Hamburg. Der Hamburger Judoka vom SC Alstertal-Langenhorn geht am Sonnabend bei den U-21-Titelkämpfen auf Sardinien auf die Matte.
Gewinnen wollen, das kann jeder. Das Motto, das sich Losseni Koné für den Höhepunkt seiner noch jungen leistungssportlichen Karriere gegeben hat, ist dagegen außergewöhnlich. „Ich möchte mich im Kopf freikämpfen“, sagt der 20 Jahre alte Superschwergewichtler vom SC Alstertal-Langenhorn, der an diesem Sonnabend bei der U-21-WM auf der italienischen Insel Sardinien in der Klasse über 100 Kilogramm auf die Matte geht.
Koné sieht mentale Stärke als Schlüssel zum Erfolg
Was er damit meint, erklärt der 115-Kilo-Koloss so sanft, wie es der wörtlichen Bedeutung seines aus Japan stammenden Kampfsports („Der sanfte Weg“) angemessen ist. „Ich muss frei im Kopf sein, um meine beste Leistung zu bringen. Wenn ich verkrampfe, dann wird es nichts“, sagt er.
Zu besichtigen war das Mitte September, als er bei der Junioren-EM in Luxemburg Bronze gewann. „Mir haben ganz viele zu der Medaille gratuliert, aber ich war überhaupt nicht zufrieden mit mir, weil ich in meinen Augen keine gute Leistung gezeigt habe“, sagt er. Viel besser habe es Mitte Juli funktioniert, als er in Prag den Junioren-Europacup gewann. „Da fühlte ich mich im Kopf total frei und habe gemerkt, wie wichtig das ist“, sagt er.
Diesen Zustand dauerhaft zu erreichen, daran arbeitet Losseni Koné, dessen Eltern von der Elfenbeinküste stammen, beharrlich. Schließlich ist die anstehende WM das letzte Großevent, das er bei den Junioren bestreiten kann. „Ich weiß, dass ich mich für den Wechsel zu den Erwachsenen in allen Bereichen verbessern muss“, sagt er.
Kone will in seinen Kämpfen ein höheres Risiko eingehen
Insbesondere müsse er an seinen Wurftechniken feilen und mutiger werden. „Von der Kraft und auch von der Athletik her kann ich mithalten. Aber ich muss in den Kämpfen noch mehr Willen zeigen und Risiko wagen. Außerdem ist meine Schnelligkeit ein Plus, das ich noch besser einsetzen muss“, sagt er.
Viel zu tun also für das Hamburger Toptalent, das in der Bundesliga für den deutschen Mannschaftsmeister Hamburger JT im Einsatz ist. Leider, sagt Losseni Koné, passiert das nicht so häufig, wie er es sich wünschen würde. Am vergangenen Wochenende durfte er wegen einer Schutzsperre für die WM nicht auf die Matte.
Koné absolviert Ausbildung zum Polizisten
Am 14. November, wenn das HJT bei der Endrunde in Leipzig seinen Titel verteidigt, möchte er nach Möglichkeit dabei sein. Allerdings verbringt er die Zeit bis zum Jahresende vorrangig in Kienbaum, wo er seine Ausbildung bei der Bundespolizei absolviert. Dank seiner Zugehörigkeit zur Sportfördergruppe wird er von Januar bis September für Wettkämpfe freigestellt. Aber die letzten vier Monate des Jahres sind für Berufsschule und Ausbildung reserviert.
Viel Zeit, in der Heimat seine Karriere voranzutreiben, bleibt da nicht. Aber Losseni Koné ist dankbar dafür, parallel zum Leistungssport ein zweites Standbein aufbauen zu können. Wie es im kommenden Jahr weitergeht, hat er noch nicht entschieden, das gar nicht mehr so ferne Fernziel bleiben die Olympischen Spiele. Am liebsten schon 2024 in Paris, spätestens aber vier Jahre darauf in Los Angeles. Die Arbeit, die bis dahin wartet, scheut er nicht. Wenn der Kopf frei bleibt, traut er sich alles zu. Als nächstes, in Italien die Goldmedaille zu gewinnen. Auch wenn das alle wollen.