Hamburg. Schlimme Fehler beim enttäuschenden 2:3 gegen Hildesheim, Buchholz freiwillig mit zehn Mann, ein “Traumtor“ in Unterzahl von Kämpfer.
Drei Geschenke, null Punkte
Weit von seinen Aufstiegsambitionen entfernt präsentierte sich Regionalligist FC Teutonia 05 auch in seinem zweiten Saisonspiel gegen Hildesheim. Vor der enttäuschenden Zuschauerzahl von 327 luden die Teutonen ihre Gäste durch abenteuerliches Abwehrverhalten zu drei Treffern ein und unterlagen mit 2:3.
Zwei unnötige Elfer und ein Tiefschlaf 20 Sekunden nach der Pause ermöglichten biederen Gästen durch einen Hattrick des starken Angreifers Moritz Göttel den Sieg. Teutonia steht weiterhin ohne Punkte da. „Alle bei uns haben sich reingehauen. Wir hatten vorne unsere Chancen. Schlimmer als wir kann man die Gegentore aber nicht kriegen. Das war Schülerverhalten. Wir sind eben noch ein zusammengewürfelter Haufen“, spielte Teutonias Trainer David Bergner auf den Totalumbruch im Sommer an.
Während Teutonias Ridel Varela Monteiro nach Abpfiff in der Mixed Zone einen Mülleimer durch die Gegend trat, wollte FCT-Keeper Yannick Zummack von lähmendem Druck aufgrund der hohen Ziele im Club nichts wissen. „Hier herrscht kein Druck. Das ist semiprofessioneller Fußball. Jeder Spieler muss mit seinen eigenen Ambitionen zurechtkommen. Wer das als Druck empfindet, muss sich dem stellen. Sonst braucht er keinen Fußball zu spielen“, empfahl Zummack.
Prophet Atamimi, die Zweite
Ein lupenreiner Hattrick, drei Platzverweise, die Tabellenführung und ein euphorisierter Kapitän – der Eimsbütteler TV hat sich nach 17 Jahren Oberligaabstinenz mit einem legendären ersten Heimspiel in Hamburgs Eliteklasse zurückgemeldet und Serienmeister TuS Dassendorf beim Debüt von dessen neuem Trainer Peter Martens mit 3:0 auseinandergenommen. „Die ganze Liga weiß Bescheid!“, schrie ETV-Kapitän Finn Schütt nach dem Spiel seine Freude heraus. Weder durch das umstritten aberkannte 1:0 noch durch viele Turbulenzen (ein Eimsbütteler und zwei Dassendorfer flogen mit Rot vom Platz) hatte sich der ETV aus der Ruhe bringen lassen.
„Wir haben gezeigt, dass wir im Kopf hellwach sind“, sagte Dreifachtorschütze Dominik Akyol. Vor der Saison hatte sein Coach Khalid Atamimi ihn und Tyrese Boakye als Nachfolger für den gewechselten Theo Schröder (32 Tore) auserkoren. In Buchholz traf Boakye zweimal, nun Akyol dreimal. „Wir zeigen einfach unsere Qualität“, so Akyol. Dassendorfs Trainer Peter Martens wollte trotz schwacher Vorstellung nicht den Stab über sein Team brechen. „Alle Spieler wollten und sind leistungsbereit. Die Jungs sind auf dem Platz ja nicht spazieren gegangen.“
„Lüne“ nur Bankdrücker, HSV II obenauf
Eine Pechsträhne zum Saisonstart erwischt hat Regionalligist Eintracht Norderstedt. Nach Philipp Müllers Kreuzbandriss im Spiel gegen Havelse (Abendblatt berichtete) verschenkte die Eintracht beim 3:3 in Jeddeloh zwei Punkte in der Schlussminute. Keeper Lars Huxsohl, zuvor acht Pflichtspiele in der Regionalliga ohne Gegentor, rutschte ein Schuss von Jeddelohs Kasra Ghawilu zum Ausgleich durch. „Wir waren die bessere Mannschaft. Das Ergebnis ist eine gefühlte Niederlage“, konstatierte Eintrachts Trainer Olufemi Smith. Pikant: Der Coach hatte den fitten, mit 109 Treffern vereinsinternen Torschützenkönig Jan Lüneburg 90 Minuten auf der Bank schmoren lassen.
Freude herrscht dagegen beim HSV II. Durch ein 2:1 in Havelse verteidigte das Team die Tabellenführung der Regionalliga Nord. „Der Blick auf die Tabelle ist schön, gibt uns Rückenwind“, so Pit Reimers. „Aber es sind noch 36 Spieltage zu spielen, und schon am nächsten Spieltag will uns Jeddeloh von ganz oben runterstoßen“, warnte der HSV-II-Coach.
Buchholzer Novum
Freiwillig mit nur zehn Mann spielte der TSV Buchholz 08 in den ersten zwanzig Minuten beim Oberligisten WTSV Concordia. Dann stand der verspätet erschienene Anthony Maaß an der Seitenlinie – und wurde vom Buchholzer Trainer Nabil Toumi als elfter Akteur eingewechselt. Zu diesem Zeitpunkt stand es schon 2:0 für die Concorden, die die Partie mit 4:0 gewannen. Warum Toumi in den ersten zwanzig Minuten keinen elften Spieler aufs Feld geschickt hatte, wollte er auf Nachfrage des Abendblatts nicht kommentieren.
Die Leistung selbst sah er nicht so schlecht – und wollte den aktuell letzten Platz nicht überbewerten. „Der ETV gibt ja jetzt als Tabellenführer auch nicht den Titel als Ziel aus“, sagte Toumi. Für Verwunderung sorgte Toumis Maßnahme bei Cordis Trainer Stefan Gehrke. „Freiwillig mit zehn Spielern zu beginnen, ganz ehrlich, das habe ich als Trainer auf diesem Niveau noch nie erlebt“, sagte Gehrke.
Kämpfers Traumtor in Unterzahl
Moral bewies Victorias Jan Kämpfer im Oberligaspiel gegen den HSV III. Unmittelbar nach dem Platzverweis für seinen Mitspieler André Monteiro Branco beim Spielstand von 2:2 in der 80. Minute schnappte sich Kämpfer für seine nun in Unterzahl agierende Mannschaft den Ball an der Mittellinie, trieb ihn bis zum Sechzehner-eck und ballerte ihn von dort kurios ins Tor.
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Die Kugel sprang erst an beide Innenpfosten – und dann zum 3:2-Endstand rein. „Echtes Traumtor“, lobte Victorias Trainer Sören Titze seinen Kunstschützen. „Vorher lief viel gegen uns. Bei unserem Glück an dem Tag dachte ich, der springt wieder raus“, so Titze lachend. Der Humor vergangen war HSV III-Trainer Marcel Lettmann. „Diese Niederlage“, so der Coach, „war maximal unglücklich.“