Lütjensee. Daniel Meyer kämpft bei den Hochschulmeisterschaften in Hamburg. Im September fährt er zur Uni-WM. Sein Traum: eine Profikarriere.
Ein beherzter Händedruck, der offene Blick, ein gewinnendes Lächeln – gleich zu Beginn des Gesprächs hinterlässt Daniel Meyer einen guten Eindruck. Nach wenigen Minuten wird deutlich: Der 24 Jahre alte Boxer aus Lütjensee hat klare Vorstellungen. Er weiß genau, was er will: am kommenden Wochenende bei den in Hamburg ausgetragenen Deutschen Hochschulmeisterschaften den Titel in der Gewichtsklasse von 67 bis 71 Kilogramm (Halbmittelgewicht) verteidigen.
„Die Wettkampfphase ist weitgehend abgeschlossen“, sagt der Student für Sportmanagement. „Die Fitness ist da. In dieser Woche stehen ein paar lockere Trainingseinheiten auf dem Plan, vielleicht noch ein leichtes Sparring.“ Nun gilt es, auf das Gewicht zu achten. Beim offiziellen Wiegen am Morgen des Kampftags darf das vorgeschriebene Gewicht nicht überschritten werden. Anderenfalls hieße es für den blonden Stormarner: schnell noch eine Extrarunde joggen und ein paar Gramm Gewicht ausschwitzen.
Erfahrung aus mehr als 120 Boxkämpfen
Das Kampfspektakel in der Boxsporthalle Hamburg am Braamkamp wird für Daniel Meyer ein Heimspiel. „Die Familie, viele Freunde und Bekannte werden in der Halle sein, das gibt noch einen extra Schub Motivation“, sagt er, der mit zwölf Jahren zum ersten Mal im Ring stand.
Mit mehr als 120 Kämpfen zählt der 24-Jährige mittlerweile in seiner Gewichtsklasse zu den besten Amateurboxern bundesweit. Die Teilnahme an den nationalen Hochschulmeisterschaften ist lediglich einer von mehreren Mosaiksteinen in einer mit sportlichen Höhepunkten gespickten Saison. Das Ticket für die Ende September in der türkischen Hafenstadt Samsun angesetzten Universitäts-Weltmeisterschaften im Kampfsport (Boxen, Karate, Muaythai, Sambo, Ringen, Wushu) hat der 24-Jährige bereits in der Tasche.
Amateurboxer will es aufs Podium schaffen
Meyer lächelt und sagt: „Natürlich ist das ein Grund mehr, mich am Wochenende im Ring von meiner besten Seite zu zeigen und die Nominierung noch einmal mit Leistung zu bestätigen.“ Vor den Welttitelkämpfen wird Meyer sich auch noch einmal auf nationaler Ebene präsentieren. Bei den Anfang August in Heidelberg ausgetragenen Deutschen Meisterschaften im Amateurboxen hat sich der 24-Jährige eine Podiumsplatzierung zum Ziel gesetzt.
Die unterschiedlichen Wettkampfformate ordnet Meyer realistisch ein. Er sagt: „Nationale Titelkämpfe bei den Amateuren haben ohne Frage sportlich ein höheres Niveau als die deutschen Meisterschaften der Studenten.“
Sportler strebt Wechsel ins Profilager an
Die Teilnahme vor Kurzem an dem Eindhoven-Box-Cup zählte für den Lütjenseer zu den wichtigen Säulen in der Vorbereitung auf das heiße Saisonfinale. Bei dem international besetzten größten Boxspektakel der Niederlande holte der Stormarner die Bronzemedaille. Im Viertelfinale besiegte er den ehemaligen Europameister Jack Oliphant aus England klar nach Punkten. Gegen Merven Clair aus Mauritius, den Fünftplatzierten bei den Olympischen Spiele von Tokio im vergangenen Jahr, lieferte sich Meyer im Halbfinale über drei Runden einen packenden Schlagabtausch, unterlag am Ende knapp nach Punkten.
Im Ligabetrieb ist der Student ebenfalls aktiv. In der 1. Bundesliga tritt der Lütjenseer für den 17-maligen DDR-Meister und dreifachen Bundesliga-Titelträger BC Traktor Schwerin an. Am Ende der an Höhepunkten reichen Saison plant Meyer mit dem Wechsel ins Profilager dann den nächsten Schritt.
Aus einer Niederlage zog er wichtige Lehren
Die bittere Pille, dass nicht immer alles nach Plan läuft, musste Meyer vor einigen Monaten bei den Landesmeisterschaften in Neubrandenburg schlucken. Als Titelverteidiger und klarer Favorit angetreten kletterte er am Ende als Verlierer aus dem Ring. „Mental war ich einfach nicht auf der Höhe, ich war zu selbstsicher“, gibt Meyer zu.
An der Niederlage habe er lange zu knabbern gehabt, aber auch wichtige Lehren daraus gezogen. „Einen Gegner leichtfertig zu unterschätzen kommt bestimmt nicht mehr vor“, sagt Meyer mit einem Lächeln. Und fügt hinzu: „Durch die Niederlage setzte ich mich im Training noch intensiver und kritischer mit meinen eigenen Fehlern und Schwächen auseinander.“
Meyers Vater war Hamburger Landestrainer
Ein Garant für die Erfolge des ehrgeizigen Amateurboxers ist von Beginn an Vater und Trainer Dirk Meyer. Der kennt sich aus im knallharten Boxgeschäft, schließlich war er selbst fast 20 Jahre aktiv (unter anderem ebenfalls in der Bundesliga) und von 2011 bis 2014 auch Hamburger Landestrainer. „Die jahrelange Zusammenarbeit mit meinem Vater läuft sehr geordnet und harmonisch ab“, sagt der angehende Profisportler. „Ohne ihn wären wir als Team nicht dort, wo wir jetzt stehen.“
„Boxmeyer“ steht auf dem schwarzen T-Shirt, das Daniel Meyer eher unbewusst für das Gespräch übergestreift hat. Dennoch ist es ein wichtiges Detail, das einiges über die geschäftlichen Zukunftspläne des 24-Jährigen verrät. Als weiteres berufliches Standbein will Daniel Meyer die Entwicklung des 2003 gegründeten Unternehmens Boxmeyer – ein Onlineshop für verschiedenste Kampfsportartikel – vorantreiben.
Deutsche Hochschulmeisterschaft im Boxen Freitag bis Sonntag, 24. bis 26, Juli, Boxsporthalle Hamburg, Braamkamp 1, Auslosung am Freitag, Viertel- und Halbfinale am Sonnabend um 10, 14 und 18 Uhr, Finale am Sonntag ab 10 Uhr