Hamburg. Mit Moritz Maack führt ein Quarterback aus dem eigenen Nachwuchs Hamburgs Footballer in die Zweitligasaison.
Wenn es etwas gibt, das Moritz Maack nicht fehlt, dann ist es Selbstbewusstsein. Er sei ein Quarterback, der ebenso Wert auf akkurates Passspiel lege wie auf athletisches Laufspiel. Mit seiner Übersicht und seiner Dynamik könne er schon verloren geglaubte Spielzüge am Leben halten, sagt er. Und seine 80 Kilogramm Kampfgewicht bei 188 Zentimetern Körperlänge seien zwar Untergewicht für einen Footballer, dennoch könne er aus dem, was Kritiker als sein größtes Defizit bezeichnen, auch Kapital schlagen. „Ich gehe einfach nicht das Risiko ein, mich von der gegnerischen Defense tacklen zu lassen“, sagt er.
Man könnte dem 21-Jährigen angesichts dieser Selbsteinschätzung vorhalten, sich von seinen US-amerikanischen Vorgängern vor allem die Großspurigkeit abgeschaut zu haben. Das allerdings wäre falsch, denn wer vor dem Saisonstart der in die Zweite Liga (GFL 2) abgestiegenen Footballmänner der Hamburg Huskies mit Menschen redet, die sich auskennen, der muss Maack wohl eher einen Realisten nennen. „Er ist ein ruhiger, bedachter Typ, was auf seiner Position sehr wichtig ist. Er hat auf jeden Fall Talent“, sagt Patrick Esume (45), Deutschlands wichtigster Footballexperte, der Maack 2016 in seiner Zeit als Headcoach bei den Huskies betreute.
Kein Wunder also, dass der neue Cheftrainer Kendral Ellison den Youngster, der in Altona an einer Privatuni Kommunikationsdesign studiert, an diesem Sonnabend (16 Uhr, Stadion Hammer Park) zum Auftakt gegen die Langenfeld Longhorns als Anführer aufs Feld schickt. „Mo ist meine Nummer eins, ich setze voll auf ihn, weil ich überzeugt bin, dass er die Qualitäten mitbringt, die ein guter Quarterback braucht“, sagt der 31 Jahre alte US-Amerikaner. Ein junger Deutscher als Spielmacher, das ist im American Football selten. Bei den Huskies liefen in den vergangenen Bundesligajahren ausschließlich Importspieler als Stamm-Quarterback auf.
Sein Selbstvertrauen hat er sich erarbeiten müssen
Aber weil Maack bereits in der Endphase der vergangenen Spielzeit den in zu vielen Spielen indisponierten Quentin Williams bestens vertrat, vertraut Ellison dem Eigengewächs, das als Zwölfjähriger zu den Huskies kam. „Meine Eltern sind total Football-begeistert, bei uns lag immer ein Football herum“, sagt er. Schon im dritten Training bedrängte Maack, der bis zum 16. Lebensjahr parallel auch Fußball spielte, seinen damaligen Jugendcoach, ihn als Quarterback aufzustellen. „Ich wollte einfach der wichtigste Spieler sein, der die Entscheidungen trifft“, sagt er, „und natürlich war es in den vergangenen Jahren mein Ziel, auch im Bundesligateam Nummer-eins-Quarterback zu werden.“
Sein Selbstvertrauen habe er sich allerdings erarbeiten müssen. „Das war nicht immer so. Aber wenn man die gesamte Jugendzeit über auf dieser Position spielt, dann gewinnt man an Sicherheit und Erfahrung. Deshalb glaube ich, dass ich mit der Verantwortung, die jetzt auf meinen Schultern lastet, gut umgehen kann.“
Moritz Maack wohnt noch bei seinen footballbegeisterten Eltern in Glashütte
Die Last, die Maack meint, geht vor allem vom Headcoach aus, der große Erwartungen an alle Spieler stellt, vor allem aber an seinen Quarterback. „Er kennt mein Potenzial, entsprechend hoch sind seine Ansprüche an mich. Aber das ist okay, ich mag das“, sagt der New-Orleans-Fan, der insbesondere Saints-Quarterback Drew Brees bewundert. Ellison, der mit seiner positiven Art für einen deutlichen Stimmungsumschwung gesorgt hat, baut auf junge, hungrige deutsche Spieler. 33 Neue kamen, nur sechs Abgänge gab es, was im Training eine lang vermisste Breite im Kader bedeutet. „Für uns ist es ein Neustart, alle sind heiß, sich zu beweisen“, sagt Moritz Maack, der noch bei seinen footballbegeisterten Eltern in Glashütte wohnt.
Das wäre wichtig, schließlich soll der Abstieg nur ein Gastspiel und keine Dauerkarte in der Zweiten Liga bedeuten. Wobei sich Verantwortliche und Spieler scheuen, den direkten Wiederaufstieg als Ziel zu formulieren. „Unser Ziel ist es, wieder attraktiven Football für Hamburg zu bieten“, sagt Coach Ellison. „Der Neuaufbau wird schwierig, aber es ist möglich, dass wir ihn positiv gestalten, wenn wir alle an einem Strang ziehen und sich jeder der Herausforderung stellt.“ Vor allem am Teamgeist und Zusammenhalt habe er arbeiten müssen, nachdem in der vergangenen Saison kein Sieg gelungen war.
16 Niederlagen aus 16 Spielen in der Saison 2018
„Wir müssen erst einmal wieder lernen zu gewinnen“, sagt Maack angesichts der Bilanz von 16 Niederlagen aus 16 Spielen in der Saison 2018. Die zwei klaren Siege in der Vorbereitung, allerdings gegen Drittligateams (29:6 gegen Bielefeld, 34:9 gegen Oldenburg), seien für das Selbstwertgefühl wichtig gewesen. Nun freue man sich auf den Saisonstart, vor allem aber auch auf die Lokalderbys gegen die Elmshorn Fighting Pirates, die in der vergangenen Saison die Aufstiegsspiele nur knapp verpasst hatten. „Wie stark die Konkurrenz ist, müssen wir abwarten. Nach dem Spiel gegen Langenfeld wissen wir mehr. Aber in der GFL 2 kann jeder jeden schlagen, anders als in der GFL, wo man in manche Spiele reingeht mit dem Wissen, dass man hoch verlieren wird“, sagt Maack.
Nun ist der Anspruch, möglichst jedes Spiel zu gewinnen. „Am Sonnabend wollen wir den Startschuss für eine neue Huskies-Ära geben“, sagt Moritz Maack. Ein wichtiger Teil dieser Ära zu werden, das traut nicht nur er sich zu.