Hamburg. Miriam Butkereit vom TSV Glinde träumt von der Olympiateilnahme. Deutsche Meisterin ist die 24-Jährige bereits.
Zeit, um Titelgewinne zu genießen, gibt es gerade in den Sportarten abseits des Rampenlichts wenig. Und so wird Miriam Butkereit an diesem Freitag wieder einmal ihre Sporttasche packen und zum nächsten Höhepunkt reisen. Beim Grand-Slam-Turnier in Frankreichs Hauptstadt Paris geht es für die 24 Jahre alte Judoka vom TSV Glinde am Sonntag um wichtige Punkte für die Weltrangliste. Da die Resultate der Saison 2019 bereits in die Wertung für die Olympiaqualifikation eingehen, sind es die großen Turniere, die zählen.
Dennoch misst die angehende Bundespolizistin, die am Mittwoch kommender Woche ihre Ausbildung in Köln mit der mündlichen Prüfung abschließt, ihrem Triumph vor zehn Tagen auch einige Bedeutung bei. Bei den deutschen Einzelmeisterschaften in Stuttgart hatte Miriam Butkereit den Titel in der 70-Kilogramm-Klasse gewonnen. „Das war nicht nur ein optimaler Start in die Saison 2019, sondern der Titel hat mir auch viel Selbstvertrauen gegeben. Ich war sicherlich noch nicht in Topform, habe aber gespürt, dass ich auf dem richtigen Weg bin“, sagt die Athletin.
Heimatverein in Glinde die Treue gehalten
Seit 2015 lebt die Tochter einer deutschen Mutter und eines portugiesischen Vaters in Köln; nicht nur, weil sie dort beruflich weiterkommt, sondern vor allem, weil am dortigen Stützpunkt die besten Trainingsbedingungen herrschen. Ihrem Heimatverein in Glinde, wo sie, inspiriert von ihrer Mutter und einem Onkel, als Sechsjährige mit dem Kampfsport begann, hat sie dennoch die Treue gehalten. Bei Einzelmeisterschaften tritt sie für den TSV an. In der Bundesliga startet sie dagegen, da es in Hamburg keine Mannschaft mehr gibt, für Wiesbaden.
Dass sie Kampfsport grundsätzlich mag, unterstreicht ihr Profilbild bei WhatsApp, das sie in Boxhandschuhen zeigt. „Boxen ist eine gute Ausgleichssportart, weil es andere Muskelgruppen anspricht. Aber Judo ist mein Sport“, sagt sie. An ihre Anfänge als Kämpferin erinnert sich Miriam Butkereit mit Vergnügen, schließlich steht ihr Start im Judo exemplarisch für das, was die Besten auszeichnet. „Bei meinem ersten Wettkampf habe ich voll auf die Schnauze bekommen. Meine Mutter war sich sicher, dass sie mich würde abmelden müssen, weil ich so frustriert war“, sagt sie. Doch weit gefehlt: Die krachende Niederlage war Ansporn für sie, sich im Leistungssport beweisen zu wollen.
Mit Kämpferherz an die Weltspitze
Willensstärke, Kämpferherz und eine gewisse Härte im Umgang mit sich selbst führten die Athletin in die Weltspitze. Dort angekommen fühlte sie sich im Oktober 2017, als sie beim Grand Slam in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) die Bronzemedaille holte. Im vergangenen Jahr war sie dort noch einen Platz besser, Silber war ihr bislang stärkstes internationales Ergebnis. „In Paris werde ich nun alles geben, um noch weiter vorn zu landen. Es ist eine große Ehre, dort zu starten“, sagt sie.
Frankreich soll allerdings nur Durchgangsstation sein zum großen Ziel. 2020 will Miriam Butkereit in Tokio ihre ersten Olympischen Spiele erleben. „Darauf ist unsere Arbeit angelegt. Olympia ist mein Traum“, sagt sie. Im Ursprungsland ihres Sports eine Medaille zu gewinnen, das wäre die Krönung ihrer Karriere, auch wenn Japan für sie längst Alltag ist. Schon mehrfach war sie für Trainingslager dort, das nächste folgt im Frühjahr. Zudem ist die japanische Hauptstadt Ende August auch Ausrichter der WM. „Das ist praktisch, weil wir uns dort schon einmal auf Olympia einstimmen können“, sagt sie.
Eins ist klar: Sollte es für eine WM- oder gar eine Olympiamedaille reichen, würde sich Miriam Butkereit Zeit nehmen, den Triumph zu genießen.