Salomon Kalou ignoriert die Corona-Regeln. Die DFL bezeichnet den Vorfall als “inakzeptabel“. Welche Konsequenzen drohen Hertha?
Die Corona-Krise hat auch massive Auswirkungen auf die Welt des Sports.
Die Entwicklungen am 4. Mai 2020 im Überblick:
- Corona-Skandal um Bundesliga-Profi Kalou
- Pokal: Hamburger Final4-Turnier verschoben
- Laschet: Kölner Corona-Fälle Beleg für gutes System
- Spielergewerkschaft: Viele Corona-Anfragen
- Ultras fordern Geisterspiele im Free-TV
- Köln atmet nach zweitem Corona-Test auf
- Torhüter Karius kündigt in Istanbul
- Heynckes mit Transfer-Rat an Bayern
- Corona-Streik bei Spielern? Anwalt klärt auf
Corona-Skandal um Bundesliga-Profi Kalou
Mit diesem Video erhalten die DFL-Bemühungen um einen zeitnahen Re-Start der Bundesliga einen herben Rückschlag. Hertha-Profi Salomon Kalou hat sich in einem Livevideo bei Facebook über die Hygieneregeln des Erstligisten lustig gemacht und für einen echten Skandal gesorgt. Sein 25-minütiger Beitrag zeigt, dass die Abstandsregeln bei Hertha ignoriert werden (siehe unten).
Zunächst betritt der 34 Jahre alte Ivorer gut gelaunt das Trainingsgelände der Berliner und gibt Athletiktrainer Henrik Kuchno vor laufender Kamera die Hand – der erste Verstoß gegen die Hygieneregeln. Dann geht Kalou in die Kabine, wo er jeden seiner Mitspieler mit einem Handschlag begrüßt.
Sturmkollege Vedad Ibisevic sitzt in normaler Distanz direkt eben ihm auf der Bank. Beide lassen sich massiv über die Gehaltskürzung von offenbar elf Prozent aus. "Ich verstehe nicht, warum sie das machen. Ich werde ihn fragen: Verarscht ihr uns?", sagt Ibisevic im Hintergrund.
Anschließend betritt Kalou ein Behandlungszimmer, in dem sich Verteidiger Jordan Torunarigha gerade auf das Coronavirus testen lässt – sämtliche Hygienevorschriften werden hierbei missachtet. Physiotherapeut David de Mel, der weder Kittel noch Mundschutz trägt, fordert Kalou auf, das Video zu löschen. Doch der lacht nur und filmt weiter. Inzwischen wurde das Video gelöscht, doch im Netz kursieren zahlreiche Mitschnitte.
Hertha BSC suspendiert Kalou
Es dauerte nicht lange, bis Hertha BSC Kalou am mit sofortiger Wirkung suspendierte. „Salomon hat mit dem Video aus der Kabine gegen teaminterne grundlegende Regeln verstoßen und ein Verhalten gezeigt, welches weder der Situation angemessen ist noch den Verhaltensregeln des Vereins entspricht“, teilte der Club mit.
Der 34-Jährige habe "den Eindruck vermittelt, dass die Spieler von Hertha BSC die vorgegebenen Abstands- und Hygieneregeln seitens der Gesundheitsbehörden nicht ernst nehmen. Hertha BSC möchte festhalten, dass dies die Verfehlung eines einzelnen Spielers war“, hieß es vom Verein. Gleichzeitig müssten „die regelmäßigen Hinweise auf die Abstands- und Hygieneregeln noch intensiver ausfallen“.
Kalou selbst entschuldigte sich für sein Verhalten: „Es tut mir leid, wenn ich mit meinem Verhalten den Eindruck erweckt habe, dass ich Corona nicht ernst nehme“, wurde der Offensivspieler zitiert. Ich habe nicht wirklich nachgedacht und mich darüber gefreut, dass unsere Tests alle negativ waren.“
DFL: Kalou-Video ist "inakzeptabel"
Bereits kurz nach Auftauchen des Videos hatte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) reagiert. Sie fürchtet ein Imageproblem im Kampf um ein Bundesliga-Comeback und bezeichnete das Verhalten von Kalou & Co. bei Twitter als "inakzeptabel". "Hierfür kann es keine Toleranz geben – auch mit Blick auf Spieler und Clubs, die sich an die Vorgaben halten, weil sie die Ernsthaftigkeit der Situation erfasst haben", teilte die Liga mit.
DFL verkündet zehn Corona-Fälle
Von 1724 Corona-Tests in den 36 Clubs der Bundesliga und Zweiten Liga sind zehn Personen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Neben Spielern wurden auch der Trainerstab und Physiotherapeuten der Clubs untersucht, teilte die DFL mit.
DHB-Pokal: Hamburger Final4-Turnier verschoben
Das Final4-Turnier um den deutschen Handball-Pokal ist ins kommende Jahr verschoben worden. Wie die HBL mitteilte, findet das Turnier in Hamburg am 27./28. Februar 2021 statt. Im ersten Halbfinale trifft Hannover-Burgdorf auf Melsungen, danach spielen Kiel und Lemgo den zweiten Finalteilnehmer aus. Ursprünglich hätte das Turnier Anfang April stattfinden sollen und wurde zunächst auf Ende Juni verlegt.
Laschet: Kölner Corona-Fälle Beleg für gutes System
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) liegt in der Bewertung der Corona-Fälle beim 1. FC Köln ganz auf der Linie der DFL und des Vereins. „Die Fälle sind ja gerade ein Beleg dafür, dass das ganze System funktioniert“, sagte Laschet im ARD-Mittagsmagazin am Montag: „Die Spieler werden schon im Training getestet.“
Dementsprechend sehe er es für den Fall eines Restarts der Bundesliga Mitte Mai als gesichert an, dass bei allen Vereinen „diejenigen, die auffällig werden, bereits zurückgezogen sind“. Laschet und sein bayerischer Amtskollege Markus Söder (CSU) setzen sich besonders intensiv für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs ein.
Spielergewerkschaft: Viele Corona-Anfragen
Vor einer möglichen Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der Bundesliga erreichen die Spielergewerkschaft VDV nach wie vor viele Anfragen von Profis zum Gesundheitsschutz. „Wir versuchen, besorgten Spielern mit sachlichen Infos Ängste zu nehmen und in Abstimmung mit Clubs auch individuelle Lösungen herbeizuführen“, sagte Geschäftsführer Ulf Baranowsky. „Nach wie vor gilt aber, dass die Spieler spielen wollen, sofern dies gesundheitlich vertretbar ist. Die Verantwortung dafür tragen Clubs und Behörden.“
Ultras fordern Geisterspiele im Free-TV
Die Fan-Interessensgemeinschaft „Unsere Kurve“ macht sich für frei empfangbare TV-Übertragungen von möglichen Geisterspielen stark. Der Abschluss eines Sky-Abos dürfe für niemanden, der die Partien sehen wolle, zum Zwang werden, heißt es in einem Schreiben. „Aus diesem Grund fordern wir die Verbände auf, Lösungen für eine freie TV-Ausstrahlung potenzieller Spiele ohne Publikum zu finden.“
Die „Bild“ hatte berichtet, dass die Ministerpräsidenten vor ihrer Schalte mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine Regelung für Übertragungen der Partien im Free-TV suchen. Hintergrund sei die Befürchtung der Länderchefs, dass es trotz der Abstandsregeln in der Corona-Pandemie zu Sky-Partys von Fußball-Fans kommen könne.
„Unsere Kurve“ ist der Ansicht, dass auch bei Geisterspielen keine künstliche Fan-Stimmung in den Stadien erzeugt werden sollte. „Fankultur kann nur von Fans ausgehen. Ein Ersatz der Präsenz von Fans und deren Stimmung ist zu keiner Zeit eine akzeptable Alternative“, heißt es. „Wir stellen uns geschlossen gegen Versuche, künstlich eine Stadionatmosphäre herzustellen, beispielsweise durch elektronische Maßnahmen oder Apps.“
Köln atmet nach zweitem Corona-Test auf
Aufatmen beim "Effzeh": Nach den drei Corona-Fällen ist bei einer zweiten Testrunde beim 1. FC Köln kein weiterer Spieler positiv getestet worden. Das gab der Club am Montagmorgen bekannt. Trainer Markus Gisdol wird am Montagnachmittag wieder ein Training in Gruppen abhalten. Das medizinische Konzept der DFL sieht engmaschige Tests als Voraussetzung für den Sonderspielbetrieb in der Liga vor. Nur Spieler, die zwei aufeinanderfolgende negative Tests auf Covid-19 aufweisen, dürfen trainieren und spielen.
Karius kündigt in Istanbul
Nun mal eine Meldung abseits der Coronakrise, die aber dennoch reichlich Zündstoff besitzt: Loris Karius (26) soll laut der "Bild" mit sofortiger Wirkung seinen Leihvertrag bei Besiktas Istanbul gekündigt haben. Der Torhüter hatte laut seinem Berater mehrfach erfolglos die Zahlung ausstehender Gehälter beim türkischen Tabellenfünften angemahnt. Er wird nun vorerst zum FC Liverpool zurückkehren.
Heynckes mit Transfer-Rat an Bayern
Trainer-Ikone Jupp Heynckes rät den Clubs angesichts der Coronakrise, auf bestehendes Personal zu setzen. Der Fußball dürfe „nicht nur an den Profit denken“, sagte der Ex-Bayern-Coach wenige Tage vor seinem 75. Geburtstag im "kicker". „Ich würde auf junge Spieler setzen, wie Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic jüngst sagte. Ganz große Transfers würde ich jedoch ausschließen.“
Auch große Clubs würden angesichts der Viruskrise „wirtschaftliche Probleme bekommen“, sagte Heynckes. „Deshalb würde ich als Verantwortlicher lieber meine Spieler halten, statt teure Stars zu holen. Sicher müsste ein Kai Havertz in der Bundesliga bleiben, aber nicht für einen utopischen Preis, das wäre nicht zu verantworten. Grundsätzlich war die bisherige Entwicklung im Fußball sowieso unmoralisch.“
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Corona-Streik bei Spielern? Anwalt klärt auf
Star-Anwalt Horst Kletke sieht keine rechtlichen Chancen für Profis, die aus Angst vor Ansteckung nicht spielen wollen. „Wenn keine Kontaktverbote oder andere Einschränkungen das Trainieren oder Spielen verbieten, muss die Arbeitsleistung erbracht werden“, sagte der Arbeitsrechtler der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Falls der Spieler einer Risikogruppe angehöre, hänge das „doch sehr vom Einzelfall ab und ob eine ganz konkrete, besondere Gefährdung trotz aller getroffenen Hygiene- und anderer Maßnahmen besteht“.
Auf die Frage, ob eine vom Verein verordnete „totale Quarantäne“ für einen gesunden Spieler arbeitsrechtlich erlaubt sei, sagte Kletke: „Insbesondere in diesem Punkt ist auch eine freiwillige Akzeptanz und ein Miteinander gefragt, denn der Arbeitsvertrag hat keine zeitliche Reichweite 24/7.“ Hier werde man aber zusammenstehen müssen, damit der Spielbetrieb und damit die gemeinsame Arbeitsgrundlage wenigstens wieder als Geisterspielbetrieb in Gang kommen könne.
Belgische Liga vertagt Entscheidung
Die endgültige Entscheidung über einen vorzeitigen Saison-Abbruch der belgischen Fußball-Liga ist zum vierten Mal verschoben worden und fällt frühestens Mitte Mai. Man warte noch immer auf eine Stellungnahme des Nationalen Sicherheitsrats, teilte die Pro League mit. Der Verband erhofft sich Klarheit von der Politik.
Die Vollversammlung sei zunächst auf den 15. Mai verschoben worden. Diese soll darüber abstimmen, ob sie dem Vorschlag der Liga-Kommission folgen und die Spielzeit abbrechen will. Die französische Ligue 1 entschied vergangene Woche, die Saison vorzeitig abzubrechen.