Niendorf.
In der 90. Spielminute konnte sich HSV III-Trainer Felix Karch ein Grinsen nicht verkneifen. Schiedsrichter Björn Lassen (Barsbütteler SV) hatte den Niendorfern einen glasklaren Handelfmeter verweigert. Das erheiterte den 32-Jährigen.
Wenigstens das, denn viel zu lachen hat Karch ja nicht. Zumindest nicht in dieser Saison. Der Erfolgsscoach übernahm den HSV III am 5. November 2014 in der Bezirksliga Nord und führte ihn durch zwei Aufstiege in die Oberliga Hamburg. Es ging immer nur bergauf. Nun erlebt er seine erste Krise. Fünf Spiele, ein Punkt, 5:14 Tore, Tabellenletzter. „Mit dem 1:2 sind wir gut bedient“, analysierte Karch die Partie. Das war korrekt, obwohl der HSV III durch Jendrik Bauers einzige gelungene Aktion in Führung ging (44.) und die Gegentore durch Malte Wilhelm (76.) und Leon Meyer (89.) spät kassierte.
Niendorf deckte die Schwächen des HSV-Mannschaft auf
Doch die Begegnung war, unabhängig von den erzielten Treffern, ein Paradebeispiel für das, was beim HSV III aktuell nicht stimmt. Die Mannschaft versucht so gut wie alles spielerisch zu lösen, ist aber offensiv zu harmlos und defensiv viel zu instabil, um Spielkontrolle auszuüben. 14:4 lautete das Torchancenverhältnis für den Niendorfer TSV am Spielende. Die Gastgeber kombinierten munter und ließen über weite Phasen des Spiels Ball und Gegner effektiv laufen. „Alle Mann müssen 90 Minuten mit nach hinten arbeiten. Wenn bei uns gepöbelt wird, dass hinten nicht richtig verteidigt wird, muss man vielleicht mal eher mit zurücklaufen. Der eine oder andere Spieler bei uns muss sich diesen Schuh anziehen“, kritisierte Karch. „In der Landesliga machte es nicht so viel aus, ob ein halber Meter beim Verschieben in der Defensivarbeit fehlte, in der Oberliga ist das anders.“ Zudem stellte sich Patrick Hinrichsen vor dem 1:2 sehr naiv an, verlor als letzter Mann an der Mittellinie den Ball.
Ein weiterer negativer Faktor ist das Verletzungspech. In Niendorf erwischte es Königstransfer Bazier Sharifi. Ohne gegnerische Einwirkung verletzte sich der Offensivspieler bei der Ballannahme und musste raus (81.). „Es hat ziemlich geknallt. Im Knie ist wohl was durch. Ich denke, dieses Jahr ist für ihn gelaufen“, sagte Karch seufzend. Die Baustellen für den jungen Coach werden nicht kleiner. Gegen Curslack-Neuengamme wartet am Freitag der nächste Brocken. „Speichert das Gefühl ab, dass ihr in euch habt. Und dann lasst sie am Freitag raus, diese Wut im Bauch“, sagte Karch seinen Jungs im Spielerkreis. Eine Trotzreaktion allein wird nicht reichen. Notwendig ist sie allemal.