Norderstedt. Oberliga-Aufsteiger HSV III muss kurzfristig umplanen, da Torjäger Mladen Tunjic überraschend seine Karriere beendet hat.

Der Sieg erzürnte, die Niederlage versöhnte ihn. Klare Worte fand Felix Karch, Trainer des Oberliga-Aufsteigers Hamburger III, zu den beiden ersten Testspielen seines Teams zum Start der Saisonvorbereitung. Das 4:2 beim seit zwei Jahren sieglosen und bis in die Bezirksliga durchgereichten SV Lurup geißelte er als „nicht mal mittleres Landesliganiveau meiner Mannschaft“, das 1:9 im internen Duell beim HSV II am Volksparkstadion als „gute Einheit für uns. Die Kraft reichte circa 25 Minuten lang, da haben wir gut verteidigt und Nadelstiche gesetzt. Über das Ergebnis bin ich keinem unserer Spieler böse“.

Freuen durfte sich Karch über ein Stürmertor. Kristijan Augustinovic, einer von drei Testspielern, sorgte für den Ehrentreffer. Dieser Umstand wäre maximal eine Randnotiz, würde beim Team, das in Norderstedt beheimatet ist, nicht so große Sturmnot herrschen – denn mit Sören Ostermann steht aktuell nur ein fitter Angreifer im Kader.

27 Tore in 18 Spielen – Mladen Tunjic war zuletzt einer der besten Amateurstürmer in Hamburg
27 Tore in 18 Spielen – Mladen Tunjic war zuletzt einer der besten Amateurstürmer in Hamburg © Abdruck oder Veröffentlichung nur gegen Honorar, namentliche Nennung und Belegexemplar! | noveski.com

Der verletzungsanfällige Jendrik Bauer zog sich im Aufstiegsspiel gegen Billstedt am 27. Mai (1:2) einen Bänderriss im Sprunggelenk zu, doch ein noch größerer Schock ereilte den HSV vor wenigen Tagen. Top-Torjäger Mladen Tunjic (36), in der vergangenen Spielzeit mit 27 Treffern in 18 Spielen der Garant für den Aufstieg schlechthin, beendete seine Karriere. Tunjic, seit März zweifacher Vater, hatte seine Zusage für eine weitere Saison gegeben, sagte nun aber aus familiären Gründen ab. „Als er es mir mitgeteilt hat, haben wir beide ein wenig mit unseren Gefühlen zu kämpfen gehabt“, sagt Felix Karch. „Der Zeitpunkt ist natürlich katastrophal, dennoch habe ich Verständnis für ihn. In seinem Fall geht die Familie vor. Wir alle respektieren das.“

Nur sieht sich der Coach nun vor die Aufgabe gestellt, die riesengroße Tunjic-Lücke adäquat zu füllen. Ob durch Testspiel-Torschütze Augustinovic, wird im Gespräch mit seinen Beratern über eine eventuelle Verpflichtung in den nächsten Tagen geklärt. Darüber hinaus ist der HSV III auf der Suche. „Aber der Markt gibt zu diesem Zeitpunkt natürlich wenig in der Qualität eines Mladen Tunjic her“, so Karch. „Außerdem werden wir in der Oberliga anders spielen müssen, uns häufiger hinter dem Ball befinden.“

Vermutlich muss das Team seine Spielweise umstellen

Das in der Landesliga Hammonia oft praktizierte 4-3-3 ist schon mangels Masse in der Spitze Utopie, zumal Offensivspieler Veli Sulejmani, als Außenstürmer mit Turbogeschwindigkeit unterwegs, beim Mitaufsteiger FC Teutonia 05 angeheuert hat. Möglich also, dass Karch von seiner dominanten Spielidee notgedrungen mindestens in der Vorrunde abweicht und nur mit einer Spitze spielen lässt. Positive Nachrichten für das Offensivspiel gibt es aber auch. Damian Ilic, von der U19 Eintracht Norderstedts gekommen, schlägt bisher ein. Karch: „Ich sehe ihn als klassischen Zehner. Er hatte gute Aktionen, fügt sich stark ein.“

Im Vergleich zum Angriff wirken die anderen Mannschaftsteile überbesetzt: vier Torhüter, zwölf Verteidiger, elf Mittelfeldspieler. Bei genauerem Hinsehen relativiert sich das jedoch. Neben Bauer fallen Joussef Mountassir (Bänderriss) Timo Trefzger (Haarriss im Wadenbein), Volkan Karadeniz (Außenbänder im Sprunggelenk gerissen), Ercan Ileri (Handgelenksbruch) und Steve Harder (Knieprobleme nach Kreuzbandriss) mit Langzeitverletzungen aus, der spielende Co-Trainer Marcus Rabenhorst ist nach langwierigen Problemen an der Patellasehne noch nicht bei hundert Prozent. Zudem ist der Kader wie beim HSV III üblich mit einigen Talenten gespickt. Doch trotz der momentanen Probleme ist Karch, der auch die U17-Juniorinnen des Vereins weiter betreuen wird, optimistisch: „Ich habe bei meiner Amtsübernahme im November 2014 in der Bezirksliga gesagt, dass wir 2018 in der Oberliga spielen. Nun sind wir schon früher da. Aber ich will mein Wort ganz genau halten – also müssen und werden wir den Klassenerhalt schaffen.“

Der Kader, Tor: Jan-Philipp Haerting, Yannick Heuer, Joussef Mountassir (Glashütter SV), Can Öküzbogan (U19 Rahlstedter SC).
Abwehr: Fabio Bandow (Blau-Weiß 96), Steve Harder, Tim Henkis, Patrick Hinrichsen, Modou Ndow (Eimsbütteler TV II), Hicham Oudjouadj, Marcus Rabenhorst, Pedram Rostami, Lukas Schaube, Michael Ulbricht, Torben Wacker (SC Victoria), Okay Wieden (eigene zweite A-Jugend). Mittelfeld: Elias Azizi, Muhammed Burtakucin, Deniz Fidan, Ercan Ileri, Damian Ilic (U19 E. Norderstedt), Volkan Karadeniz, Josip Kozina, Tom Nitzsche, Hannes Steckel, Timo Trefzger, Emre Yasar.
Angriff: Jendrik Bauer, Sören Ostermann.
Abgänge: Mladen Tunjic (Karriereende), Nikola Zeba (berufliche Gründe), Veli Sulejmani (Teutonia 05), Stjepan Vego, Dario Ivanko (beide unbekannt).