Ammersbek. Die Damen von Aufsteiger Hamburg-Walddörfer starten an diesem Wochenende mit einem Heimspiel in die Liga.
„Ein Traum, der wahr wird“, sagt Laura Schaffer (32). Na klar, was denn sonst? Bundesliga! Endlich! An diesem Sonnabend geht es los, um 8.30 Uhr erster Abschlag zu den drei Vierern. Am Sonntag gehen von acht Uhr an die sechs Einzel auf den Kurs. Und die Aufsteigerinnen vom Golf Club Walddörfer sind gleich mal Gastgeberinnen am ersten Spieltag der Nordgruppe. Titelverteidiger und Nachbar Hamburger GC Falkenstein kommt, die Berliner vom GC Gatow und vom Wannsee sowie der Golfclub Hubbelrath aus Düsseldorf. „Wir gehören jetzt zu den zehn besten Teams in Deutschland“, sagt Kaja Schlatermund (29), „das hätten wir uns nie träumen lassen.“
Ja, was denn nun? Traum oder nicht? Fragen wir den Trainer, Christian Kirchner (57): „Es ist ein Traum, der erreicht wurde mit wenigen Mitteln.“ Seit acht Jahren arbeitet der Golflehrer bei dem Verein in Ammersbek direkt am Bredenbeker Teich, kontinuierlich wurde das Team weiterentwickelt. „Einige Spielerinnen hatte ich schon als Jugendliche“, sagt Kirchner. „Wir haben ganz normale Mädels, die underdogmäßig unterwegs sind, aber alle schon mal oben angeklopft haben und wissen, wie es geht.“
Trainingslager in Portugal
Wie Laura Schaffer, die mal in der deutschen Nationalmannschaft spielte, bevor sie „ordentliche“ Bankkauffrau wurde, oder die IT-Fachfrau und Werkstudentin Kaja Schlatermund, vor zwei Jahren Hamburger Meisterin. „Eine gute Mischung aus erfahrenen Spielerinnen mit jungen Nachwuchsspielerinnen“, beschreibt Kirchner „seine“ Damen. „Es ist ein starkes, funktionierendes Gefüge mit einem super Mannschaftsgeist.“
Fast alle aus dem dreizehnköpfigen Kader waren im April mit im Trainingslager in Portugal. „Wir mussten nach dem Winter in Deutschland mal wieder raus, auf einen richtigen Golfplatz“, erklärt Kirchner. Die Spielerinnen versorgten sich dort selbst in Appartements und trugen auch einen Teil der Kosten selbst. „Der Zusammenhalt in der Mannschaft ist wirklich groß. Wahrscheinlich waren wir deshalb im vergangenen Jahr auch in den Vierern so gut“, sagt Kapitänin Alexandra Schaar (28). „Wir spüren aber auch die Unterstützung und Anerkennung des Clubs und der Mitglieder.“
Falkenstein kommt mit seiner Topspielerin
2017 hatten sie schon mal am Aufstieg „gekratzt“, in der Relegation aber verloren. Im vergangenen Sommer hat es dann funktioniert, als sie sich gegen den Düsseldorfer Golf-Club durchsetzen konnten. Entscheidend war ein letzter Putt in der finalen Partie, den Anna Meleshkina aus fünf Metern einlochte. Danach brachen alle Dämme. „Dieses Glücksgefühl wollen wir jetzt mitnehmen“, sagt der Trainer. „Die Herausforderung wird sein, unsere Leistung im Erstligaumfeld wieder zu bringen. Wenn wir das schaffen, dann können wir etwas erreichen.“
Zweimal Golftraining in der Woche ist Standard, dazu zweimal Athletiktraining – „es ist schon ein großer zeitlicher Aufwand, schließlich sind wir fast alle berufstätig“, sagt Alexandra Schaar. Ein Mentaltrainer steht ihnen auch zur Verfügung. Zwei bis drei Sessions mit dem Team hat es im Vorfeld der Saison gegeben, „das hilft sehr zwischen den Ohren“, weiß Kirchner. Eine Erkenntnis, die sich noch nicht bei jedem Hamburger Bundesligisten aus prominenteren Sportarten durchgesetzt hat. Das Saisonziel ist klar: „Klassenerhalt.“
„Wir wollen den Titel verteidigen“
Da haben die Damen aus Falkenstein natürlich andere Ansprüche: „Wir wollen den Titel verteidigen“, sagt Trainer Christian Lanfermann. Nach fünf Vorrundenspieltagen geht es am 10. und 11. August beim Final Four der beiden Topteams aus dem Norden und dem Süden in Gut Kaden um die Meisterschaft. „Wir sehen uns nicht als Gejagte“, meint Lanfermann. „Alle fangen schließlich wieder bei Null an.“ Die Falkensteiner können jedoch an einigen Spieltagen Topspielerin Esther Henseleit einsetzen, die erfolgreich in ihre erste Profisaison gestartet ist. Auch am Wochenende bei Walddörfer schlägt die 20-Jährige für ihren Club ab. „Das ist schön, aber die Mannschaft ist mehr als Esther“, sagt Lanfermann. „Jede meiner zwölf Spielerinnen muss professionell in der Rolle arbeiten, die sie im Team zugewiesen bekommt.“
Dass mit den Walddörfer Damen nun ein zweites Team aus der Hansestadt in der Bundesliga spielt (während die Herren nicht vertreten sind), freut Hamburgs Trainer des Jahres: „Das ist für die Region natürlich toll.“ Beim Play-off im vergangenen Sommer „haben wir die Daumen gedrückt“, sagt Lanfermann. „Wir haben einen sehr kollegialen, sportlichen Austausch.“ Und natürlich ist es auch praktisch, zwei „Heimspiele“ zu haben: „Das spart auch Kosten.“ In Falkenstein wird der zweite Spieltag am 25. Mai ausgetragen.
Dann wissen auch die Aufsteigerinnen schon eher, ob sie in der Elite mithalten können. „Clubs wie Falkenstein, Wannsee oder Hubbelrath haben ganz andere finanzielle Möglichkeiten als wir“, sagt Kirchner. Und trotzdem schielen sie neben dem Klassenerhalt natürlich auch auf das Final Four auf Gut Kaden. „Wir haben Träume verwirklicht“, sagt Laura Schaffer. „Jetzt träumen wir weiter.“