Hamburg. Sein Gegner Humberto Galindo wehrte sich nach Kräften gegen den Hamburger, hatte jedoch letztlich keine Chance.

Seine gute Kinderstube hatte Artem Harutyunyan auch nach zehn harten Runden im überhitzten Universum-Gym an der Großen Elbstraße nicht vergessen. Als Ringsprecher Heiko Mallwitz den Leichtgewichts-Boxprofi am Sonnabendabend nach siegreich verrichteter Arbeit fragte, ob er seinen mexikanischen Kontrahenten Humberto Galindo auch als „harten Hund“ wahrgenommen habe, antwortete der 31 Jahre alte Hamburger: „Als Hund würde ich ihn nicht bezeichnen, aber hart war er.“ Ein schöner letzter Konter war das, nachdem der gebürtige Armenier zuvor im Ring über weite Strecken den aktiven Part gespielt hatte.

Eine sehr konzentrierte, technisch starke und taktisch höchst disziplinierte Leistung honorierten die drei Punktrichter mit eindeutigen Wertungen. 98:91, 99:90 und 100:89 stand für Artem Harutyunyan auf den Punktzetteln. Fast hätte es die Urteile des Trios gar nicht gebraucht, wenn der neun Jahre jüngere Mittelamerikaner nach einer Serie schwerer Kopfhaken in Runde vier nicht vom Pausengong gerettet worden wäre. Galindo, mit elf vorzeitigen Siegen durchaus ein Mann mit Schlaghärte, kam überhaupt nicht zur Entfaltung und musste die in allen Belangen offensichtliche Unterlegenheit neidlos anerkennen.

Boxen: Artem Harutyunyan braucht Weltklassegegner

Klar ist, dass Artem Harutyunyan Konkurrenz der Klasse Galindos entwachsen ist. Will er seinem Ziel, einmal um den WM-Titel eines der vier bedeutenden Weltverbände zu kämpfen, näherkommen, braucht es nun Weltklassegegner – und deshalb aller Wahrscheinlichkeit nach die Bereitschaft, im Ausland sein Glück zu versuchen. Der in nun zwölf Profikämpfen unbesiegte Olympiadritte von 2016 in Rio de Janeiro ist bereit dazu, er forderte im Ring Vierfachweltmeister Devin Haney (23/USA) und Gervonta Davis (27/USA/hält die WBA-WM-Titel im Superfeder-, Leicht- und Halbweltergewicht) auf, ihre Titel gegen ihn aufs Spiel zu setzen.

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„Es ist nicht fair, dass die US-Jungs ihre Gürtel immer nur in ihrem Land gegen ihre Wunschgegner verteidigen. Ich will die Besten der Besten boxen und zeigen, dass ich es drauf habe“, sagte der alte und neue WBC-International-Champion – und nahm damit seinen Promoter Ismail Özen-Otto in die Pflicht, der sich auf die ihm eigene Art dazu äußerte: „Wir haben noch einen langen Weg vor uns, aber wir sind kurz davor“, sagte er im Ring. Was genau er damit sagen wollte, blieb im Unklaren, aber dass er an Harutyunyan glaubt, ist unzweifelhaft.

Boxen: Harutyunyan richtet sich auf Nachtschichten ein – mit seiner Tochter

Nun muss sich zeigen, welche Kämpfe kurzfristig möglich sind. Bevor jedoch neue Herausforderungen im Ring auf ihn warten, stehen Artem Harutyunyan privat harte, aber auch schöne Zeiten bevor. Noch im Ring versprach er seiner Frau, die Nachtschichten mit der 40 Tage alten Tochter Amalia zu übernehmen, die sie ihm während der Vorbereitung abgenommen hatte. „Ich mache ab heute alle, und ich freue mich drauf“, sagte der Champion – und lachte ein Lachen, das keinen Zweifel am Wahrheitsgehalt seiner Aussage zuließ.