Hamburg. Die Feldhockeymeisterinnen müssen in der neuen Saison – Start Sonntag – vor allem Lokalrivale Alster fürchten.
Als gelernter Journalist hat sich Claas Henkel die Freude an überspitzten Formulierungen bewahrt. Das Bild, das der Cheftrainer der Hockeydamen des Uhlenhorster HC vor dem Auftakt der Feldbundesligasaison 2017/18 an diesem Wochenende wählt, um die Neuausrichtung in seinem Kader zu beschreiben, ist deshalb nicht frei von Ironie – und dennoch stimmig.
„Während wir uns sonst im August nur damit befasst haben, die Meisterfeier zu planen, ging es diesmal darum, den Umbruch anzuschieben und eine neue Struktur zu schaffen“, sagt der 38-Jährige. Acht Abgänge und neun Zugänge sind die Zahlen, die Henkels Aussage untermauern – und die deutlich machen, dass das Ende der Serie mit neun Finalteilnahmen sowie drei deutschen Meistertiteln in Folge in dieser Saison nicht überraschend käme.
Henkel freut sich über neue Perspektive
Klagen will Henkel nicht, im Gegenteil: Er freut sich über die neue Perspektive. „In den vergangenen Jahren ging es eher darum, sich immer neu zu motivieren, um noch einmal anzugreifen. Jetzt sind alle extrem heiß, etwas Neues zu erschaffen. Es gibt keine alten Muster mehr, wir können neu denken. Für uns geht es um Leistungsentwicklung, nicht mehr um Leistungsentfaltung“, sagt er. Dass es in diesem Prozess auch zu einem Leistungsloch kommen kann, habe er einkalkuliert. „Unsere Entwicklung ist ergebnisoffen, aber es nimmt uns Druck, dass wir nicht Meister werden müssen.“
Um die Abgänge der Nationalspielerinnen Charlotte Stapenhorst (Bilthoven/Niederlande), Lisa Altenburg (Club an der Alster), Jana Teschke (Hinrunde in Neuseeland), Céline Wilde, Yvonne Frank und Julia Dudorov (alle Karriereende) aufzufangen – zudem verließen Lea Albrecht (Groningen) und Helen Heitmann (Alster) den Verein –, ist der UHC den für ihn typischen Weg gegangen. Spielerinnen von außen wurden nur geholt, wenn sie internationale Klasse mitbringen.
Alster will Sprung ins Final Four schaffen
Das trifft auf Nationaltorhüterin Noelle Rother (20), die irische Auswahlstürmerin Nicola Evans (27) und Spaniens U-21-Kapitänin Belen Iglesias Marcos (21) zu. Außerdem kehrte Abwehrroutinier Roda Müller-Wieland (26) aus Berlin zurück. Zudem wurde der Kader, der am Sonntag (14 Uhr) bei Aufsteiger Raffelberg in die Saison startet, mit fünf Talenten aus dem eigenen Nachwuchs ergänzt.
Ob sich die Kräfteverhältnisse in der Stadt, in der es mit Alster, dem Harvestehuder THC und dem Großflottbeker THGC drei lokale Ligarivalen gibt, verändern werden, vermag Claas Henkel noch nicht einzuschätzen. Besonders groß ist die Hoffnung darauf bei Jens George. Alsters Cheftrainer hat einen Kader zusammengestellt, der in jedem Fall den Sprung ins Final Four schaffen kann. „Natürlich hoffen wir, die Vorherrschaft des UHC ein bisschen gefährden und näher heranrücken zu können“, sagt der 48-Jährige.
Mehr taktische Möglichkeiten im Angriff
Im Angriff hat George mit Altenburg und der vom Auftaktgegner Uhlenhorst Mülheim (So, 16.15 Uhr, Pfeilshof) gekommenen Hanna Valentin mehr taktische Möglichkeiten. Im Mittelfeld ist nach zweijähriger Auszeit Jessica Reimann wieder dabei, die sich mit den Nationalspielerinnen Anne Schröder und Benedetta Wenzel sowie den Toptalenten Emily Kerner und Philine de Nooijer,
Tochter des niederländischen Altstars Teun de Nooijer, ergänzen soll. In der Abwehr führen mit Hanna Granitzki, Nele Aring und Viktoria Huse drei U-21-Auswahlspielerinnen Regie. Im Tor ist nach der Rückkehr der chilenischen Auswahlkeeperin Claudia Schüler in ihre Heimat ein Konkurrenzkampf zwischen Heitmann und der schottischen Nationalspielerin Amy Gibson entstanden.
Ein zukunftsträchtiger Kader ist das, der allerdings die Abgänge der Routiniers Sabine Knüpfer, Silja Lorenzen und Katharina Scholz verkraften muss. „In der Breite sind wir besser geworden. Ob das für die Spitze ausreicht, müssen wir abwarten“, sagt George.