Köln. Die Deutsche Fußball-Liga bliebt trotz der positiven Tests beim 1. FC Köln gelassen. Politik kritisiert Umgang mit den Infizierten.
Am Sonnabendmittag herrschte rund um das Geißbockheim ein Hauch von Weltuntergangsstimmung. Bei teils sintflutartigem Regen und Windböen blieben die Trainingsplätze verwaist, rund um das Areal im Kölner Grüngürtel verloren sich nur ein paar Hundebesitzer und unentwegte Jogger. Wer ein Symbol für die Atmosphäre beim 1. FC Köln nach Bekanntwerden von drei positiven Coronatests suchen wollte, der hatte auf den ersten Blick leichtes Spiel. Doch ganz so einfach ist es nicht.
Die Wertung beim Club aus der Karnevalshochburg und bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) lautet nämlich: Das Konzept funktioniert, die Hoffnung auf Grünes Licht durch die Politik für den angestrebten Liga-Neustart am 15. Mai ist ungebrochen. Berechtigter Optimismus oder Eigen-PR im Angesicht eines aufziehenden Orkans der Kritik? „Wir können sehr zuversichtlich sein“, erklärte Kölns Finanz-Geschäftsführer Alexander Wehrle am Samstag bei "Sky Sport News HD": „Wir dürfen den Trainingsbetrieb so fortführen. Das Konzept wird von Behördenseite anerkannt und ist tragfähig.“
DFL bleibt trotz der positiven Tests optimistisch
Auch die DFL wertet die positiven Tests in Köln keineswegs als Rückschlag. Vielmehr sieht sich der Ligaverband in seinen Maßnahmen bestätigt und verweist auf das frühzeitige Erkennen und Reduzieren von Risiken durch das von der Politik für tragfähig befundene Hygienekonzept der hauseigenen Taskforce.
Nach SID-Informationen handelt es sich bei den Coronafällen des FC um zwei Spieler und einen Physiotherapeuten, Namen gab der Tabellenzehnte aus Rücksicht auf die Privatsphäre der Betroffenen nicht bekannt. Das Trio, das keine Symptome aufweist, begab sich nach Rücksprache mit dem zuständigen Gesundheitsamt in 14-tägige Quarantäne.
Die negativ getesteten Spieler werden nach dem planmäßig freien Wochenende am Montag mit dem Kleingruppentraining fortfahren und erneut getestet. Eine Quarantäne der gesamten Mannschaft wird es nicht geben. „Es gibt eindeutige Vorgaben des Robert Koch-Instituts zum Umgang mit Kontaktpersonen von Infizierten“, erklärte der Kölner Mannschaftsarzt Paul Klein und widersprach einer Sonderbehandlung des Fußballs: „Die sogenannte häusliche Absonderung ist nur für Personen der “Kategorie 1' vorgesehen.
1. FC Köln steht in engem Kontakt mit Gesundheitsbehörde
In diese Kategorie fallen Menschen mit höherem Infektionsrisiko, die etwa im selben Haushalt leben oder in direkten Kontakt zu Körperflüssigkeiten des Betroffenen gekommen sein könnten. Beim FC habe man dies in Abstimmung mit dem Kölner Gesundheitsamt ausschließen können. Der Trainingsbetrieb wird somit unter anhaltender Einhaltung des medizinischen Konzepts der „Taskforce Sportmedizin/Sonderspielbetrieb“ der DFL fortgeführt. Mit der Zustimmung der Behörden.
SPD-Politiker Lauterbach kritisiert Umgang mit positiven Tests
Doch bei aller Zuversicht bei DFL und Clubs, die mit der Beendigung der Saison nicht weniger als ihre Existenz sichern würden: Widerstand und Kritik ließen vor der richtungweisenden virtuellen Konferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder am kommenden Mittwoch nicht auf sich warten.„Wer mit COVID-19 trainiert, riskiert Schäden an Lunge, Herz und Nieren. Ich wundere mich, dass Spieler das mit sich machen lassen. Fußball soll Vorbild sein, nicht Brot und Spiele“, twitterte etwa SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach.
Und nicht nur die Reporter der Kölner Medien dürften am Montag genau hinsehen, welche FC-Spieler dem Training fernbleiben. Hinzu kommt: Dass die drei Betroffenen beim 1. FC Köln keinerlei Symptome aufwiesen, lässt vermuten, dass es bei den 36 Profiklubs weitere positive Fälle geben wird. Stichwort Dunkelziffer. Es können zähe Stunden werden bis zum kommenden Mittwoch.
Negative Tests in Bremen, Leverkusen und Frankfurt
Daran dürfte auch nichts ändern, dass bei anderen Bundesligaclubs bisher keine positiven Tests gefunden wurden. Bayer Leverkusen, Werder Bremen und Eintracht Frankfurt vermeldeten, dass alle Tests bei Spielern und Betreuern negativ ausgefallen seien. Auch bei Borussia Dortmund gibt es laut eines Berichts der Ruhr Nachrichten vom Samstag keinen positiven Befund auf COVID-19.Die Dortmunder erklärten auf Nachfrage, sich zu ärztlichen Untersuchungen nicht zu äußern. Leverkusen, Bremen und Frankfurt hatten im Internet über die Ergebnisse informiert. In Einklang mit dem Hygienekonzept der Deutschen Fußball Liga (DFL) werden Spieler, Trainer und weitere Betreuer engmaschig getestet, um einen baldigen Saison-Restart mit Geisterspielen vollziehen zu können. Voraussetzung dafür ist die Erlaubnis der Politik.