Hamburg. Beim Elite-16-Turnier stehen gleich drei Teams im Viertelfinale. Bitteres Aus am Freitagabend für Müller/Tillmann

Mit den für TuSA Düsseldorf spielenden Karla Borger/Julia Sude, Sandra Ittlinger/Isabel Schneider vom FC St. Pauli und Nils Ehlers/Clemens Wickler (Eimsbütteler TV) haben drei von neun gestarteten deutschen Teams beim Beachvolleyball-Elite-Turnier am Rothenbaum das Viertelfinale erreicht, das am Sonnabend von zwölf Uhr an gespielt wird. Um 17 Uhr folgt das Halbfinale.

Beachvolleyball am Rothenbaum: Tränen bei Tillmann

Am späteren Freitagabend hatten die WM-Dritten Svenja Müller/Cinja Tillmann (ETV/Düsseldorf) noch eine kleine Chance, sich als viertes nationales Duo für die K.-o.-Runde zu qualifizieren. Am Ende fehlte ihnen beim 2:0 (22:20, 21:18)-Sieg über die Spanierinnen Álvarez/Moreno ein Punkt zum Weiterkommen. „Jetzt überwiegt erst mal die Enttäuschung“, sagte Tillmann unter Tränen, „aber wir müssen uns eingestehen, dass wir in Hamburg nicht unsere optimale Leistung gebracht haben.“

„Das Abschneiden der deutschen Teams, vier von ihnen waren ja schon am Mittwoch in der Qualifikation ausgeschieden, entspricht unseren Erwartungen, übertrifft sie sogar etwas“, sagte Jürgen Wagner im Gespräch mit dem Abendblatt.

Wagner (66), Head of Beachvolleyball des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV), ist der erfolgreichste nationale Strand-Coach, gewann mit Julius Brink/Jonas Reckermann 2012 in London und Laura Ludwig/Kira Walkenhorst 2016 in Rio de Janeiro olympisches Gold. Mit dem vom DVV „widerruflich freigestellten“ Sportdirektor Niclas Hildebrand (42) sollte er die deutschen Teams zu den Sommerspielen 2024 in Paris führen.

Macht Erfolgstrainer Wagner weiter bis Paris 2024

Nach den Europameisterschaften Ende nächster Woche in München will sich Wagner erklären, ob er sich auch ohne Hildebrand weiter in der Lage sieht, die gemeinsam beschlossenen Pläne umzusetzen – was Stand heute als unwahrscheinlich gilt. Für das Abendblatt bewertete Wagner Leistung und Perspektiven der fünf deutschen Teams, die im Hauptfeld standen.

Ehlers/Wickler: „Nach dem krankheitsbedingten Rückzug der norwegischen Olympiasieger und Weltmeister Anders Mol/Christian Sörum gehören sie mit zu den Turnierfavoriten. Wickler beweist am Rothenbaum einmal mehr seine Weltklasse in der Abwehr, Ehlers, der für einen 2,10-Meter-Mann sehr beweglich ist, überzeugt mit seinen Aufschlägen und im Block. Bleiben beide gesund, was bei ihrer Verletzungshistorie weiter ein Unsicherheitsfaktor ist, sehe ich sie klar unter den Top Ten der Welt. Potenzial haben sie noch bei der Mentalität. Ihnen fehlt etwas das Hier-kommen-wir-und-hauen-alles-weg!“

Borger/Sude: „Sie sind das konstanteste deutsche Team, liefern immer ihre Leistungen ab und können an guten Tagen alle Gegnerinnen schlagen, was ihnen beim Tourfinale im vergangenen Jahr auf Sardinien auch gelang. Ob sie bis Paris weitermachen wollen, haben sie noch nicht entschieden. Kandidatinnen dafür wären sie auf jeden Fall, auch jede für sich.“

Ittlinger/Schneider: „Bravo, bravo, bravo! Das war vor allem im entscheidenden und gewonnen Gruppenspiel gegen die Italienerinnen Marta Menegatti/Valentina Gottardi eine überragende Vorstellung, spielerisch, kämpferisch und mental. Auch in kritischen Situationen haben sie an sich geglaubt. Isabel Schneider hatte in diesem Turnier bereits einige Weltklasse-Aktionen in der Abwehr. Beide haben sich weiterentwickelt, hatten in ihres Matches teilweise lange, fehlerfreie Passagen.“

Müller/Tillmann: „Sie sind die Überraschung der Saison, niemand hätte in ihrem ersten gemeinsamen Jahr diese Leistungen von ihnen erwartet. Sie gewannen in Ostrau (Tschechien) ihr erstes Elite-16-Turnier, wurden danach bei der WM im Juni in Rom Dritte. Anschließend zwang sie Corona zu einer längeren Pause, seitdem baggern sie ihrer Form hinterher. Das wäre auch ohne Corona nicht ungewöhnlich gewesen. Nach den ersten Erfolgen gerieten sie in den Fokus der gegnerischen Scouts, ihr Spiel wurde seziert, der Überraschungseffekt ging verloren. Sie werden aber ihren Weg machen. Svenja Müller ist unter den großen Blockerinnen technisch eine der besten Zuspielerinnen. Cinja Tillmann wiederum gräbt in der Abwehr Bälle aus, die nur wenige holen.“

Laboureur/Schulz. „Viel hat nicht gefehlt, und sie hätten sich ebenfalls ins Viertelfinale geschlagen. Es mangelte ein wenig an der Konstanz, um auf dem hier geforderten Niveau auch in den entscheidenden Phasen Akzente zu setzen. Ob sie 2023 als Team weitermachen, ist offen. Nach den deutschen Meisterschaften Anfang September in Timmendorf werden sich ohnehin alle Teams selbst auf den Prüfstand stellen, wie und mit wem sie die Olympia-Qualifikation angehen wollen.“

Programm: Sonnabend:Viertelfinale: 12 –16 Uhr; Halbfinale: 17–21 Uhr. Sonntag:Frauen, Platz 3: 11 Uhr; Finale: 12 Uhr. Männer, Platz 3: 14 Uhr; Finale: 15 Uhr.