Dassendorf. Es war der Tag des Martin Harnik: Der Ex-Profi traf im Oberliga-Derby gleich viermal.
Unmittelbar nachdem die Fußballer der TuS Dassendorf nach ihrer Oberliga-Partie gegen den VfL Lohbrügge ein Siegerfoto gemacht hatten, rannten zwei Steppkes in HSV-Trikots auf Martin Harnik zu. „Gut gemacht“, riefen sie dem dem Kapitän der Hausherren zu und hatten damit fraglos recht. Der 34 Jahre alte Ex-Profi war mit vier Treffern und einer Vorlage der überragende Mann beim Dassendorfer 5:2-Erfolg vor 302 Zuschauern am Wendelweg. Wieder einmal. „Vier Tore in einem Spiel habe ich in der Bundesliga nie geschafft. Das Maximum waren drei“, sagte Harnik, der seine eigene Leistung in seiner typischen bescheidenen Art aber gar nicht in den Vordergrund stellen wollte. „Wir haben hier ein sehr gutes Statement abgegeben“, erklärte der frühere österreichische Nationalspieler nach dem „völlig verdienten“ (Lohbrügge-Coach Sven Schneppel) Sieg der Gastgeber.
Ein besonderes Hochzeitsgeschenk für TuS-Keeper Christian Gruhne
Das Team von Coach Jean-Pierre Richter, der auf seine gemeinsam urlaubenden Stammkräfte Sven Möller und Henrik Dettmann verzichten musste, war in der Anfangsphase gegen „sehr nervöse“ (Schneppel) Gäste drückend überlegen. Zunächst hielt Keeper Tobias Braun den VfL an seiner alten Wirkungsstätte im Spiel. In der 16. Minute war der Schlussmann bei einem strammen Schuss von Rinik Carolus dann aber machtlos. Harnik hatte den Mittelfeldakteur mit einem Außenristpass perfekt in Szene gesetzt.
Alles schien seinen erwarteten Lauf zu nehmen. Doch nur 60 Sekunden später überwand Gäste-Stürmer Pascal Bäker den vom VfL zur TuS zurückgekehrten Keeper Christian Gruhne im zweiten Versuch zum 1:1. Es war sozusagen ein ganz besonderes Hochzeitsgeschenk von Bäcker an seinen früheren Mitspieler. Am Sonnabend hatte Gruhne standesamtlich seine langjährige Freundin Maria geheiratet.
Kollektives Durchschnaufen bei den Hausherren nach dem 2:1
Nach dem schnellen Ausgleich hatte die Mannschaft des Trainer-Duos Schneppel/Elvis Nikolic ihre beste Phase. „Wir haben 15 Minuten lang die Kontrolle verloren“, klagte Harnik. In Bedrängnis kam die TuS aber nicht. Und ihr Kapitän sorgte persönlich sorgte für den 2:1-Halbzeitstand, als er den herausstürzenden Braun im Nachsetzen überwand. Kollektives Durchschnaufen beim Titelfavoriten.
Nach dem Seitenwechsel wurde es eine Harnik-Gala. Zunächst war er nach einer Vorlage seines Schwagers Mattia Maggio erfolgreich (48.), dann traf er abgeklärt zum 4:1 (54.), bevor der 34-Jährige Braun mit einem über die Mauer gestreichelten Freistoß bezwang (61.). „Die schnellen Tore nach der Pause haben uns den Stecker gezogen“, betonte Schneppel. Der VfL-Coach wollte seinem Team gar keinen großen Vorwurf machen. Denn: „Harnik ist ein absoluter Unterschiedsspieler in dieser Liga. Wir konnten ihn nicht verteidigen.“ TuS-Sportchef Jan Schönteich sah es ganz ähnlich. „Er ist schon ein ganz guter Oberliga-Spieler“, sagte er – natürlich – mit ironischem Unterton.
Lohbrügges Mert Akkus gelingt sein erstes Oberliga-Tor
Während Harnik bis zu seiner Auswechslung in der 79. Minute nicht erneut zuschlug, durfte Lohbrügges „Joker“ Mert Akkus noch sein erstes Oberliga-Tor bejubeln (72.). Der frischvermählte Gruhne platzte dabei fast vor Wut -- auch, weil der Treffer aus abseitsverdächtiger Position gefallen war. Am Ende waren aber sowohl der Keeper als auch alle seine Teamkameraden über den tollen Auftaktsieg glücklich, während Schneppel mit Blick auf das Dassendorfer Starensemble nüchtern feststellte: „Das war heute kein Gradmesser für uns.“
TuS Dassendorf: Gruhne (3); Lenz (2), K. Carolus (2) ab 79. Buchholz (-), Ahlschwede (3); Aust (3) ab 79. Dittrich (-), R. Carolus (2), D. Bergmann (2-3) ab 68. Kurczynski (-), Lam (3) ab 68. Kleine (-), Strömer (2), Maggio (2), Harnik (1) ab 79. M. Möller (-).
VfL Lohbrügge: Braun (2); Pallasch (4) ab 74. Santelmann (-), Weber (3), Metzler (3), Holz (4); Pfeifer (3-4) ab 53. Löw (3), Jeriomenko (3-4), Karow (4), Schauer (3) ab 53. Keisef (4), Abrahamyan (4) ab 63. Akkus (-); Bäker (3).
Tore: 1:0 Rinik Carolus (16.), 1:1 Pascal Bäker (17.), 2:1, 3:1, 4:1, 5:1 Martin Harnik (32., 48., 54., 61.), 5:2 Mert Akkus (72.).