Hamburg. Edison Zani ist Box-Toptalent bei den Hamburg Giants. Im April läuft sein Aufenthaltstitel aus. „Hamburg ist meine Heimat“, sagt er.
Müde ist Edison Zani in diesen Tagen, und wer wollte es ihm verdenken? Am Montag ist er nach Barmbek gezogen, in seine erste eigene Wohnung. Da er Ende des Monats 21 Jahre alt wird, ist er für die Jugendwohnung des Arbeiter-Samariter-Bundes in Altona, in der er seit seiner unbegleiteten Flucht aus Albanien im September 2014 lebte, zu alt geworden. So ein Umzug kostet Kraft, physisch und mental. Und dann ist da noch die Ausbildung im Schlosserei- und Metallbaubetrieb Krause, die er im Oktober vergangenen Jahres begonnen hatte. „Ist viel los gerade, aber ist schon okay“, sagt Edison Zani, der grundsätzlich kein Freund vieler Worte ist.
Wenn es nach ihm ginge, würde er am liebsten nur die Fäuste sprechen lassen. Boxen, das ist seine Passion. Und wer weiß, was Zani leistet im Leben abseits des Rings, muss ihm umso höher anrechnen, dass er im Bundesligateam der Hamburg Giants, das an diesem Sonnabend (18 Uhr, Jahnhalle, Sievekingdamm 7) Tabellenführer BSK Hannover-Seelze empfängt, einer der Leistungsträger ist. „Edi ist eins unserer Toptalente, wir brauchen ihn dringend“, sagt Teammanager Christian Morales. Deshalb soll der 20-Jährige auch so viele Kämpfe wie möglich bestreiten, sofern er fit ist.
Technisch versiert
Wer den Halbweltergewichtler (Klasse bis 64 kg) in Aktion sieht, der versteht, warum das Boxen auch als „sweet science“ bezeichnet wird. Während viele Kämpfe nach olympischen Boxregeln über dreimal drei Minuten oft in wilde Schlägereien ausarten, versteht Zani es, seine technischen Fertigkeiten aus der Distanz zu nutzen und dank seiner Beinarbeit für die Gegner ein kaum zu treffendes Ziel darzustellen. Bei der 11:13-Auftaktniederlage gegen Traktor Schwerin vor zwei Wochen ließ er den mehrfachen deutschen Meister Nick Bier wie einen Anfänger aussehen.
Natürlich wäre ein solch talentierter Sportler für das deutsche Nationalteam interessant. Allerdings besitzt Zani keinen deutschen Pass, sein Aufenthaltstitel ist bis April befristet. Nur wenn er sich in seinem Ausbildungsbetrieb gut macht, wird das Bleiberecht verlängert. Deshalb nimmt Zani in Kauf, nur eingeschränkt trainieren zu können. „Ich will unbedingt hierbleiben, Hamburg ist meine Heimat“, sagt er. Nach Albanien, das als sicheres Herkunftsland gilt, kann er wegen einer Familienfehde nicht zurückkehren. Morales, der im Sommer 2016 erfolgreich gegen Zanis Abschiebung gekämpft hatte, hofft deshalb weiterhin auf die Hilfe der Behörden. „Wir dürfen ein solch großes Talent nicht verlieren“, sagt er, „Edi ist der Mann der Zukunft!“