Hamburg. Kendral Ellison will dem Footballteam nach dem Abstieg eine langfristige Perspektive geben und die Mannschaft weiterentwickeln.

Es war ein wenig, als hätte man ein Rudel Bären nach der Winterruhe das erste Mal zum Jagen geschickt. „Die Jungs waren hungrig und haben sehr gut mitgezogen“, sagt Kendral Ellison, nachdem er die Footballer der Hamburg Huskies am vergangenen Sonnabend im ersten Freilufttraining der Saison 2019 angeleitet hatte. Hunger auf Erfolg, das ist genau das, was der neue Cheftrainer erwartet. Nach der Horrorspielzeit 2018, die nach 16 Niederlagen in 16 Spielen mit dem Abstieg aus der German Football League (GFL) endete, hat der 31 Jahre alte US-Amerikaner alles auf Anfang gestellt, mit dem Ziel, den Verein neu zu erfinden.

„Wir wollen ein Team werden, auf das Hamburg stolz sein kann“, sagt der Mann mit den markanten Rastazöpfen, der in der vergangenen Spielzeit Defensive Coordinator war, aber wegen der Personalknappheit auch noch elf Saisonspiele bestritt. Dafür gelte es, eine neue Philosophie zu implementieren. „Es fehlte in den vergangenen Jahren an einem Plan, was die Huskies überhaupt sein wollen. Es wurde gehofft, dass es irgendwie klappen würde“, sagt er. Das Ergebnis: jahrelanger Abstiegskampf mit der Folge, „dass wir alle keine Lust mehr hatten, Prügelknaben zu sein. Der Abstieg kann die Chance sein, sich wieder ans Siegen zu gewöhnen und eine neue Gewinnermentalität zu entwickeln.“

Er kennt den deutschen Football

Man hört derlei Sätze oft von US-Coaches, die in Europa anheuern und nach ein paar Monaten von der Realität über den Haufen gerannt werden. Das Problem war in Hamburg in den vergangenen Jahren stets, dass zu wenige Spieler dauerhaft zum Training erschienen und deshalb ein vernünftiges Einüben von Spielzügen oder Abwehrsystemen kaum möglich war. „Die Disziplin der Spieler ist der Schlüssel zum Erfolg, daran arbeiten wir“, sagt Ellison, der 2010 nach Europa kam und 2012 erstmals für die Huskies spielte. Um Anreize zu schaffen, will er ein Belohnungssystem einführen, über das Sponsoren den Spielern Extras ermöglichen. Seit Ende November hat er dafür in Eigeninitiative Geldgeber akquiriert. „Jeder muss verstehen, dass er dem Team schadet, wenn er im Training nicht ordentlich mitzieht“, sagt Ellison.

Erfahrung als Headcoach sammelte der Vater einer Tochter lediglich im Nachwuchs. Sein Vorteil ist aber, dass er den deutschen Football und dessen Tücken kennt, aber auch, dass die Spieler wissen, wie er tickt und auf was er Wert legt. Im Wissen darum kehrten eine Reihe früherer Spieler ins Huskies-Rudel zurück. „Wir haben aktuell rund 65 Spieler im Aufgebot, 35 davon Neuzugänge“, sagt Ellison, der künftig vor allem auf Eigengewächse setzt. So soll Moritz Maack (21) als Quarterback den zum Zweitligarivalen Lübeck Cougars abgewanderten Quentin Williams ersetzen. Auch die Importspieler Colby Goodwyn (nach Köln) und Marquis Drayton (noch ohne Team) haben Hamburg verlassen. Neu dabei sind die US-Amerikaner Lamont Crittendon (Linebacker) und Ja Vontae Hence (Runningback).

Sein Ziel für die Saison 2019, die am 4. Mai mit einem Heimspiel gegen die Langenfeld Longhorns beginnt, hat Kendral Ellison bereits definiert. „Natürlich wollen wir aufsteigen, aber das Wichtigste ist, dass wir unser Team weiterentwickeln und eine langfristige Perspektive schaffen“, sagt er. Seine Mannschaft solle mit US-Mentalität spielen, „schnell, hart, körperbetont und aggressiv“. Gelingt das, sollte sich der Hunger auf Erfolg stillen lassen.