Hamburg. Der Handball Sport Verein Hamburg hat als Aufsteiger vor dem Saisonstart nur ein Ziel: Klassenerhalt.

1, 169, 5 – lauten die Kernzahlen des Handball Sport Vereins Hamburg vor dem Saisonstart in der 2. Bundesliga an diesem Freitag (19.45 Uhr/Sportdeutschland.tv) beim HBW Balingen-Weilstetten. Trotz ihrer ruhmreichen (Vor-)Geschichte, als der HSV Handball von 2002 bis zur Insolvenz 2016 erstklassig war, stehen die Hamburger vor ihrem ersten Zweitligaspiel der Vereinshistorie. Als 169. Neuling seit Einführung des Unterhauses 1981. „Als Aufsteiger kann es nur darum gehen, den Klassenerhalt zu schaffen. Dazu müssen wir fünf Vereine hinter uns zu lassen“, formuliert Trainer Torsten Jansen das Saisonziel.

„Vor dieser Liga habe ich gehörigen Respekt“, sagt der Weltmeister von 2007. Nicht ohne Grund. „Die 2. Bundesliga wird uns in dieser Saison noch mehr bieten als bisher“, sagt der Präsident des Ligaverbandes (HBL), Uwe Schwenker, „ich erwarte die spielstärkste Zweite Liga seit ihrer Gründung.“ Die am prominentesten besetzte in jedem Fall. Neben Hamburg (Meister 2011, Champions-League-Sieger 2013) tummeln sich mit TuSEM Essen (3 Meisterschaften) und Mitaufsteiger TV Großwallstadt (6) weitere Titelträger und Europa­pokalteil­nehmer (auch Lübbecke, Nordhorn, Dormagen) unter den 20 Zweitligisten. Für den HSVH beginnt die Saison mit einem Spieltag Verzögerung. Was Sie vor dem Auftakt noch wissen müssen:


Aufstiegsfavoriten: Rekordabsteiger TuS N-Lübbecke plant nach dem sechsten Abstieg (1983, 2001, 2002, 2008, 2016, 2018) mit einem erstligareifen Kader den fünften direkten Wiederaufstieg. Mitabsteiger TV Hüttenberg, dem zuvor der Durchmarsch von der 3. Liga gelang, hat mit neun Abgängen an Qualität eingebüßt. „Dazu sehe ich Balingen und Coburg in der Favoritenrolle“, sagt Hamburgs Kapitän Lukas Ossenkopp. Platz eins und zwei berechtigen zum Aufstieg. Mehrere Vereine haben sich mittelfristig die Erste Liga auf die Fahnen geschrieben – Nordhorn-Lingen, Hamm-Westfalen und Lübeck-Schwartau planen den Aufstieg bis 2020.


Abstiegskandidaten: „Fast die halbe Liga spielte vergangene Saison gegen den Abstieg und wird es auch dieses Jahr tun“, orakelt Jansen. Die vier Drittliga-Aufsteiger sind keineswegs die ersten Abstiegskandidaten. In den vergangenen beiden Spielzeiten stieg jeweils nur ein Aufsteiger wieder ab. Mit dem HSVH, Großwallstadt, Dormagen und Ferndorf kommen namhafte Aufsteiger dazu. Zweitliga-Urgesteine wie Emsdetten, seit 26 Jahren dabei, oder Aue müssen um die Ligazugehörigkeit kämpfen.

Wirtschaftlichkeit: Die Zweitligareform, die Reduzierung von 20 auf 18 Teams, kommt nicht von ungefähr. Ziel ist es, die wirtschaftliche Leistungsdichte zu erhöhen. Nicht wenige der Traditionsvereine (Essen, Nordhorn, Großwallstadt, Hamm) standen finanziell mehrmals vor dem Abgrund. Neue Vereinsprojekte wie die Rhein Vikings aus Düsseldorf und der HC Elbflorenz aus Dresden stehen für einen Handball, den es in die Metropolen drängt. Dorfvereine wie DJK Rimpar haben es schwerer, strukturell konkurrenzfähig zu bleiben. Auch beim HSVH ist der dank des ersten Hauptsponsors (MultiBank Group) auf zwei Millionen Euro gestiegene Etat kostendeckend eng geschnürt.


Personal: 97 Spieler haben die 20 Zweitligisten verpflichtet. Der HSVH konnte mit zwei Neuzugängen, Torhüter Aron Rafn Edvardsson (29) und Rechtsaußen Thies Bergemann (22) die wenigsten nach Hamburg locken. Die Verstärkung für den Mittelblock blieb aus, 17 Spieler sollen den Klassenerhalt schaffen. „Der Vorteil ist, dass wir eingespielt sind“, sagt Lukas Ossenkopp, der in Springe wie seine Kollegen Edvardsson (Bietigheim), Justin Rundt (Henstedt-Ulzburg), Philipp Bauer (Leutershausen), Kevin Herbst (Erlangen) und Jan Forstbauer (Bittenfeld/Leutershausen/Eisenach) schon in Liga zwei den Handball warf. Mit acht Spielern aus der eigenen Jugend kommen die Hamburger auf einen Altersschnitt von 23,1 Jahren.


Form : „Wenn wir in dieser Liga eine Chance haben wollen, müssen wir uns weiterentwickeln, die nächsten Prozentpunkte, auch im mentalen Bereich, draufpacken“, sagt Trainer Jansen, „wenn auch nur Kleinigkeiten nicht stimmen, gehen die Punkte an die Gegner.“ Er fordert eine aggressive Abwehr und Tempospiel im Angriff. Saisonvorbereitung und Auftakt gingen mit Personalsorgen einher. Die Ausfälle von Ossenkopp (Sprunggelenk), Edvardsson (Gehirnerschütterung) und Linkshänder Herbst (Wade) wiegen schwer. Rechtsaußen Stefan Schröder ist reaktiviert worden. Der 37-Jährige läuft wie Abwehrchef Blazenko Lackovic (37) mit einer kurzfristig erteilten Spielberechtigung des Hamburger Verbandes auf. Gegner Balingen, der vergangene Saison den Wiederaufstieg als Tabellenfünfter nach elf Jahren Erstligazugehörigkeit klar verpasste, ist gewarnt. Das Team um Ex-Nationalspieler Martin Strobel (32/Europameister 2016) verlor am ersten Spieltag in Lübeck 22:25 und steht angesichts der ambitionierten Saisonziele schon jetzt unter Druck.


Zuschauer: Der HSVH wird wohl auch in der Zweiten Liga Zuschauerkrösus bleiben. 2016 Dauerkarten für die Heimspiele in der Sporthalle Hamburg und Barclaycard Arena sind verkauft. In der Dritten Liga betrug der Zuschauerschnitt 3601 Fans. Mit 2440 Besuchern landete die HSG Nordhorn in Liga zwei 2017/18 auf dem Spitzenplatz.