Hamburg. Hannes Jagerhofer, der Veranstalter der Weltmeisterschaft am Rothenbaum, über Sponsoren, Kosten, Fans und Perspektiven.
Der Österreicher Hannes Jagerhofer (57) ist Chef der Beach Majors GmbH, Veranstalter der Beachvolleyball-WM in Hamburg und den Fünf-Sterne-Turnieren der Welttour, den am höchsten dotierten Veranstaltungen. Nach zuletzt einigen Rückschlägen und schwieriger Sponsorenakquise ist der zweifache Familienvater sicher: „Geben Sie uns noch zwei Jahre, dann steht unsere Serie.“ Für den Erfolg seiner Bemühungen ist er rund 220 Tage im Jahr weltweit unterwegs.
Herr Jagerhofer, wie fällt nach den ersten vier von zehn Tagen Ihre Zwischenbilanz der WM aus?
Hannes Jagerhofer: Die Stimmung ist wie in den vergangenen Jahren sensationell. Von ausländischen Besuchern und Spielern höre ich immer wieder, wir dachten, die Norddeutschen seien unterkühlt, wir müssen wohl unser Bild von ihnen korrigieren.
Mehr als 40.000 Zuschauer waren nach ersten Schätzungen bisher auf der Anlage. Liegt das im Rahmen Ihrer Erwartungen?
Wir haben noch keine offiziellen Zahlen, aber am Wochenende war der Rothenbaum richtig voll. Alles deutet darauf hin, dass wir am kommenden Final-Wochenende alle Besucherrekorde brechen.
Weit größeren Zuspruch dürften Sie sich von Sponsoren erhofft haben. Bei der WM sind jedoch neben der Red Bull GmbH, die Mitinhaber Ihrer Gesellschaft ist, keine internationalen Unternehmen vertreten.
Der Verkauf von Sponsoringpaketen im Beachvolleyball ist keine einfache Sache. Die, die dabei sind, sind extrem zufrieden, richtig happy. Das Problem ist, dass einige größere Firmen bei Beachvolleyballturnieren, die nicht von uns veranstaltet wurden, auch schon schlechte Erfahrungen gemacht haben. Es nützen deshalb keine Hochglanzbroschüren, noch so vielen überzeugenden Argumente und Fakten, wir müssen die Leute zu unseren Events holen, damit sie dieses Gänsehautgefühl vor Ort selbst erleben. Aus genau diesem Grund treiben wir diesen hohen Aufwand, alles muss bis ins kleinste Detail perfekt sein.
Übertreiben Sie nicht den Aufwand? Beachvolleyball hat ein anderes, unkonventionelleres Publikum als zum Beispiel Golf, die Formel 1 oder Tennis. Muss da ein sechs Meter hohes VIP-Zelt sein?
Wir definieren uns über Qualität. Und da sind wir noch nicht am Ende unserer eigenen Ansprüche. In Österreich, wo das Turnier eine mehr als 20-jährige Tradition hat, hat unser VIP-Bereich die vierfache Größe, und pro Tag begrüßen wir dort an die 1650 Gäste. Viele Firmen nutzen diese Events, um mit 50 und mehr Gästen, Kunden und Partnern auf die Anlage zu kommen. Darauf müssen wir vorbereitet sein, wenn wir ernst genommen werden wollen.
Als Sie 2016 das erste Major-Turnier am Rothenbaum organisierten, träumten Sie von einer weltweiten Premium-Serie. Seitdem sind es aber weniger Turniere geworden, nicht mehr. Ihr Turnier im Frühjahr in Fort Lauderdale (US-Bundesstaat Florida) mussten Sie kurzfristig absagen. Ist Ihr Traum schon geplatzt?
Im Gegenteil. Wir basteln weiter an dieser Serie und sind mit internationalen Großkonzernen in aussichtsreichen Gesprächen. Wir haben immer gesagt, dass wir Zeit brauchen, um die nötigen Strukturen zu schaffen. Ich bin sicher, in spätestens zwei Jahren sind wir so weit. Fort Lauderdale ist ein spezieller Fall. Da sind wir von einer Partner-Agentur betrogen worden und mussten im vergangenen Dezember die Reißlinie ziehen. Mehr kann ich dazu nicht sagen, weil das ein schwebendes Verfahren ist.
Die WM in Hamburg kostet 6,5 Millionen Euro, Ihre Major-Turniere drei bis vier Millionen. Wo soll das Geld herkommen, wenn Sie weiter keinen Eintritt verlangen?
In Hamburg haben wir acht Sponsoren, in Wien aber 15, die zum Teil mehr als 15 Jahre unsere Partner sind. Da ist über die Jahre viel gegenseitiges Vertrauen entstanden. Eine weltweite Serie kann auf Dauer nur funktionieren, wenn Sie zwei oder drei große Tour-Sponsoren haben. Die brauchen wir, die werden wir auch bekommen, weil unser Produkt perfekt in die heutige Zeit passt und eine neue und einzigartige Form des Sport-Entertainments darstellt.
Wird es in Hamburg auch im nächsten Jahr ein hochwertiges Beachvolleyball-Turnier geben? Die Stadt scheint nicht mehr gewillt, das Event in dem Umfang finanziell zu unterstützen, wie es in den vergangenen Jahren der Fall war, ganz abgesehen von den 3,5 Millionen Euro für diese WM.
Hamburg gehört fest in unsere Planungen für die nächsten Jahre. Wir wollen auch nicht an beliebig vielen Standorten veranstalten, vier, fünf hochklassige Turniere wären völlig ausreichend.
Welche Argumente haben Sie für die Städte?
Besseres Image, höhere Bekanntheit, mehr Steuereinnahmen. Die WM 2017 erbrachte eine Medialeistung im Wert von 22,5 Millionen Euro allein für Wien, zeitigte wirtschaftliche Auswirkungen für die Stadt von 46,3 Millionen und zusätzliche Steuereinnahmen von etwa zehn Million Euro. Für 53.000 auswärtige Besucher wurden 128.000 Übernachtungen gezählt. Das geht aus einer vom Weltverband FIVB in Auftrag gegebenen Studie hervor.
Reicht das auch Ihrem Partner Red Bull?
Er ist von unserer Vision voll überzeugt und unterstützt unser Projekt weiter. Wir sind auf einem sehr guten Weg. Jeden Tag werden unsere Videoclips von der WM millionenfach geklickt.
Herr Jagerhofer, Beachvolleyball scheint Ihnen eine Herzensangelegenheit zu sein. Woher rührt diese Leidenschaft?
Jeder, der eines unserer Events besucht, weiß, was ich damit meine, wenn ich von dieser unvergleichlichen Gänsehautstimmung spreche. Das ist eine großartige Lifestyle-Sportart für die ganze Familie mit einem großartigen Publikum. Beim Beachvolleyball gab es noch nie Ausschreitungen, keinerlei Randale. Und nehmen Sie das Spiel USA gegen Iran am Rothenbaum. Da lagen sich die Anhänger beider Teams in den Armen und feierten gemeinsam. Solche Momente kann man für kein Geld der Welt kaufen.