Hamburg . Kozuch/Ludwig, Bieneck/Schneider und Thole/ Wickler setzen bei der WM am Rothenbaum auch auf das Hamburger Publikum.
Kurze Reden, schnelle Ziehung, flotte Organisation, ein paar Snacks, Wasser und Fruchtsäfte beim Rausgehen – die Gruppenauslosung zur 12. Beachvolleyball-Weltmeisterschaft im Kaisersaal des Rathauses machte Appetit auf die Titelkämpfe im Tennisstadion am Hamburger Rothenbaum, die vom 28. Juni bis 7. Juli gespielt werden. In einer Stunde waren 96 Teams aus 38 Nationen 24 Vorrundengruppen, je zwölf bei Männern und Frauen, zugelost. Die Reaktionen der zehn deutschen Paare, vier bei den Männern, sechs bei den Frauen, schwankten von Zufrieden- bis Betroffenheit. René Hecht, der Präsident des Deutschen Volleyballverbandes, sah es positiv: „Unsere Spieler haben alle Heimvorteil. Das ist bei diesem Hamburger Publikum ein Faktor.“
Niclas Hildebrand, der Beach-Direktor des Verbandes, empfiehlt „gar nicht auf die anderen zu schauen. Alle zehn Teams haben realistische Chancen, die K.-o.-Runden zu erreichen, auch wenn in drei der vier Männergruppen sehr starke Gegner warten. Die Frauen haben es durchweg besser getroffen.“ Die jüngsten Ergebnisse auf der Welttour mahnen ihn jedoch zu vorsichtigen Prognosen. Hatte Hildebrand Anfang des Jahres als Ziel ausgegeben, bei Männern und Frauen das Halbfinale zu erreichen, relativierte er vor Kurzem seine Einschätzung: „Viertelfinale wäre auch schon schön.“
Frauenteams hatten alle Gruppenspiele verloren
Beim Weltserienturnier in der vergangenen Woche im tschechischen Ostrava hatten nur die Weltranglisten-Elften Julius Thole/Clemens Wickler vom Eimsbütteler TV die zwei Gruppenspiele überstanden, waren erst im Viertelfinale in zwei Sätzen an den norwegischen Weltranglisten-Ersten und späteren Turniersiegern Christian Sörum/Anders Mol gescheitert. Die vier deutschen Frauenteams hatten dagegen alle Gruppenspiele verloren – das gab es noch nie.
In Hamburg treffen Thole/Wickler auf Tri Bourne/Trevor Crabb (USA), Arash Vakili/Bahman Salemiinjehboroun (Iran) und Patrick Kavalo/Olivier Ntagengwa (Ruanda). „Gegen die Amerikaner haben wir bisher einmal gespielt und gewonnen, die Iraner sind selten auf der Tour, gelten als sehr ballsicher, das Team aus Ruanda kennen wir nicht“, sagte Thole. „In Normalform sollten wir die Vorrunde überstehen.“ Die Gruppenersten und -zweiten erreichen die K.-o.-Runde der letzten 32, dazu die besten vier Gruppendritten. Die restlichen acht Gruppendritten spielen vier weitere Teilnehmer des Sechzehntelfinales aus.
Tolles Hamburger Publikum
Olympiasiegerin Laura Ludwig, die vor zwei Jahren mit der inzwischen zurückgetretenen Kira Walkenhorst in Wien Weltmeisterin wurde, muss am Rothenbaum mit ihrer neuen Partnerin Margareta Kozuch gegen Carol/Maria Antonelli (Brasilien), Kelley Larsen/Emily Stockman (USA) und Tochukwu Nnoruga/Francisca Ikhiede (Nigeria) in den Sand. „Das ist machbar“, meint WM-Ausrichter Frank Mackerodt. Kozuch/Ludwig sind für ihn neben Thole/Wickler die Publikumsmagneten.
Auch das zweite HSV-Duo Victoria Bieneck/Isabel Schneider, die aktuellen deutschen Meisterinnen, könnten in diese Rolle schlüpfen. Ana Patricia/Rebecca (Brasilien), Elisa/Liliana (Spanien), Nzayisenga/Judith (Ruanda) sind ihre Vorrundengegnerinnen. „Gegen die aufstrebenden Brasilianerinnen und die Spanierinnen sind das offene Partien, das Paar aus Ruanda sollten wir schlagen können“, bilanzierte Bieneck die Auslosung und setzt auf „die Unterstützung des tollen Hamburger Publikums“.
Dem soll auch 2020 ein hochrangiges Beachvolleyball-Turnier am Rothenbaum angeboten werden, möglichst zu einem Zeitpunkt, der noch für die Olympia-Qualifikation 2020 (bis Mitte Juni) zählt. Sportsenator Andy Grote, Ausrichter Mackerodt und WM-Veranstalter Hannes Jagerhofer aus Österreich loteten direkt nach der Auslosung die Möglichkeiten dafür aus. Klar ist: Einen Millionen-Zuschuss wie die rund 3,5 Millionen Euro für die WM 2019 darf Jagerhofer für 2020 nicht von der Stadt erwarten, dämpfte Grote die Erwartungen.
Gruppen mit deutscher Beteiligung:
Männer, Gruppe A: Alexander Walkenhorst/ Sven Winter (Essen/Bochum), Sörum/Mol (Norwegen), Solberg/Felipe (Brasilien), Gonzales/Reyes (Kuba). B: Philip-Arne Bergmann/Yannick Harms (Hameln), Fijalek/Bryl (Polen), Plavins/Tocs (Lettland), Abicha/Elgraoui (Marokko). J: Nils Ehlers/Lars Flüggen (HSV), Grimalt/Grimten (Chile), Liamin/Myskiw (Russland), Ontiveros/Virgen (Mexiko). L: Julius Thole/Clemens Wickler (Eimsbütteler TV), Bourne/Crabb (USA), Vakili/ Salemiinjehboroun (Iran), Kavalo/Ntagengwa (Ruanda).
Frauen, Gruppe A: Ittlinger/Laboureur (Stuttgart), Menegatti/Orsi Toth (Italien), Megan und Nicole McNamara (Kanada), Amarilla/Caballero Pena (Paraquay). B: Leonie Körtzinger/Sarah Schneider (HSV), Hermannova/Slukova (Tschechien), Kociolek/Wojtasik (Polen), Graudina/Kravcenoka (Lettland). C: Kim Behrens/Cinja Tillmann (Bremen/Münster), Bansley/Wilkerson (Kanada), Heidrich/Vergé-Dépré (Schweiz), Bausero/Rotti (Uruguay). D: Victoria Bieneck/Isabel Schneider (HSV), Ana Patricia/Rebecca (Brasilien), Elisa/Liliana (Spanien), Nzayisenga/Judith (Ruanda). E: Karla Borger/Julia Sude (Stuttgart), Klineman/A. Ross (USA), Wang/Xue (China), Mendoza/Lolette (Nicaragua). J: Margareta Kozuch/Laura Ludwig (HSV), Carol/Antonelli (Brasilien), Larsen/ Stockman (USA), Nnoruga/Ikhiede (Nigeria).