Lausanne. Der Bundestrainer freut sich über die Gegner Niederlande und Frankreich. Andere können mit dem neuen Wettbewerb wenig anfangen.
Als Joachim Löws Wunsch in Erfüllung ging, zeigte der Bundestrainer kaum eine Regung. EM-Finalist Frankreich und Erzrivale Niederlande sind die von Löw erhofften "starken Gegner" in der neugeschaffenen Nations League. Das ergab die Auslosung am Mittwoch im Glaspalast Swiss Tech Convention Center von Lausanne. Löw konnte es nur recht sein.
"Jawoll! Endlich mal kein Losglück, Gott sei Dank", sagte er: "Es ist super interessant, Niederlande und Frankreich, das sind Nachbarländer mit großer Fußball-Kultur und langer Fußball-Geschichte. Das sind für die Fans und uns alle interessante Spiele."
Kommentar: Das Turnier, das keiner braucht
Weltmeister Thomas Müller schrieb bei Twitter: "Das ist mal eine Hammergruppe!!! Ein interessanter Start dieses neuen Wettbewerbs." Und DFB-Präsident Reinhard Grindel meinte: "Es ist die stärkste Gruppe, und damit wird auf einen Schlag klar, was Nations League bedeutet." Denn: Die Gruppenletzten steigen auf Niveau B ab.
Die Niederlande waren in Topf drei mit Polen, Island und Kroatien der sportlich attraktivste Gegner - obwohl sie nicht für die WM im Sommer qualifiziert sind. Und die Franzosen, die in Russland zum Favoritenkreis zählen, waren der stärkste Kontrahent aus Topf zwei, in dem auch England, die Schweiz und Italien lagen.
Der Sieger erhält einen neuen Silberpokal
Nach Doppelspieltagen im September, Oktober und November ermitteln die vier Gruppensieger der Liga A mit Deutschlands Staffel 1 bei einem Finalturnier im Juni 2019 den Nations-League-Sieger. Der darf sich einen neuen Silberpokal in die Vitrine stellen, der einer verschwurbelten Vase gleicht. In Gruppe 2 treffen Belgien, die Schweiz und Island aufeinander. Gruppe 3 bilden Europameister Portugal, Italien und Polen. In Gruppe 4 spielen Spanien, England und Kroatien.
Die Neuerung, von der sich die Uefa rund zwei Milliarden Euro aus der Zentralvermarktung erhofft, stößt in der Branche auf geteilte Meinungen. "Keiner braucht die Nations League", wetterte Bayerns Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, Hans-Joachim Watzke von Borussia Dortmund assistierte: "Wir haben wahrlich genug Wettbewerbe."
Wagner leugnet den neuen Wettbewerb
Grindel dagegen sagte: "Es gibt kein einziges zusätzliches Spiel, und es gibt damit auch keine zusätzliche Belastung für unsere Nationalspieler." Manager Oliver Bierhoff, anfangs nicht eben angetan, sieht die Nations League als Prüfstein und wertvolles Experimentierfeld zugleich, Weltmeister Sami Khedira meinte: "Ich finde den Wettbewerb gut. Man hat das Ziel, das Turnier zu gewinnen, auch wenn der Stellenwert nie der einer WM oder EM sein wird."
Khediras Kollege Sandro Wagner kann dagegen noch nicht allzu viel damit anfangen. "Welche League? Hab ich noch nie gehört!", sagte der Bayern-Stürmer. Und Löw? Der Bundestrainer hat eigentlich anderes im Kopf: "Für mich steht aktuell die WM in Russland im Mittelpunkt aller Planungen."
EM-Hintertürchen für die Kleinen
Der Anreiz für die großen Fußball-Nationen: Sie messen sich untereinander abseits von EM und WM unter Wettbewerbsbedingungen. "Der zentrale Unterschied zu Freundschaftsspielen ist: Es geht richtig um etwas", sagte Grindel. Der gesperrte frühere Fifa-Präsident Joseph S. Blatter sieht dagegen "eine Abschottung der Europäer gegenüber anderen Kontinenten". Tests wie der der DFB-Elf im März in Berlin gegen Brasilien werden dadurch seltener.
Für die Kleinen geht es aber um viel: Sie können sich in einem komplizierten Modus durch die Hintertür für die EM 2020 qualifizieren - vier der 24 Startplätze werden über die Nations League vergeben. Die insgesamt 16 Gruppensieger der Ligen A, B, C und D ziehen in die EM-Play-offs im März 2020 ein - es sei denn, sie haben ihre EM-Teilnahme bereits über die reguläre Quali gesichert.