Hamburg. Kantersiege, Fair-Play-Helden und weitere Dramen – auch um den HSV II: Auf Hamburgs Plätzen war am Wochenende allerhand los.

Teutonia 05 ist der erste Tabellenführer in der Nord-Staffel der Fußball-Regionalliga Nord. Der Aufstiegsanwärter aus dem Hamburger Stadtteil Ottensen setzte sich am Sonntag gegen den Heider SV mit 7:0 durch. Drei Treffer steuerte Fabian Istefo bei, zweimal traf Mats Facklam, den Rest besorgten im Stadion Hoheluft Marcus Coffie und Marcel Andrijanic.

20 zähe Minuten brauchten die Teutonen – bevor sie den Gegner dann mit bemerkenswerter Effektivität zerlegten. Aus zehn – allerdings glasklaren – Torgelegenheiten generierten die Ottenser sieben Treffer. Dreifach-Torschütze Fabian Istefo ragte dabei besonders heraus. „Wir wollen aufsteigen. Was wir für eine Breite im Kader haben, ist schon fast krank. Wer auch nur kurz nachlässt, kann sofort vom Trainer ausgetauscht werden“, lobte er die Transferpolitik des ambitionierten Clubs und zudem die Chancenverwertung.

Teutonias Marcus Coffie (M.) eröffnete im Stadion Hoheluft den Torreigen.
Teutonias Marcus Coffie (M.) eröffnete im Stadion Hoheluft den Torreigen. © Imago/Lobeca | Unbekannt

Coach Dietmar Hirsch, der ein gelungenes Regionalliga-Debüt auf der Bank feierte und die „O, wie ist das schön“-Sprechchöre der Fans genoss, freute sich ebenfalls. „Auch im Pokal gegen Osdorf haben wir aus sechs Chancen vier Tore gemacht. Das hat mit Qualität zu tun. Auch unsere Mittelfeldspieler treffen. Klar hätte ich auch gerne einen Haaland oder einen Lewandowski vorne drin – aber wenn bei uns viele Spieler treffen, bin ich auch sehr zufrieden.“

HSV-Torhüter Oppermann fliegt vom Platz

Der Hamburger SV II hielt gegen das erfahrene Team des SV Drochtersen/Assel lange gut mit, verlor aber unglücklich 2:4. Zweimal hatte brachte Robin Valasco den Zweitliga-Nachwuchs vor der Pause in Führung gebracht, doch in der 45. Minute kassierte HSV-Keeper Leo Oppermann wegen einer Notbremse die Rote Karte.

Er verdribbelte sich kurz vor der Pause, zog die Notbremse, sah glatt Rot, der Freistoß führte zum 2:2 – und das Spiel kippte. „Wir haben eine richtig gute erste Halbzeit gespielt. Auch in der zweiten Hälfte wurden wir in Unterzahl von Drochtersen nicht auseinandergespielt. Heute haben wir uns ein bisschen selbst geschlagen“, sagte HSV II-Trainer Pit Reimers.

Robin Velascos Doppelpack reichte dem HSV II nicht zum Punktgewinn (Archivbild).
Robin Velascos Doppelpack reichte dem HSV II nicht zum Punktgewinn (Archivbild). © Imago/Noah Wedel | Unbekannt

So bogen die Gäste durch zwei Treffer von Hassan El Saleh sowie Nico van der Reith und Fabio Dias die Partie noch um. Im Duell der Underdogs zwischen Holstein Kiel II und Altona 93 behielten die Kieler Jungstörche dank eines Treffers von Manuel Schwenk die Oberhand.

Lüneburg jetzt Norderstedts Rekordschütze

Bereits am Freitag hatte Eintracht Norderstedt einen gelungenen Start gefeiert. Die Mannschaft von Trainer Jens Martens setzte sich gegen den 1. FC Phönix Lübeck glatt mit 4:0 durch. Jan Lüneburg, Philipp Koch, Elias Saad und Nils Brüning erzielten die Treffer für die Eintracht.

Dabei krönte sich Angreifer Lüneburg zum Rekordtorschützen seines Vereins. Eine Hereingabe von Rico Bork verwertete er in der 33. Minute „Lüne“-typisch mit dem Kopf zum 1:0. Es war Lüneburgs 96. Treffer für die Eintracht. Damit führt der 30-Jährige nun die ewige Eintracht-Torjägerliste vor dem mittlerweile 50 Jahre alten Oliver Hirschlein (95 Treffer) an.

„Wenn wir viel in die Box kommen, zeigt Jan immer noch, welche großen Qualitäten ihn auszeichnen. Ich freue mich sehr für ihn“, sagte Eintrachts Trainer Jens Martens.

VfB Lübeck weist St. Pauli in die Schranken

Ebenfalls deutlich verlief die Rückkehr des VfB Lübeck: Der runderneuerte Drittliga-Absteiger feierte einen 3:0-Erfolg gegen den FC St. Pauli II: Allerdings verpasste der neue Trainer Lukas Pfeiffer die Premiere, da er zu Hause krank im Bett lag. Co-Trainer Norbert Somodi bejubelte vor 2853 Zuschauern an der Lohmühle die Treffer von Cemal Sezer, der gegen seine ehemaligen Teamkollegen zweimal traf, und Malek Fakhro.

Spielfrei an diesem Wochenende hatte der SC Weiche Flensburg 08. Schon am Mittwoch steht der zweite Spieltag der Regionalliga Nord an.

Eilbeks Henning Kandidat für Fairplay-Preis

Eine wunderbar menschliche Aktion spielte sich in der Partie der Kreisliga 7 zwischen dem VfL 93 II und dem SC Eilbek II (0:4) ab. Eine Viertelstunde nach der Pause beim Stand von 0:2 spielte VfL-Ersatzspieler Andre Salostowitz einen zu weit geratenen Eilbeker Pass an der Außenlinie zwecks Abstoß zu seinem Keeper Lucas Hayek zurück. Sein Pech: Der Ball war noch nicht mit vollem Umfang hinter der Linie. Schiedsrichter Marcel Krüger zeigte daher dem verdutzten Salostowitz die Gelbe Karte und gab Strafstoß für Eilbek. Diesen lupfte der Eilbeker Marc Henning dem VfL-Keeper Hayek nach vorheriger Absprache in die Arme.

„Den Elfer muss der Schiedsrichter wohl so geben. Wir haben aber gemeinsam als Team entschieden, dass wir auf diese Weise kein Tor schießen wollen“, sagte Eilbeks Trainer Klaus Pablo Torgau. „Wir hätten ja aus dem Angriff vorher niemals ein Tor erzielt. Amateursport sollte fair sein. Daher hat Marc den Ball zurückgegeben.“ VfL 93 II-Coach Finn Masurek: „Eine sehr schöne und faire Aktion unseres Gegners. Sie hätten den Elfer ja auch einfach verwandeln können. Das war ein guter Moment für den Hamburger Amateursport.“

Paloma siegt im "Battle of Barmbek"

In seinem ersten Pflichtspiel in der Oberliga Hamburg siegte Palomas neuer Trainer Marius Nitsch im „Battle-of-Barmbek“-Oberligaderby beim HSV Barmbek-Uhlenhorst (BU) verdient mit 2:0. „Ein geiles Gefühl. Ich war schon den ganzen Tag heiß und habe mich acht, neun Stunden vorher gefragt, was ich machen kann, damit die Zeit bis zum Anpfiff schneller vergeht“, so Nitsch hinterher. Als Türöffner und Chancentod gleichermaßen betätigte sich aufseiten Palomas Soleiman Kazizada. Er erzielte das 1:0 – und verballerte drei Großchancen. Kommentar des Videotechnikers von Paloma, der das Spiel für den USC aufzeichnete: „Er kriegt heute keinen Kuchen.“

Lebensgefahr: BU-Drama um Yannik Lux

Ganz andere Sorgen hat BU. Das tapfer kämpfende Team von Trainer Jan Haimerl war klar unterlegen und erspielte sich nur zwei echte Chancen. Dazu kommen die Sorgen um Yannik Lux. Der BU-Verteidiger musste unter der Woche beim 1:4 im Lotto-Pokal gegen Eintracht Norderstedt ausgewechselt werden – und liegt immer noch im Krankenhaus.

„Yannik war für 15 Minuten in Lebensgefahr. Sein Herzschlag betrug 240. Hätten wir gewusst, dass er in der Kabine um sein Leben kämpft, wären wir gegen Norderstedt vom Platz gegangen“, sagte ein sichtlich mitfühlender BU-Coach Haimerl. „Das hat unser Team vor dem Spiel natürlich in der Woche auch belastet. Die Köpfe waren unten. Wir wünschen uns, dass Yannik so bald wie möglich wieder gesund wird.“

Gesponsertes Heimspiel für den SC Victoria

Ohne Eintritt zu zahlen kamen alle Zuschauer ins Stadion Hoheluft zum Spiel ihres SC Victoria in der Oberliga gegen den HEBC (1:1). Die Firma „Garden Art“ hatte alle 650 Tickets erworben und sie den Fans kostenfrei zur Verfügung gestellt.

„Unser Sponsor wollte unseren Fans nach der langen fußballfreien Zeit etwas Gutes tun. Dafür bedanken wir uns bei ihm sehr herzlich. Das war eine tolle Aktion“, sagte Victorias Pressesprecher Mathias Reß.

Martin Harnik haut schon wieder rein

Viel für die neue Oberligasaison vorgenommen hat sich Martin Harnik. Der 34-jährige Ex-Profi traf beim 5:2 gegen den VfL Lohbrügge viermal in Folge. Die Treffer vom 2:1 bis zum 5:1 gingen auf Harniks Konto, der in Hälfte zwei innerhalb von nur 13 Minuten einen lupenreinen Hattrick erzielte. Sein letzter Treffer war sogar ein direkter Freistoß.

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Ein möglicher Grund für Harniks Show: Ihn beflügelt die Spielführerbinde. „Ich habe Martin vor dieser Saison zum Kapitän bestimmt. Ein Kapitän ist der verlängerte Arm des Trainers, und Martin ist dafür ideal geeignet. Er hat sich und das Team gleich für unsere Vorbereitung belohnt. Das ist ein Auftakt nach Maß“, sagte Trainer Jean-Pierre Richter.

Die Spieler der TuS Dassendorf bejubeln den Treffer zum 1:0 durch Rinik Carolus (2.v.l.).
Die Spieler der TuS Dassendorf bejubeln den Treffer zum 1:0 durch Rinik Carolus (2.v.l.). © BGZ/Hanno Bode | Hanno Bode

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