Thomas Müller und Robert Lewandowski glänzen mit einem Doppelpack. Robben und Ribéry mussten lange Zeit zuschauen.

München. Der FC Bayern ist dank seiner Torjäger Thomas Müller und Robert Lewandowski auch in Europa nicht zu stoppen. Der Bundesliga-Dominator setzte im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Besiktas Istanbul ein dickes Ausrufezeichen und hat nach dem klaren 5:0 (1:0) und einer eindrucksvollen Vorstellung allerbeste Aussichten, zum siebten Mal in Folge die Runde der letzten Acht in der Königsklasse zu erreichen – auch wenn am 14. März im Rückspiel noch die „Hölle am Bosporus“ wartet.

Die Türken wurden allerdings auch schon in der 16. Minute dezimiert. „Die Rote Karte hat uns in die Karten gespielt. Wir haben dann aber vom Kopf her nicht engagiert nach vorne gespielt. In der Zweiten Halbzeit haben wir das besser gemacht und viel zielstrebiger agiert“, sagte Doppeltorschütze Müller bei Sky.

Titelreif? Hoeneß hält sich noch bedeckt

Müller stellte beim 20. Erfolg der Münchner aus den letzten 21 Heimspielen in der Königsklasse die Weichen auf Sieg. Der Weltmeister erzielte bei eisigen Temperaturen vor 70.000 Zuschauern kurz vor der Pause (43.) die wichtige Führung für den Rekordmeister. In der 66. Minute gelang ihm das 3:0. Dazwischen hatte Kingsley Coman auf 2:0 (52.) erhöht. Lewandowski (79., 88.) stockte das Ergebnis in der Schlussphase weiter auf.

„Nach einem schwierigen Start haben wir in der zweiten Halbzeit einen guten Rhythmus gefunden. Mit dem Ergebnis können wir wirklich sehr zufrieden sein“, sagte Bayern-Präsident Uli Hoeneß bei Sky, warnte aber: „Wir müssen von Runde zu Runde denken. Wir haben eine gute Ausgangsposition für das Viertelfinale, und dann sehen wir weiter.“

Robben und Ribéry nur auf der Bank

Die Bayern, die wie 2013 das Triple anstreben, spielten schon ab der 16. Minute in Überzahl. Domagoj Vida sah nach einer Notbremse gegen Lewandowski vom rumänischen Schiedsrichter Ovidiu Hategan zurecht die Rote Karte.

Für Erfolgstrainer Heynckes war es der 14. Pflichtspielsieg in Serie. Er stellte damit den Uraltrekord bei den Bayern von Pal Csernai aus dem Jahr 1980 ein.

Der 72-Jährige verzichtete zunächst auf seine beiden Superstars Franck Ribéry und Arjen Robben. Im Vergleich zum 2:1 in Wolfsburg am vergangenen Sonnabend nahm Heynckesgleich neun Wechsel vor. Da alle 19 Feldspieler zur Verfügung standen, blieb für Thiago, Juan Bernat und Sebastian Rudy sogar nur ein Platz auf der Tribüne. „Robbery“ wurden im Laufe der Partie eingewechselt. „Es hat gutgetan, dass wir noch Power von der Bank hatten“, sagte Müller.

Robben schäumt über Jokerrolle

Ganz so positiv bewertete Robben seine Jokerrolle naturgemäß nicht. Der sichtlich angefressene Niederländer bejahte die Frage, ob er enttäuscht war, nur zweite Wahl gewesen zu sein. "Jedes Wort wäre zu viel. Wenn ich jetzt aus den Emotionen heraus antworte, muss ich morgen bei Brazzo und gleich Herrn Rummenigge vorsprechen", ergänzte Robben, der spürbar stocksauer war, bei Sky. "Solche Spiele sind das Sahnehäubchen, dafür spiele ich Fußball."

"Mit seiner Hereinnahme waren wir besser" – Robben (l. gegen Landsmann Ryan Babel) wurde von höchster Stelle durch Hoeneß gelobt © imago/Jan Huebner

Tröstende Worte fand Robben von Trainer Heynckes: "Er war ein belebendes Element nach seiner Einwechslung. Natürlich will er wie auch alle anderen Spieler im Kader von Anfang an auflaufen. Es ist aber auch eine Momentaufnahme, die alle akzeptieren müssen. Es kann jeden treffen."

James wollte es ganz genau machen

Die Münchner begannen überlegen, aber waren zunächst nicht zwingend. Erst nach dem Platzverweis änderte sich das Geschehen. Der starke James, der in der 41. Minute wegen Wadenproblemen ausgewechselt werden musste, verfehlte mit einem Freistoß nur um Zentimeter das Tor (17.). Danach waren es David Alaba, der von Pepe gerade noch abgeblockt wurde, und Mats Hummels, der in Besiktas-Keeper Fabri seinen Meister fand, mit tollen Möglichkeiten.

Der türkische Meister zog sich in dieser Phase ganz weit zurück und lauerte auf Fehler der Bayern. Die blieben auch nicht aus. Überhaupt machte die Bayern-Defensive hin und wieder einen unsicheren Eindruck. Doch Vagner Love (19.) und Ricardo Quaresma, der an Sven Ulreich scheiterte (39.), konnten die Patzer der Münchner nicht ausnutzen.

Lewandowski hatte bei seinen Toren leichtes Spiel
Lewandowski hatte bei seinen Toren leichtes Spiel © Bongarts/Getty Images | Sebastian Widmann

Müller zeigte den Gästen, wie es geht: Nach Vorarbeit von Coman war er aus kurzer Distanz zur Stelle und erzielte seinen 41. Treffer in der Königsklasse.

Nach dem Wechsel verpasste zunächst Lewandowski mit einem Freistoß an den Pfosten das 2:0 (49.). Dann bereitete der Pole den Treffer von Coman mit einem perfekten Pass in den Rücken der Gäste-Abwehr vor. Beim 3:0 von Müller war Joshua Kimmich der Vorbereiter. Die Bayern dominierten nun nach Belieben, Besiktas war nur noch auf Schadensbegrenzung aus – was gründlich misslang.

Die Statistik

Bayern: Ulreich - Kimmich, Jerome Boateng, Hummels, Alaba - Martinez - Thomas Müller, Vidal (83. Tolisso), James (44. Robben), Coman (81. Ribery) - Lewandowski. - Trainer: Heynckes

Besiktas: Fabri - Adriano, Pepe, Vida, Caner Erkin (69. Gökhan Gönül) - Hutchinson, Medel (85. Arslan) - Quaresma, Talisca, Babel - Vagner Love (57. Tosic). - Trainer: Günes

Schiedsrichter: Ovidiu Hategan (Rumänien)

Tore: 1:0 Thomas Müller (43.), 2:0 Coman (52.), 3:0 Müller (66.), 4:0 Lewandowski (79.), 5:0 Lewandowski (88.)

Zuschauer: 70.000 (ausverkauft)

Gelbe Karten: Lewandowski (2) - Quaresma (2), Pepe (2), Tosic (2)

Rote Karte: Vida nach einer Notbremse (16.)

Torschüsse: 34:6

Ballbesitz: 65:35 %