Hamburg. Hamburger Basketball-Zweitligaclub geht mit dem stärksten Kader in seine vierte Saison. Am Sonnabend Heimpremiere gegen Paderborn.

Nie waren die Towers besser als in ihrer vierten Saison in der 2. Basketball-Bundesliga ProA, die für die Hamburger vor einer Woche mit dem 70:58-Auswärtssieg in Hanau begann. Das behaupten die Towers von sich selbst. An diesem Sonnabend (19.30 Uhr, edel-optics.de-Arena) können die Wilhelmsburger Korbjäger gegen Paderborn diese Einschätzung nun erstmals vor eigenem Pu­blikum bestätigen. 2700 der 3400 Karten, darunter 723 Dauerkarten, sind für das zweite Saisonspiel verkauft.

Trainer Hamed Attarbashi (41) weiß, worauf es in dieser Spielzeit ankommt: „In der vergangenen ProA-Serie haben wir die meisten Punkte in der Towers-Geschichte erzielt – wurden am Ende Neunter. In dieser Saison soll in erster Linie die Verteidigung stehen.“ Das werde noch etwas dauern, glaubt Neuzugang Hrvoje Kovacevic: „Unsere Abstimmung in der Defense ist noch nicht perfekt, weil in den Vorbereitungsspielen immer der eine oder andere fehlte. Bis Mitte November sollten wir das hinbekommen. Das technische, taktische und körperliche Potenzial, um eine gute Verteidigung zu spielen, haben wir.“


Und das ist der Kader, mit dem die Towers unter die ersten vier kommen wollen:


Hrvoje Kovacevic (31/Shooting Guard/Point Guard/Kroatien):
„So einen erfahrenen Spieler wie ‚Kova‘ hatten wir noch nie“, sagt Sportchef Marvin Willoughby über den von Ligakonkurrent Heidelberg verpflichteten Aufbauspieler, der mit Cedevita Zagreb zweimal kroatischer Meister war und das Final Four im EuropaCup erreichte. Erstligaerfahrung sammelte er mit dem Mitteldeutschen BC. „Er ist einer der besten Verteidiger der ProA“, sagt Attarbashi, „und er ist unfassbar selbstlos.“


Will Darley (23/Forward/USA): Wurde vom College (University of Maryland, Baltimore County) mit einem Dreimonatsvertrag nachverpflichtet, damit nach dem weiteren Ausfall von Kapitän Stefan Schmidt kein personeller Engpass entsteht. Attarbashi: „Der Junge kann von überall werfen, sogar vom Parkplatz.“


Lars Kamp (21/Shooting Guard): Der frühere Jugendnationalspieler geht in seine zweite Towers-Saison. Neben Darley ist er der zweite Dreierschütze des Teams.


René Kindzeka (22/Point Guard): Wie bei Kamp erwarten die Towers-Chefs den nächsten Schritt. Der gebürtige Kameruner, der in Wilhelmsburg aufwuchs, ist als einziges Kadermitglied von Beginn an dabei. „René spielt mit so viel Herz und Energie“, sagt Attarbashi.


Osaro Jürgen Rich Igbineweka (19/Point Guard): Hinter Kindzeka wächst schon der nächste Spielmacher aus dem eigenen Nachwuchs heran. „Jürgens Trainingsalter ist noch sehr jung, er muss jetzt lernen, ein Profi zu sein“, sagt Willoughby.


Marius Behr (Forward/20): Behr ist neben Igbineweka der zweite Doppellizenzler im Kader, der auch für den ProB-Club Rist Wedel auf Korbjagd geht.


Anthony Canty (26/Point Guard): Er war in der Vorsaison der Topscorer der Towers und bester deutscher Spielmacher der Liga. Attarbashi: „Tony ist unser intellektueller Leader, der das Spiel versteht.“


Jonathon Williams (27/Forward/USA): Williams kommt als Topscorer der ProA (18,4 Punkte) aus Kirchheim zurück. Attarbashi: „Jon ist erfahrener, reifer, hat ein ganz anderes Selbstbewusstsein als vor seiner ersten Station bei uns, als er aus Itzehoe aus der ProB kam. Er ist hungrig auf Siege, wird vorneweg marschieren.“


Lucas Gertz (27/Shooting Guard): Der Braunschweiger kann viele Positionen abdecken, spielt sehr mannschaftsdienlich. Nach einem nicht so guten Jahr in Crailsheim strahlt er wieder viel Selbstbewusstsein aus. „Er ist ein toller Charakter“, sagt Attarbashi.


Stefan Schmidt (28/Center): Der frühere A2-Nationalspieler verpasste die komplette vergangene Saison wegen eines Kreuzbandrisses, gleich zum Trainingsstart dieser Saison zog sich der 2,07-Meter-Mann im selben rechten Bein eine Oberschenkelzerrung zu. Möglicherweise sitzt er am Sonnabend erstmals wieder auf der Bank. „Das Problem wird für ihn jetzt das Mentale sein, er muss wieder spüren, dass er dazugehört. Es wird dauern, bis er wieder der Alte ist“, sagt Willoughby über den Teamplayer. Es hatte symbolische Bedeutung, dass Attarbashi Schmidt zum neuen Kapitän ernannte.


Gregory Logins jun. (Forward/29/USA): Der Weltenbummler aus New York war schon fast überall – in Mexiko, Marokko, Japan, Finnland, Israel und Argentinien. Den deutschen Basketballfans ist er aus seiner ProA-Zeit in Chemnitz bekannt, als er in der Saison 2015/16 auf einen Punkteschnitt von 12,3 und durchschnittlich 8,3 Rebounds kam. Die Towers stehen schon seit zwei Jahren mit ihm in Kontakt. „Er blüht bei uns gerade richtig auf, und er ist sehr variabel einsetzbar“, sagt Attarbashi. Gleich im ersten Saisonspiel der Towers war Logins der Topscorer (15 Punkte).


Enosch Wolf (27/Center): Der höchste Turm – er misst 2,15 Meter – geht in seine zweite Spielzeit in Wilhelmsburg. „Enosch ist dafür zuständig, dass Emotionalität ins Spiel kommt“, sagt Attarbashi. Justin Raffington (26/Center): Der gebürtige Hamburger, Sohn eines jamaikanischen Vaters und einer deutschen Mutter, ist die unterschätzte, unauffällige Führungsfigur der Towers. Was man dem 107-Kilo-Mann auch auf den ersten Blick nicht ansieht: Er ist leidenschaftlicher Hobbykoch.