Hamburg. Für ihren großen Traum, die World Games, trainiert die Ju-Jutsu-Weltmeisterin hart. Das Talent für den Kampfsport liegt in der Familie.

Ein paar letzte Sekunden noch, gegen den Widerstand des Therabands den Oberkörper über dem Boden halten, dann hat Ju-Jutsuka Jule Jacobs die letzten Kraftübungen geschafft und das anstrengende Training hinter sich gebracht. Zumindest für den Vormittag, denn am Abend steht bereits eine weitere Trainingseinheit an. Direkt von der Schule sind sie und ihre Freundin Michelle Rockmann in die Sporthalle zum Kadertraining gefahren, das zweimal die Woche stattfindet. Denn Jule und Michelle, amtierende U-18-Europameisterin, zählen zu den größten Nachwuchshoffnungen im Ju-Jutsu.

Es ist der Sport, der bei beiden im Mittelpunkt steht, viel Freizeit bleibt ihnen nicht. „Wenn ich Ju-Jutsu nicht hätte, würde ein ziemlich großer Teil meines Lebens fehlen“ sagt die Neuntklässlerin, der am Gymnasium Heidberg in Langenhorn ein spezieller Sportzweig das viele Training ermöglicht.

Kampfsport: Jacobs wurde U-16-Weltmeisterin im Ju-Jutsu

Während andere Jugendliche in ihrem Alter abends vor dem Smartphone sitzen oder die letzten Hausaufgaben erledigen, steht Jule in der Halle. Insgesamt sechsmal pro Woche trainiert die 14-Jährige vom Norderstedter Kampfsportverein Kodokan. Und das harte Training zahlt sich aus. Im November 2021 wurde sie in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigte Arabischen Emirate, U-16-Weltmeisterin in der Kategorie bis 48 Kilogramm.

Nach nur 39 Sekunden war das Finale gegen ihre russische Kontrahentin Kseniia Zhukova beendet. „Damit habe ich nicht gerechnet“, sagt Jule, die in der großen Halle mit den vielen Kameras um sich herum anfangs sehr nervös war. Doch dank ihres Vaters und Trainers Stefan Jacobs sowie des Bundestrainers Jörn Meiners (48), die sie neben der Matte unterstützten, wurde sie immer sicherer und konnte sich am Ende vollkommen auf den Wettkampf fokussieren. „Als dann das Signal kam, dass ich eine Weltmeisterin bin, das war ein unbeschreibliches Gefühl“, erzählt Jule.

Vater ist deutscher Vizemeister im Ju-Jutsu

Ihr Talent hat sie praktisch in die Wiege gelegt bekommen. Ihr Vater ist selbst deutscher Vizemeister im Ju-Jutsu und Cheftrainer des Kampfsportvereins Kodokan. Kaum verwunderlich also, dass auch Jule Jacobs eine Leidenschaft für diese Sportart entwickelt hat, bei der Techniken aus Judo, Karate und Aikido miteinander verbunden werden. „Der Sport ist extrem vielseitig. Du brauchst nicht nur Kraft und Kondition. Du musst zum Beispiel auch gut Judo können, damit du nicht geworfen wirst“, sagt die Hamburgerin, die seit vorigem Jahr auch Mitglied des Bundeskaders ist. Vor allem das Training mit ihrem Team mache ihr Spaß: „Auf der Matte triffst du allein auf den Gegner, aber hinter dir steht das ganze Team.“

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Um sich auf die Junioren-Europameisterschaft Ende März auf Kreta vorzubereiten, hat Jule Jacobs vom 10. bis zum 13. Februar unter anderem an einem Bundeskaderlehrgang teilgenommen. Bei der kommenden EM kämpft sie dann in der Kategorie bis 52 Kilogramm. Ihr Ziel ist klar: „Natürlich möchte ich die EM gewinnen“, sagt das Ju-Jutsu-Ass. Zusätzlich steht für Jule Ende des Jahres bei der Weltmeisterschaft (wieder in Abu Dhabi) die Verteidigung ihres bisher größten Titels an.

Kampfsport: Jacobs träumt von den World Games

Für ihren ganz großen Traum, die World Games, das wichtigste Turnier in der Ju-Jutsu Welt, ist sie noch zu jung. Doch sollte sie weiter so erfolgreich sein, könnte ihr Traum im Alter von 21 Jahren wahr werden. „Sie ist sehr fleißig. Man merkt, dass sie in ihrer Entwicklung auf einem guten Weg ist, vielleicht auch eine richtige Ausnahmeathletin zu werden“, sagt Stefan Jacobs.