München. 5:0 gegen Besiktas, mit einem Bein im Viertelfinale – dennoch knistert es nach dem Arbeitskantersieg an der Säbener Straße.

Der Superstar beleidigt, der Präsident genervt, der Trainer kritisch: Trotz eines Traumstarts in die K.o.-Phase der Champions League war bei Bayern München von Euphorie wenig zu spüren. Im Gegenteil! Es rumort im Luxus-Kader.

Jupp Heynckes sah sich nach dem überzeugenden 5:0 (1:0) im Achtelfinal-Hinspiel gegen Besiktas Istanbul und einem deutlichen Zeichen an Europa sogar genötigt, seinen Stars angesichts des heftigen Konkurrenzkampfes eine klare Ansage zu machen. Das Rückspiel am 14. März in der "Hölle am Bosporus"? Erst einmal Nebensache.

"Ich muss das managen – und ich mache das, was ich für richtig halte. Das muss jeder akzeptieren. Punkt", sagte Heynckes mit Nachdruck, nachdem er Arjen Robben und Franck Ribery in der Startelf nicht berücksichtigt hatte.

Robben, der in der 44. Minute für den verletzten James eingewechselt wurde, gefiel die Jokerrolle überhaupt nicht. "In diesen Spielen wollen alle dabei sein, ich auch. Wenn du nicht spielst, ist es eine schmerzhafte Geschichte", sagte der 34 Jahre alte Niederländer mit säuerlicher Miene. Jedes weitere Wort sei "eines zu viel. Wenn ich darüber rede, habe ich einen Termin bei den Bossen", fügte er an.

Müller appelliert an die Kollegen

Die Gemengelage beim Rekordmeister ist explosiv, da Heynckes zurzeit sogar drei Profis auf die Tribüne setzen muss. Gegen Besiktas waren dies Thiago, Sebastian Rudy und Juan Bernat – alles Nationalspieler. Kapitän Thomas Müller appellierte deshalb bereits an seine Kollegen, die Ruhe zu bewahren und die Entscheidungen von Heynckes zu respektieren, um die großen Ziele durch interne Reibereien nicht zu gefährden.

"Der Trainer hat die Qual der Wahl. Das ist schwierig für ihn", sagte Müller und unterstrich die Bedeutung der Joker - auch gegen Besiktas: "Die Einwechslungen waren für unser Spiel gut. Es kam Schwung von der Bank, das brauchen wir."

Das registrierte auch Heynckes, speziell bei Robben. "Er kam rein und war ein belebendes Element. Ich wusste das, und ich bin froh, dass ich vorne Optionen habe", betonte der 72-Jährige. Aber die Atmosphäre eines glanzvollen Kantersiegs lag im Bauch der Allianz Arena dennoch nirgendwo in der Luft.

Boateng und Robben kritisieren

Mit der ersten Hälfte war Heynckes ohnehin nicht zufrieden. Zur Pause fand er deshalb deutliche Worte. "Kein Tempo", "keine Präzision" monierte der Bayern-Coach - zumal sein Team ab der 16. Minute und der Roten Karte gegen Domagoj Vida wegen einer Notbremse in Überzahl spielte. Das habe von außen, so Robben, "leichtsinnig ausgesehen. Es hat die Schärfe gefehlt". Gegen einen anderen Gegner würde man mit so einer Leistung, "schnell 0:2 oder 0:3 zurückliegen", merkte Jerome Boateng kritisch an.

Zum Glück hat Bayern eben einen Müller, der kurz vor der Pause (43.) die Weichen auf Sieg stellte. "Er ist ein Spieler, der in unserem System sehr wichtig ist, weil er aus dem Nichts Tore machen kann. Das ist eben Müller, der kann's", adelte Heynckes den Weltmeister, der auch noch das 3:0 (66.) beisteuerte. Zudem trafen Torjäger Robert Lewandowski (79. und 88.) sowie Kingsley Coman (53.).

Doch die Bayern hatten keine Lust, das klare Ergebnis gegen in der zweiten Hälfte überforderte Türken überzubewerten. "Wir dürfen nicht denken, weil wir 5:0 gewonnen haben, ist alles gut", warnte Lewandowski. Und Präsident Uli Hoeneß reagierte bei Sky auf die Frage nach dem Triple-Traum gar unwirsch: "Nein, das ist alles Schwachsinn. Wir müssen von Runde zu Runde denken. Wir haben jetzt eine gute Ausgangsposition für das Viertelfinale, dann sehen wir weiter."