Hamburg. Das Rennen auf der Alster endet mit deutschen Weltmeistern. Es ist eine Wiederholung der Veranstaltung geplant .
Seicht zogen sie dahin, ein wenig wie an der Perlenschnur – und dann plötzlich doch ein schnelles Manöver. Eine der wenigen leichteren Brisen am Dienstagnachmittag auf der Alster machte die Halse zur rechten Zeit möglich. Der erfahrene Segler Frank Schönfeld, der schon über 35 Titel einfahren konnte, überlässt Felix Schnor das Steuer. Der setzt die SV 14 gekonnt vor das bis dato führende Duo aus Schweden, gewinnt das Rennen und verhilft seinen Landsmännern zum Titel.
Erst in der letzten von 43 Wettfahrten entschied sich in Hamburg die WM-Premiere in der inklusiven SV-14-Bootsklasse. An Land ist der an Multiple Sklerose erkrankte Felix Schnor vom SV Altona-Oevelgönne auf den Rollstuhl angewiesen, auf dem Wasser wurde er zum Weltmeistermacher. „An Land spüren wir unsere Einschränkungen, auf dem Wasser sind sie vergessen.
Grote: „Pioniere und deshalb Gewinner“
Da sind wir alle einfach nur Segler“, sagte Heiko Kröger (54). Der fünfmalige Paralympics-Teilnehmer aus Ammersbek, dem der linke Unterarm fehlt, gewann für die Gastgeber des Norddeutschen Regatta Vereins (NRV) die WM-Premiere gemeinsam mit Clemens Kraus (61) vom Wassersportverein Lausitzer Seenland. 0,99 Punkte lag das Duo am Ende vor den jungen Schweden Fia Fjelddahl (21)/Markus Jenkinson (20). Weil zwei Tage Flaute herrschte, konnten nicht alle Wettfahrten gesegelt werden. Am Ende mussten Durchschnittspunkte berechnet werden. WM-Bronze ging an den Australier David Chapman (32/NRV) und Silke Fossek (54) vom FC St. Pauli.
„Sie können stolz auf sich sein. Sie sind Pioniere und deshalb alle Gewinner“, lobte Senator Andy Grote bei der Siegerehrung. 17 Crews aus fünf Nationen konnten an den Start gehen. Menschen mit und ohne Handicap gemeinsam auf einem Boot, Erfahrene und Segel-Neueinsteiger, Ehepaare, Vater und Tochter wie Gregor Ronig und seine elfjährige Tochter Noa Philippa Meyer, die mit dem Downsyndrom geboren wurde. Sie wurden Sechste. „Hamburg hat ein starkes Zeichen gesandt. In unserer Active City ist es Ziel und Anspruch, Sport an jeder Stelle und für alle erlebbar zu machen. Tragen Sie Ihre Erfahrungen hinaus in die Welt“, sagte Grote, der als Dienstherr des NRV dem Club dankte.
Bis zu 15 Teams mussten coronabedingt absagen
Bis zu 15 Teams aus dem In- und Ausland mussten coronabedingt absagen. Vor einem Jahr hatte NRV-Initiator Sven Jürgensen die Idee einer Inklusions-WM gesponnen, den Weltseglerverband prompt für sich gewonnen. 220.000 Euro hat die Durchführung samt des inklusiven Helga Cups zwei Wochen zuvor gekostet. Die Stadt zahlte rund 100.000 Euro Förderung, zudem halfen Sponsoren und Gönner. „Die WM war trotz der Corona-Einschränkungen ein toller Erfolg und schreit nach einer Wiederholung im kommenden Jahr. Ich werde beim Weltverband für eine neuen Termin vorsprechen“, so Jürgensen. Im Frühjahr 2021 wird die barrierefreie Steganlage beim NRV fertiggestellt. Auch andere Clubs wie der Hamburger SC, Mühlenberger SC und FC St. Pauli sind längst inklusiv engagiert.