Klopp will nichts von der Meisterschaft wissen und sorgt für einen Lacher. Aubameyang fällt derweil mit gruseliger Statistik auf.
Liverpool. Er weiß, wie man den Druck von der Mannschaft nimmt und stattdessen den Fokus auf sich selbst richtet. Jürgen Klopp hat mal wieder für einen unterhaltsamen Moment auf einer Pressekonferenz gesorgt. Weil er mit einer Frage unzufrieden ist, bietet der Liverpool-Coach den Journalisten einen Rollentausch an, nennt dafür allerdings eine Bedingung.
Unmittelbar nachdem der FC Liverpool bei der 5:1-Gala gegen Arsenal London mal wieder ein Feuerwerk abgebrannt hatte, war Klopp überaus stolz – aber auch reichlich genervt. „Ich würde wirklich gerne einmal mit Ihnen Rollen tauschen. Sie sitzen hier und ich bin ein Journalist. Wenn Sie dann an meiner Stelle hier sitzen und sagen würden: „Unglaublich! Wir sind mit neun Punkten Vorsprung Tabellenführer, dann wären Sie wohl nur eine Woche hier – wenn überhaupt“, sagte er begleitet von seinem markanten Lachen. „Übrigens: Nach dem Spiel Southampton gegen Manchester City sind es nur noch sieben Punkte. Danach verlieren wir vielleicht gegen City und es sind nur noch vier.“
Klopp weiter: „Es ist vollkommen egal, wie viele Punkte man Ende Dezember vorne ist“, sagte der Teammanager der Reds. „Ich bin nicht der klügste Mensch der Welt, aber ich bin kein Idiot – zumindest nicht immer. Was Sie hier alles aus der Situation machen, verstehe ich ja zum Teil. Aber Sie sind auch die Ersten, die nach einer Niederlage berichten: ‘Werden sie jetzt nervös?’“
Sein Vorwurf: „Das ist ein leichter Job. Ich wäre gerne an Ihrer Stelle. Aber natürlich immer noch mit meinem Gehalt als Liverpool-Trainer.“ Mit dem letzten Satz hatte Klopp die Lacher und Sympathie der Medienvertreter wieder auf seiner Seite.
Klopp stapelt Saisonziel tief
Rein sportlich haben Liverpools Gegner derzeit dagegen wenig zu lachen. Die Reds marschieren in der Premier League von Sieg zu Sieg, der Traum von der ersten Meisterschaft seit 1990 wird immer greifbarer. Erstmals in der Clubgeschichte ist Liverpool nach 20 Spieltagen ungeschlagen, 17 Siegen stehen gerade einmal drei Unentschieden gegenüber. Die Machtdemonstration gegen die Gunners am Sonnabend war bereits der neunte Liverpool-Erfolg in Serie.
Für Klopp jedoch gibt es weiter keinen Grund, in Euphorie zu verfallen: „Unser Ziel vor Beginn der Saison war es, im dritten Jahr in Folge die Champions League zu erreichen. Selbst das haben wir noch nicht geschafft“, sagte der 51-Jährige und führte mit Blick auf die Dauerfrage der englischen Presse nach der Meisterschaft aus: „Es ist ein Marathon. Alle sagen, dass wir gewinnen. Aber wir müssen erst mal zu Ende laufen.“
Gruselige Aubameyang-Statistik
Bereits am Donnerstag dürfte sich über den Ausgang des Rennens eine genauere Prognose treffen lassen, im Schlager beim kriselnden Meister Manchester City (21 Uhr/DAZN) steht viel auf dem Spiel. Derzeit liegen die Reds neun Punkte vor Verfolger Tottenham Hotspur, City kann mit einem Sieg am Sonntag beim von Ralph Hasenhüttl trainierten FC Southampton auf sieben Zähler herankommen.
Die Stimmung bei den Citizens ist angespannt, Teammanager Pep Guardiola ordnete sogar ein Vormittagstraining an Heiligabend an. Während die Elf des früheren Bayern-Trainers nach ihrer Form sucht, laufen in Liverpool alle Zahnräder zusammen. Klopp kann auf die beste Defensive der Liga vertrauen (acht Gegentore), in Kombination mit der unaufhaltsamen Offensive (48 Tore) scheint seine Mannschaft derzeit nicht zu schlagen.
Der ägyptische Volksheld Mohamed Salah befindet sich wieder in Topform, das beweisen sechs Treffer in den letzten fünf Spielen. Gegen Arsenal erhöhte der 26-Jährige sein Torkonto per Elfmeter auf 13 (45.+2). Das ist Ligabestwert, gemeinsam mit Arsenal-Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang. Der ehemalige Dortmunder tauchte in Liverpool völlig unter, die Statistik wies 13 Ballkontakte in 71 Minuten für den Gabuner auf – davon sechs bei Anstößen.
Klopp von Salah-Geste gerührt
Zwar schockte Arsenal in Person von Ainsley Maitland-Niles (11.) die Fans an der Anfield Road bereits früh mit dem Führungstreffer, doch schon fünf Minuten später lagen die Reds dank Roberto Firmino (14., 16.) in Führung.
„Die Reaktion war brillant, herausragend. Wir haben sie direkt wieder unter Druck gesetzt“, freute sich Klopp: „Bobby (Firmino, Anm.) geht mehr oder weniger durch die Wand.“ Damit meinte Klopp das Tor zum 2:1, als der brasilianische Nationalstürmer bei einem sehenswerten Dribbling unter anderem den deutschen Verteidiger Shkodran Mustafi alt aussehen ließ. Mesut Özil fehlte den Londonern wegen Knieproblemen.
In der zweiten Hälfte folgte „die Geste des Jahres“ (Klopp): Nächster Strafstoß für Liverpool, Salah ließ Firmino den Vortritt, der seinen Dreierpack bejubeln durfte (65.). „2018 endete mit einem Weihnachtsgeschenk von Mo Salah. Ich habe es geliebt“, sagte Klopp. „Feiert Silvester, seid laut. Und seid bereit am 3. Januar“, gab Klopp zum Jahreswechsel mit. Dann soll beim Showdown in Manchester das nächste große Feuerwerk folgen.