Glinde. Judokämpferin Miriam Butkereit gewinnt zum zweiten Mal den Titel in ihrer Klasse. Ihr Traum ist die Olympia-Teilnahme 2020.
Für Miriam Butkereit beginnt nun die heiße Phase. Die 24 Jahre alte Judokämpferin vom TSV Glinde nutzt in den kommenden Monaten jede Gelegenheit, um bei internationalen Wettkämpfen wichtige Weltranglistenpunkte zu sammeln. Die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020 in Tokio (Japan) ist ihr großes Ziel. Die Chancen, sich diesen Traum zu erfüllen, stehen nicht schlecht: „In der Weltrangliste muss ich am Ende unter den besten 18 Frauen meiner Gewichtsklasse gelistet sein, gleichzeitig aber auch als beste Deutsche geführt werden“, erklärt Butkereit.
Der Terminkalender der 24-Jährigen ist rappelvoll: Am Wochenende 9./10. Februar tritt sie zunächst in Frankreich beim Paris-Grand-Slam, zwei Wochen später in Düsseldorf bei einem weiteren Grand-Slam-Turnier an. Anschließend reist sie für 14 Tage nach Japan in ein Trainingslager.
In Deutschland vorn mit dabei
Im Ranking der International Judo Federation für die Olympischen Spiele 2020 belegt die 24-Jährige in der Gewichtsklasse bis 70 Kilogramm zurzeit Rang 19. Die beste Deutsche, Giovanna Scoccimarro vom MTV 1862 Vorsfelde, wird auf Rang 17 geführt.
Bei den Deutschen Meisterschaften in Stuttgart hatte die dunkelhaarige Stormarnerin auf jeden Fall die Nase vorn. Butkereit gewann nach 2016 zum zweiten Mal den Titel bei den Frauen bis 70 Kilogramm. Scoccimarro scheiterte im Halbfinale und musste sich mit der Bronzemedaille begnügen.
Der Jubel nach dem Titelgewinn bei den Deutschen Judo-Meisterschaften war bei Butkereit eher verhalten. Ein kurzer Gefühlsausbruch direkt nach dem Kampfende, dann verabschiedete sich die Glinderin mit einer höflichen Verbeugung von den fachkundigen Zuschauern in der SCHARRena in Stuttgart-Bad Cannstadt (Baden-Württemberg).
Butkereit gehört zum Favoritenkreis
„Natürlich habe ich mich über den zweiten Meistertitel bei den Frauen gefreut, jedoch nicht so krass wie vor drei Jahren“, sagt Butkereit. Lächelnd fügt sie hinzu: „Allerdings waren die Voraussetzungen diesmal auch andere: Vor drei Jahren war der Titelgewinn für jeden eine Überraschung, in diesem Jahr zählte ich zu den Favoritinnen.“
Gegen die vier Jahre jüngere ehemalige U-18-Vizeweltmeisterin Alina Böhm gelang Butkereit 30 Sekunden vor dem Ende der entscheidende Schachzug: Nach einem misslungenen Haltegriff überraschte die Glinderin ihre Gegnerin mit einem Armhebel, dem sich die Kampfsportlerin vom Judozentrum Heubach nicht mehr entziehen konnte. Der Wettkampfrichter belohnte die Aktion von Miriam Butkereit mit dem Wertungsentscheid Ippon, der einen sofortigen Kampfabbruch bedeutete.
Die 24 Jahre alte angehende Polizeimeisterin gewann in Stuttgart mit einer Ausnahme alle ihre Kämpfe vorzeitig. Lediglich das Viertelfinale gegen Lisa Müller von den Leipziger Sportlöwen ging über die vorgegebene Zeit von vier Minuten.
Mascha Ballhaus holt Bronze, Schwester Seija wird Fünfte
In Stuttgart waren noch zwei weitere Judokämpferinnen aus Glinde am Start: Mascha Ballhaus gewann in der Gewichtsklasse bis 48 Kilogramm die Bronzemedaille. Zwillingsschwester Seija, die wie Mascha für den TH Eilbeck in Hamburg startet, wurde in der Klasse bis 57 Kilogramm Fünfte.
„So gern ich den DM-Titel mitgenommen habe, großes Ziel bleibt die Qualifikation für die Olympischen Spiele. Ich hoffe nur, dass ich von weiteren Verletzungen verschont bleibe“, sagt Butkereit, die Halbportugiesin ist, weil ihr Vater von der iberischen Halbinsel stammt. Ihre Bedenken sind berechtigt, denn immer wieder wurde sie vom Verletzungspech verfolgt. Ein Bandscheibenvorfall im vergangenen Jahr hatte ein Dreivierteljahr Wettkampfpause zur Folge. Ein kaputtes Schultereckgelenk, ein Außenbandriss im rechten Knie, mehrere Meniskus-Operationen sowie bündelweise gerissene Bänder – die dunkelhaarige Glinderin ließ sich in den zurückliegenden Jahren durch nichts von ihrem Weg abbringen.
Sportlerin ist angehende Polizistin
In Köln absolviert Butkereit seit September 2015 eine Ausbildung bei der Bundespolizei und trainiert am Stützpunkt des Deutschen Judo-Bundes. Dort trifft sie regelmäßig auf die besten deutschen Judokas. Täglich stehen mehrere Übungseinheiten auf dem Programm. „Die Ausbildung und später den Beruf kann ich problemlos mit dem Leistungssport verbinden“, sagt die deutsche Meisterin. 18 Monate dauert die Ausbildung. Allerdings streckt sich diese über eine Zeitspanne von dreieinhalb Jahren.
Ein vierwöchiges Praktikum bei der Polizei am Hamburger Hauptbahnhof im Juli 2017 hatte Butkereit endgültig überzeugt, nach Abschluss der Ausbildung als Polizeimeisterin in den Beruf einzusteigen. Mitte Februar beendet die Glinderin die Ausbildung mit den mündlichen und praktischen Prüfungen. Den Wechsel an den Olympia-Stützpunkt Köln hat Butkereit zu keinem Zeitpunkt bereut. „Es war die richtige Entscheidung“, sagt sie, „sowohl sportlich als auch beruflich.“