Hamburg. Der Kenianer will ohne Gage entlang der Alster bei einem Eliterennen starten. Sein Ziel: In Form kommen für Olympia.

Das hat niemand für möglich gehalten: Marathon-Weltrekordler Elíud Kipchoge kehrt nach Hamburg zurück. Der Kenianer will hier am Sonntag, dem 11. April, zu einem Eliterennen auf einem Rundkurs entlang der Außenalster starten, das die niederländische Athletenagentur Global Sports Communication aus Nijmegen und die Marathon Hamburg Veranstaltung GmbH organisieren und das vom niederländischen Versicherungsunternehmen und Finanzdienstleister NN Group gesponsort wird.

Start und Ziel sind am Rathausmarkt geplant. Die endgültige Genehmigung des Gesundheitsamts Hamburg-Mitte steht aber noch aus. Ein umfangreiches Hygienekonzept der Veranstalter liegt bereits vor.

Kipchoge lief den Hamburg Marathon bereits unter zwei Stunden

„Ich freue mich, wieder nach Hamburg zu kommen, wo meine Marathonkarriere vor acht Jahren begann. Hamburg wird immer eine ganz besondere Stadt für mich bleiben“, sagte Kipchoge (36). Am 21. April 2013 gab Kipchoge an Elbe und Alster sein Debüt über die 42,195 Kilometer. Seine Siegerzeit von 2:05:30 Stunden ist bis heute Hamburger Streckenrekord. Und auch seine Worte im Ziel am Fernsehturm, „ich hätte noch schneller laufen können, aber ich habe mir das diesmal noch nicht zugetraut“, sollten sich alsbald bewahrheiten.

Sein Weltrekord, aufgestellt am 16. September 2018 in Berlin, steht bei 2:01:39 Stunden. Zudem lief er am 12. Oktober 2019 im Wiener Prater die Strecke als erster Mensch unter zwei Stunden – exakt 20 Sekunden darunter. Die Leistung konnte aber nicht als Weltrekord anerkannt werden, weil sie unter Laborbedingungen mit 41 regelmäßig ausgetauschten Tempomachern und nicht in einem regulären Wettbewerb erzielt wurde, dennoch bleibt sie ein einzigartiger und außergewöhnlicher Beleg menschlicher Leistungsfähigkeit.

Seit seinem Einstieg in die längste olympische Laufstrecke hat Kipchoge in acht Jahren nur zwei Rennen verloren. 2013 in Berlin wurde er Zweiter, im vergangenen Oktober in London Achter, als er wegen heftiger Schmerzen im Ohr den Kontakt zur Spitzengruppe in der Endphase abreißen lassen musste. Ging er einst in Hamburg noch für einen mittleren fünfstelligen Betrag an den Start, verzehnfachten sich seine Antrittsgagen in den Jahren danach. Kipchoge war und ist der derzeit teuerste Leichtathlet der Welt, eine Rückkehr nach Hamburg schien deshalb für alle Zeiten ausgeschlossen.

Alle großen Marathons im Frühjahr abgesagt

Jetzt tritt er aber ohne Gage an, auch Preisgelder sind nicht ausgeschrieben, und er freut sich sogar darauf: „Vor Tokio brauche ich noch einen Wettkampf, und ich bin dankbar, dass dieser von meinem Sponsor in Hamburg möglich gemacht wird. Training ist das eine, aber nur in einem Wettbewerb kannst du deine Form wirklich überprüfen.“

Nachdem alle bedeutenden Marathonrennen in diesem Frühjahr bereits abgesagt wurden, darunter auch der für den 25. April angesetzte 35. Haspa Marathon, entwickelten Global Sports und Hamburgs Marathon-Chef Frank Thaleiser die Idee eines Eliterennens, das ohne Zuschauer stattfinden muss. Die Genehmigung des Gesundheitsamtes Hamburg-Mitte steht allerdings noch aus, die Zustimmung gilt wegen eines ausgeklügelten Hygienekonzeptes jedoch als wahrscheinlich.

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Maximal 100 Läuferinnen und Läufer, darunter 20 Tempomacher, sollen bei dem Rennen die Chance erhalten, die Norm für die Sommerspiele in Tokio (23. Juli bis 8. August) zu unterbieten. Oder sie absolvieren vor dem olympischen Marathon, der wegen der Hitze im kühleren Wintersportort Sapporo ausgetragen wird, wie Kipchoge einen letzten Härtetest. Dass ihn diesmal keine Zuschauer anfeuern können, störe ihn nicht, sagt er.

„An die damalige Begeisterung habe ich die schönsten Erinnerungen. Jetzt gilt es aber ein Zeichen zu setzen, dass Sport, dass Laufen wichtig ist, dass dies nicht in Vergessenheit gerät. Laufen ist ein Zeichen der Freiheit. Und wenn keine Fans an der Strecke sind, laufe ich eben für die Zuschauer im Fernsehen“, sagte der Vater von drei Kindern.

In Kenia sind wie überall Kontakte stark limitiert, Kipchoge kann weiter sein Trainingspensum mit einem Teil seiner Laufgruppe absolvieren. In Hamburg will er nicht nur gewinnen, sondern auch wieder eine schnelle Zeit laufen.