um EHL-Final-8
- SC Wentorf dringt auf zeitnahen Neubau einer Sporthalle
Seine Rolle interpretiert Nick Algner bewusst zurückhaltend. „Wir haben drei starke Kapitäne, da muss ich mich nicht als Wortführer aufspielen, nur weil ich ein Urgestein des Vereins bin“, sagt er. Sehr wohl jedoch sei ihm bewusst, dass es in einer Mannschaft, die ihre Startelf fast komplett aus ausländischen Nationalspielern formen könnte, Identifikationsfiguren bedürfe, an denen die Jugendspieler sehen könnten, dass sie es bis ins internationale Spitzenhockey schaffen können. „Das ist sehr wichtig, und ich versuche, dieses Vorbild zu sein“, sagt er.
„Wir kennen unsere Gegner nicht, aber ich glaube, dass wir das Niveau haben, um uns durchzusetzen“
Nach dem durchwachsenen Bundesligastart mit nur zwei Siegen aus fünf Spielen könnte die EHL eine willkommene Abwechslung darstellen. Coach Witthaus hat bewusst darauf geachtet, die Konzentration nicht schon während des Ligaalltags zu sehr auf den Saisonhöhepunkt zu lenken. „Wir denken wirklich von Spiel zu Spiel und haben uns erst im Training am Dienstagabend zum ersten Mal mit Wimbledon beschäftigt“, sagt Nick Algner.
Gelingt ein Sieg gegen die Briten, wartet als letzte Hürde vor der Osterreise am Freitag (19 Uhr) der Sieger des Duells CA Montrouge (Frankreich) – Lisnagarvey HC (Irland). „Wir kennen unsere Gegner nicht, aber ich glaube, dass wir das Niveau haben, um uns durchzusetzen“, sagt Nick Algner. Er fühlt sich „so fit wie noch nie“ und hat nach der Hockey-Auszeit „große Lust, noch ein paar Jahre zu spielen und etwas zu erreichen“. In dieser Woche können er und das Team damit anfangen.