Hamburg. Hamburg-Walddörfer am ersten Spieltag der Golf-Bundesliga auf Platz vier – Falkenstein dominiert.
Christian Lanfermann hatte schnell Gesprächsbedarf: „Es ist wichtig, dass die Spielerinnen möglichst sofort Feedback bekommen, wenn sie sich noch an Situationen erinnern.“ Also schnappte sich der Trainer vom Hamburger Golf-Club Falkenstein die eine oder andere seiner jungen Damen zum Teil noch hinter dem 18. Grün zur Analyse. „Zufrieden bin ich mit den fünf Punkten“, sagte er diplomatisch nach dem ersten Spieltag der Golf-Bundesliga auf dem Platz von Aufsteiger Hamburg Walddörfer, „der Auftakt hat aber auch gezeigt, wo wir noch eine Schippe drauflegen müssen – und zwar schnell.“
Ja, die Titelverteidigerinnen aus Rissen haben die kalkulierten fünf Punkte für den Spieltagssieg eingesackt, aber Lanfermann konnte beim Blick auf die Einzelergebnisse natürlich sehen, dass dieser Erfolg ausschließlich der herausragenden Form von Topspielerin Esther Henseleit zu verdanken war.
Immer mehr Golffans strömten auf den Platz
Mit 67 Schlägen, sechs unter Par, stellte die 20 Jahre alte Profispielerin einen neuen Platzrekord auf und war damit entscheidend für das Gesamtergebnis von 19 Schlägen über Platzstandard. Der Zweite Berlin-Wannsee notierte 22 über Par, hatte aber keine Spielerin dabei, die eine Par-Runde (oder besser) zeigte. „Wir waren natürlich sehr froh, dass Esther hier war“, sagte Lanfermann, „das war für uns ein Bonus.“
Als Henseleit um acht Uhr zu ihrer Runde abschlug, sahen vor allem noch aufgeregte Rotkehlchen auf dem herrlichen Parkkurs am Bredenbeker Teich zu. Doch mit jeder Minute, so schien es, strömten bei wunderbarem Wetter immer mehr Golffans auf den Platz. Die 300 Parkplätze waren jedenfalls schon vor 10 Uhr belegt. „Für uns ist das ein wunderbares Wochenende und ein großer Erfolg“, sagte Walddörfers Vorsitzender Arne Dost (54), „die Gastmannschaften haben alle den guten Zustand und die Schönheit des Platzes gelobt.“
Sportlich konnten sich die Gastgeber zudem über Platz vier mit 34 Schlägen über Par freuen. Die Grundlage dazu hatten die Außenseiterinnen am Sonnabend in den Vierern gelegt, als sie mit nur sechs über Par sogar Zweite waren. „Die anderen Kollegen haben mir schon gesagt, dass es schön ist, dass mal wieder ein Aufsteiger richtig mitspielen kann“, sagte Walddörfers Trainer Christian Kirchner, „dabei waren wir sogar lange auf Platz drei und haben verpasst, den Sack zuzumachen.“
Eine bogeyfreie Runde mit sechs Birdies
Dennoch haben sie den GC Gatow (+36) auf den fünften Platz verwiesen. Die Berlinerinnen werden voraussichtlich die zu schlagende Mannschaft im Kampf um den Klassenerhalt sein. Der Golfclub Hubbelrath (+29) spielt auch um den Einzug ins Halbfinale der besten vier im August. „Es ist für uns ein sehr guter Einstieg in die Saison“, sagte Kirchner, „unsere Damen haben aber auch gemerkt, dass vielleicht sogar noch mehr geht, wenn man nicht den einen oder anderen Schlag liegen lässt.“
Das ist genau das, was Esther Henseleit nicht passiert ist. Wenige Tage nach dem unglücklichen Scheitern bei der Qualifikation zu den US Open zauberte sie eine bogeyfreie Runde mit sechs Birdies auf den Platz. Ein Höhepunkt für die Zuschauer war, als sie auf der langen 17. Bahn den zweiten Schlag mit dem Driver vom Fairway erledigte. „Ich treffe den Ball schon seit einigen Wochen gut, deshalb habe ich von mir auch ein gutes Ergebnis erwartet“, sagte sie, „es war schön, wieder in der Mannschaft spielen zu können. Es hat viel Spaß gemacht. Es sind ja auch einige Leute rausgekommen, es war gute Stimmung. Und ich kannte den Platz noch nicht, der ist wirklich schön.“
Der Platz präsentierte sich in einem exzellenten Zustand
Am vierten Spieltag, am 20. Juli, in Hubbelrath bei Düsseldorf, wird Deutschlands derzeit wohl beste Spielerin wieder für ihren Verein antreten. Beim Heimspiel in zwei Wochen und danach ist sie durch Turniere gebunden, die natürlich vorgehen. Die Falkensteiner müssen also schauen, wie sie den Ausfall ihrer Topspielerin ausgleichen können. „Es waren schwierige Bedingungen, vor allem durch den Wind“, sagte Kapitänin Franziska Ellis, „es ist auch nie einfach in Deutschland, gleich nach dem Winter in den Wettkampf draußen zu gehen.“
Das Wetter ist immer ein Thema beim Herrichten einer erstklassigen Spielbahn. Den Walddörfern ist da ein exzellenter Job gelungen, insbesondere die Grüns waren schnell und sehr gut. Der Aufsteiger hat damit durchaus eine Visitenkarte abgegeben, etwas, das den 1150 Vereinsmitgliedern und dem Vorstand gefallen wird. „Wir wollen der schönste Platz in der Region werden“, formuliert Vorsitzender Dost ein ehrgeiziges Ziel. Wenn dann die Damen als sportliches Aushängeschild erfolgreich sind, um so besser. „Alles andere als der letzte Platz ist für uns ein Sieg“, sagt Dost.
Nach dem Buffet für die Mannschaften im Clubhaus kehrte wieder Friede auf dem Golfplatz ein. Der Golfclub Walddörfer hatte seine Bundesliga-Premiere bestanden. Sportlich und auch sonst. Und der Abend gehörte wieder den Mitgliedern – und den Rotkehlchen.