Corona bei Eintracht Frankfurt. Schweizer Erstligist kündigt allen Stars. Jovic droht Anzeige wegen Quarantäne-Verstoß. Der Newsblog.
Immer mehr Profisportler infizieren sich mit dem Coronavirus. Während sich die Spieler im Homeoffice fit halten, arbeiten die Vereinsfunktionäre an Lösungen, wie die spielfreie Zeit wirtschaftlich aufgefangen werden kann. Mit der Mannschaft von Borussia Mönchengladbach haben nun die ersten Bundesligaspieler einen Gehaltsverzicht angeboten, um ihren Club vor dem Kollaps zu bewahren. In der Schweiz wählt der FC Sion einen anderen Weg und kündigt allen Stars.
Verfolgen Sie hier die aktuellen Entwicklungen:
- Corona-Fall bei Eintracht Frankfurt
- Virologe rechnet mit Fußball erst wieder im nächsten Jahr
- Schweizer Erstligist kündigt Spielern fristlos
- Finanzhilfe für Hamburger Sport wegen Corona
- Quarantäne-Verstoß: Reals Jovic droht Anzeige
- Premier League verlängert Pause bis 30. April
- Ex-HSV-Trainer Schwalb hat Coronavirus
- Gladbach-Profis verzichten auf Gehalt
- Union-Keeper verzichtet auf Gehalt
- 15 Corona-Fälle bei Erstligist in Spanien
- AC Florenz meldet zehn Corona-Infizierte
- Verschiebt die Fifa das Transferfenster?
- Watzke will Clubs wie dem HSV nicht helfen
Corona-Fall bei Eintracht Frankfurt
Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt muss sich wegen eines Coronavirus-Falls im Team für zwei Wochen in Quarantäne begeben. Ein Spieler der Hessen habe zuletzt über Unwohlsein und die typischen Krankheitssymptome geklagt, ein Corona-Test sei positiv ausgefallen, teilte der Club am Donnerstagabend mit. „Vermutlich war das leider nur eine Frage der Zeit. Wir werden aber auch diese schwierige Situation überstehen“, wurde Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic zitiert.
Die komplette Mannschaft, der Trainerstab sowie weitere Betreuer und Mitarbeiter würden sich nun in die Selbstisolation begeben. Zudem müsse sich jeder einem Test auf Sars-CoV-2 unterziehen. Chefcoach Adi Hütter hatte die Profis eigentlich zum Individualtraining gebeten, um die Infektionsgefahr zu minimieren. „Es kann jeden treffen! Und deshalb auch in diesem Zusammenhang ganz klar an alle Menschen: jeder muss Verantwortung übernehmen und zu Hause bleiben“, sagte Bobic.
Nach Bekanntwerden des Falles brach die Eintracht auch einen Twitter-Scherz ab. Das Social-Media-Team der Frankfurter hatte am Abend Fans dazu aufgerufen, das wegen der Corona-Pandemie abgesagte Europa-League-Rückspiel beim FC Basel zu tickern. Bei einem virtuellen Pausenstand von 3:1 und in Überzahl stoppte die Eintracht jedoch den Gag „schweren Herzens“ und schrieb: „Ihr dürft aber natürlich gerne weiter machen - und wir lassen uns überraschen, ob wir den Einzug in die nächste Runde schaffen.“ Das Hinspiel des Achtelfinals hatte das Hütter-Team 0:3 verloren.
Virologe rechnet mit Fußball erst wieder im nächsten Jahr
Virologe Prof. Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg glaubt im Zuge der Coronakrise nicht, dass in Deutschland bald wieder Fußball gespielt wird. „Man muss sich davon verabschieden. Es ist nicht realistisch, dass die Saison zu Ende geführt werden kann“, sagte Schmidt-Chanasit dem NDR-Sportclub.
Vor allem mit Blick auf Krisenländer wie Italien hält es der Wissenschaftler für ausgeschlossen, dass der Ball in den deutschen Stadien zeitnah wieder rollt. „Wir sehen ja, wie die Situation in Europa ist und was uns noch bevorsteht“, sagte er. „Und selbst wenn es uns nicht so schlimm treffen sollte, heißt das noch lange nicht, dass der Fußball wieder anfangen darf. Denn das würde natürlich wieder zu einer deutlichen Verschärfung der Situation führen“, mahnte er und malte ein düsteres Bild: „Das heißt, wir sprechen hier sicherlich über einen Zeitraum, der frühestens nächstes Jahr erreicht werden kann.“
Geisterspiele, wie sie vor allem von den Klubs hinsichtlich des finanziellen Überlebens präferiert werden, hält Schmidt-Chanasit für keine Lösung. „Auch Geisterspiele würden dazu verleiten, dass die Leute sich wieder treffen und zusammen gucken wollen“, sagte er. Bei der Rückkehr zur gesellschaftlichen Normalität müssten Spaßveranstaltungen „ganz zum Schluss kommen - gerade die, wo ein Potenzial besteht, dass sich die Leute treffen wollen.“
Hammer! Schweizer Club kündigt allen Stars
Mitten in der Coronakrise hat der Schweizer Erstligist FC Sion zu drastischen Maßnahmen gegriffen. Laut dem "Blick" hat der Club mehreren Spielern fristlos gekündigt. Vereinspräsident Christian Constantin soll den Topverdienern der Mannschaft „aus guten Gründen“ und „wegen höherer Gewalt“ die Kündigung ausgesprochen haben. „Wir sind all unserer Einkommen beraubt. Es ist uns untersagt, ihnen ihre Arbeitsleistung anzubieten und es ist ihnen untersagt, ihre Leistung zu erbringen“, zitierte die Schweizer Zeitung aus einem Schreiben Constantins.
Constantin soll vor der Kündigung versucht haben, die Spieler zu Kurzarbeit zu verpflichten. Diese hätten jedoch wegen der kurzen Frist bis Mittwoch um 12 Uhr das Schreiben nicht unterzeichnet. „In dieser kurzen Zeitspanne war es unmöglich, die Sache seriös abzuklären. Und vom Club war für Nachfragen niemand erreichbar. Was der FC Sion da gemacht hat, ist alles andere als korrekt“, zitierte die Zeitung den Agenten eines Profis. Die Schweizer Spielergewerkschaft SAFP kündigte bereits Widerspruch an.
Finanzhilfe für Hamburger Sport wegen Corona
Um die finanziellen Folgen für den Hamburger Sport abzumildern, haben die Innen- und Finanzbehörde sowie die Hamburgische Investitions- und Förderbank (IFB) ein Unterstützungspaket geschnürt. Neben Krediten für Sportvereine und Organisatoren von Sportveranstaltungen beinhalten die Maßnahmen laut dem Senats auch Zuschüsse für Freiberufler sowie kleinere und mittlere Unternehmen im Sport. Zuwendungen der Stadt für Veranstalter werden weiter ausgezahlt.
„In normalen Zeiten hilft uns der Sport, jetzt müssen wir dem Sport helfen“, sagte Innensenator Andy Grote (SPD). „Wir stehen in einem engen Austausch mit dem Sport und nehmen die Sorgen ernst.“ Das umfangreiche Maßnahmenpaket sorge jetzt dafür, „dass der organisierte Sport die Sicherheit hat, die er braucht“.
Sportvereine und Organisatoren können bei der IFB einen Kredit „von in der Regel bis zu 150.000 Euro in Anspruch nehmen“, hieß es. Erste Anträge sollen voraussichtlich noch in dieser Woche gestellt werden können. Zuschüsse von bis zu 25 000 Euro werden gestaffelt nach der der Zahl der Mitarbeiter an Unternehmen, aber auch an Freiberufler im Sport gezahlt.
Quarantäne-Verstoß: Jovic droht Anzeige
Weil der frühere Bundesliga-Torjäger Luka Jovic (22) inmitten der Corona-Pandemie gegen Quarantäne-Regeln verstoßen haben soll, droht dem Stürmer von Real Madrid eine Strafanzeige. Die serbische Staatsanwaltschaft hat bereits die Ermittlungen aufgenommen. „Welcher Arbeit jemand nachgeht, macht für die Staatsanwaltschaft keinen Unterschied“, sagte eine Behördensprecherin.
Den Angaben zufolge sollte der Ex-Frankfurter nach seiner Einreise nach Serbien zwei Wochen zu Hause bleiben. Er habe seine Wohnung aber mindestens einmal verlassen und dies mit einem Gang zur Apotheke begründet, hieß es weiter. Serbische Boulevardblätter warfen Jovic vor, in der Hauptstadt Belgrad feiern gegangen zu sein. „Hey, Junge! Willst Du uns alle töten?“, fragte etwa die Tageszeitung „Kurir“.
Zudem erntete Jovic indirekte Kritik von Premierministerin Ana Brnabic. Die Regierungschefin verwies auf nicht näher genannte Fußballer als „Negativbeispiele“ in der Krise. Brnabic hatte alle Serben im Ausland aufgerufen, möglichst nicht nach Hause zurückzukehren, um eine weitere Ausbreitung des Coronavirus zu vermeiden. Dennoch sind offiziellen Angaben zufolge mehr als 45.000 Menschen zurückgekehrt. Weil viele Serben freiwillige Maßnahmen nicht befolgt hätten, hatten die Behörden eine Ausgangssperre zwischen 20 Uhr und 5.00 verhängt.
Real Madrid hatte die Spieler seiner Fußball- und Basketball-Teams in Quarantäne geschickt, weil ein Basketballer positiv auf das Virus Sars-CoV-2 getestet worden war.
Corona: Premier League verlängert Pause
Die Fußballpause in England wird verlängert. Der englische Verband FA gab bekannt, dass der Ball bis mindestens zum 30. April ruhen werde. Darauf einigte sich die FA mit der Premier League, der für die unteren Ligen zuständigen EFL sowie der Professionellen Spielergewerkschaft und dem englischen Trainerverband. „Die Entwicklung von Covid-19 bleibt unklar, und wir können jedem versichern, dass die Gesundheit und das Wohlergehen von Spielern, Mitarbeitern und Fans für uns Priorität haben“, hieß es in der Mitteilung.
Ex-HSV-Trainer Schwalb hat Coronavirus
Nach mehreren Spielern hat sich bei den Rhein-Neckar Löwen auch Trainer Martin Schwalb (56) mit dem Coronavirus infiziert. Der ehemalige Trainer der HSV-Handballer befindet sich in einer 14-tägigen häuslichen Quarantäne.
„Ich fühle mich soweit gut, möchte aber alle Leute bitten, die Regeln und Vorschriften der Behörden in der aktuellen Situation umzusetzen. Auch ohne körperliche Symptome kann man zum Überträger werden und wird damit zur Gefahr für seine Mitmenschen“, sagte Schwalb.
Schwalb hatte nach seinem Wechsel zu den Löwen im Februar eigentlich seinen Umzug in die Rhein-Neckar-Region geplant und war dazu nach Hamburg gereist. „Nach Rücksprache mit dem Verein ließ sich Schwalb auf das Coronavirus testen, mit positivem Ergebnis“, hieß es in der Löwen-Mitteilung.
Gladbach-Profis verzichten auf Gehalt
Borussia Mönchengladbach ist der erste Fußball-Verein in Deutschland, bei dem die Spieler freiwillig auf Teile ihres Gehalts verzichten. „Der Trainerstab hat sich dem angeschlossen, genau wie unsere Direktoren und Geschäftsführer“, sagte Sportchef Max Eberl. Laut der „Rheinischen Post“ soll der Club monatlich deutlich mehr als eine Million Euro pro Monat einsparen.
Diese Maßnahme soll anderen Angestellten des Clubs Jobs und Einkommen sichern. „Ich bin sehr stolz auf die Jungs“, sagte Eberl weiter. „Wir stehen zusammen für Borussia, in guten wie in schlechten Zeiten. Sie wollen etwas an Borussia zurückgeben und damit auch an all die Fans, die uns unterstützen.“
Union-Keeper verzichtet auf Gehalt
Auch Union Berlins Torwart Rafael Gikiewicz will auf einen Teil seines Gehalts verzichten. „Das in der Welt herrschende Coronavirus betrifft uns alle. Wir sind gezwungen, zu handeln. Diese Zeit ist eine Prüfung für uns alle, eine Zeit der Prüfung für die ganze Welt und eine Zeit des gemeinsamen Handelns, um die durch diese Pandemie verursachten Verluste zu minimieren“, schrieb der 32 Jahre alte Pole in sozialen Netzwerken. Deshalb wolle er einen Teil seiner Einnahmen aufgeben, „um meinem Verein zu helfen, diese schwere Zeit zu überstehen“.
Gikiewicz nutzte seinen Beitrag auch für einen Appell. „Wir können es gemeinsam schaffen“, schrieb er weiter. „Und ihr, beschützt die Älteren und die Schwächeren.“ Zuvor hatten die Spieler von Ligakonkurrent Gladbach angekündigt, freiwillig auf Teile ihres Gehalts zu verzichten. Dem hatten sich Trainerstab, Direktoren und Geschäftsführer des Clubs vom Niederrhein angeschlossen.
Auch KSC-Profis verzichten auf Gehalt
Auch die Profis des abstiegsbedrohten Zweitligisten Karlsruher SC zeigen sich mit einem Gehaltsverzicht in den Monaten März, April und Juni solidarisch. „Für uns als Mannschaft steht es außer Frage, dass wir zurzeit im Verein noch näher zusammenrücken und unseren Teil dazu beitragen wollen, damit der KSC die aktuelle Situation bestmöglich durchstehen kann“, sagte Kapitän David Pisot.
15 Corona-Fälle bei Erstligist in Spanien
Den spanischen Erstligisten Deportivo Alaves hat es schwer erwischt. Die Basken vermelden 15 Corona-Fälle, darunter drei Spieler der ersten Mannschaft, sieben Infizierte stammen aus dem Trainerstab. Alle Betroffenen seien aber asymptomatisch und in guter Verfassung, teilte der Verein weiter mit. Alaves hatte am 6. März gegen den FC Valencia gespielt – beim Gegner sind inzwischen etwa 35 Prozent des Clubs an Covid-19 erkrankt.
AC Florenz meldet zehn Corona-Infizierte
Der italienische Erstligist AC Florenz um den früheren Bayern-Star Franck Ribéry vermeldet zehn Coronafälle. Drei Personen aus dem Umfeld der Fiorentina befinden sich in einem Krankenhaus. Zu den Infizierten gehören auch die Spieler Patrick Cutrone, German Pezzella und Dusan Vlahovic. „Die Situation verschlimmert sich“, sagte Clubboss Commisso bei Sky Italia.
Der Club hat unterdessen eine Spendenaktion ins Leben gerufen, um die Krankenhäuser der Stadt zu unterstützen. Bislang sind bereits mehr als 400.000 Euro zusammengekommen, alleine Ribery beteiligte sich mit 50.000 Euro. Norditalien ist die am schlimmsten vom Coronavirus betroffene Region Europas.
Verschiebt die Fifa das Transferfenster?
Die Fifa hat nun auch offiziell grünes Licht für die Verschiebung der EM und der Copa America ins Jahr 2021 gegeben. Der Rat des Weltverbands einstimmig den veränderten Spielkalender verabschiedet. Über ein neues Datum für die ursprünglich im Juni/Juli 2021 vorgesehene Club-WM soll zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden.
Unter der Leitung von Fifa-Präsident Gianni Infantino beschloss das Gremium zudem, eine Arbeitsgruppe einzurichten. Diese soll sich mit den weiteren Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Weltfußball befassen. Unter anderem sollen dabei auch mögliche Anpassungen des Transfersystems an die Ausnahmesituation sowie die Einrichtung eines globalen Fußball-Hilfsfonds diskutiert werden.
Coronavirus – lesen Sie auch:
- Live-Karte zur Corona-Pandemie: Infektionen und Todesfälle
- Coronavirus: Regierung plant Hilfspaket für Selbstständige
- Coronavirus: Beiersdorf produziert jetzt Desinfektionsmittel
Watzke will Clubs wie dem HSV nicht helfen
Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat erneut bekräftigt, aus seiner Sicht finanziell fragwürdig geführte Clubs finanziell zu unterstützen. „Solidarfonds klingt ja erst mal gut“, sagte Watzke "11Freunde", „aber man müsste sich ansehen, wie ein solcher Fonds dann aufgebaut wäre. Das darf natürlich nicht dazu führen, dass Clubs, die in den vergangenen Jahren sportlich und ökonomisch viele Fehler gemacht haben, am Ende davon profitieren.“ Meint er damit den HSV?
Seien Vereine aber unverschuldet „durch diese nicht vorhersehbare Ausnahmesituation“ in Not geraten, werde der BVB „sicher nicht unsolidarisch sein“. Die Borussia stehe auch dank eines erhöhten Kreditrahmens nicht vor Liquiditätsproblemen. Laut dem "Kicker" soll Watzke selbst bereit sein, auf ein Drittel seiner Vergütung zu verzichten, so lange der Ball in der Bundesliga nicht rollt. Im Geschäftsjahr 2018/19 wurde dem 60-Jährigen eine Festvergütung in Höhe von 1,9 Millionen Euro ausgewiesen.