Rennes. Die deutschen Fußballerinnen schlagen China. Der zweimalige Weltmeister muss sich im Turnierverlauf allerdings noch steigern.
Martina Voss-Tecklenburg schickte sofort nach dem Abpfiff ihren Dank mit gefalteten Händen gen Himmel. Die Bundestrainerin hatte offenbar den Eindruck, dass die deutschen Fußballerinnen bei ihrem Stotterstart in die WM mit höheren Mächten im Bunde waren. Nur weil sich Youngster Giulia Gwinn in der 66. Minute ein Herz gefasst und von der Strafraumgrenze abgezogen hatte, stand am Ende ein 1:0 (0:0) für den zweimaligen Weltmeister gegen China.
"Es ist natürlich schön, zum Auftakt der WM so ein Tor zu schießen. Das gibt Selbstvertrauen. Aber wichtig ist vor allem, dass wir mit drei Punkten gestartet sind", sagte die 19 Jahre alte Gwinn in der ARD: "Wir hatten Höhen und Tiefen in unserem Spiel, wir haben viel auf die Socken bekommen. Aber was zählt, sind die drei Punkte."
Dank Gwinn bleibt es dabei, dass die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zu Endrundenbeginn nicht zu schlagen ist. Sieben Siege und ein Remis stehen zu Buche. "Wir haben uns durchgebissen und uns mit dem verdammten Tor belohnt", sagte Voss-Tecklenburg im Anschluss an ihr erstes Pflichtspiel: "Es war nicht das schönste Spiel, aber vielleicht war der Start mit Widerständen sogar gut."
Hrubesch verfolgt Frauen-WM als "größter Fan"
Vor der Partie hatte das deutsche Team Unterstützung von zahlreichen Seiten erhalten. Die Männer-Mannschaft und die U21 wünschten viel Glück. Ex-Trainer Horst Hrubesch ließ verlauten, dass er die Endrunde als "größter Fan" verfolgen wird. Sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel drückte die Daumen.
Die 15.283 Zuschauer im Roazhon Park sahen aber keine gute Vorstellung des Weltranglistenzweiten, bei dem sechs WM-Debütantinnen in der Startformation standen. Die Asiatinnen agierten extrem defensiv und rustikal in der Zweikampfführung. Die ideenlose DFB-Elf arbeitete sich weitgehend erfolglos an der Defensive des Gegners ab und hatte bei Kontern der Chinesinnen Glück.
Zehner Marozsan verletzt sich
Zu allem Überfluss trug Spielmacherin Dzsenifer Marozsan als Folge der harten Gangart der Chinesinnen die wohl heftigste Verletzung davon. "Ihr Fuß sieht nicht so toll aus", sagte Voss-Tecklenburg, nachdem ihre Nummer 10 trotz Blessur durchgespielt hatte.
Die Umstellungen nach dem Seitenwechsel inklusive Einwechslung von Lena Oberdorf (46.), die als 17-Jährige zur jüngsten deutschen WM-Spielerin der Fußball-Geschichte aufstieg, fruchteten dann aber: Gwinn, die zur kommenden Saison vom SC Freiburg zu Bayern München wechselt, sorgte mit ihrem zweiten Tor im neunten Länderspiel für den Sieg.
DFB-Frauen stehen vor viel Arbeit
Zwei Jahre nach dem EM-Debakel unter Steffi Jones, als der Rekordeuropameister im Viertelfinale scheiterte, wurde deutlich, dass sich die deutsche Auswahl nach wie vor im Umbruch befindet. Voss-Tecklenburg ist erst ein halbes Jahr im Amt, das DFB-Team die fünftjüngste Mannschaft der 24 Teilnehmer. 15 Spielerinnen sind erstmals bei einer WM dabei.
Das große Ziel ist die Qualifikation für Olympia 2020 in Tokio. Dafür muss das DFB-Team unter die drei besten Teams Europas kommen. Holt Deutschland den Titel, winkt eine Prämie von 65.000 Euro plus 10.000 Euro Olympia-Bonus.
Erstes Etappenziel ist Platz eins in der Gruppe B, um einem Achtelfinale gegen den Titelverteidiger aus den USA aus dem Weg zu gehen. Schlüsselspiel wird womöglich das Duell mit Spanien am Mittwoch (18.00 Uhr/ZDF und DAZN). Gegen WM-Neuling Südafrika am 17. Juni (18.00 Uhr/ARD und DAZN) ist Deutschland klarer Favorit.