Hamburg. Im letzten Spiel von Torwartlegende Yvonne Frank verliert der deutsche Hockey-Doublesieger das Europapokalfinale 1:2 gegen HC Den Bosch
Yvonne Frank weinte. Doch obwohl sie gerade mit den Hockeydamen des Uhlenhorster HC das Finale des Europapokals der Landesmeister mit 1:2 gegen HC Den Bosch verloren hatte, waren es keine Tränen der Trauer, sondern der Rührung, die die langjährige Nationaltorhüterin vergoss. Immerhin war das Endspiel am Pfingstmontag gegen den niederländischen Endrundengastgeber für die 37-Jährige das letzte Hurra im Trikot der „Uhlen“ gewesen. Frank, mit 158 Länderspielen weltweit Rekordkeeperin, wird sich in Zukunft auf ihren Job im Personalbereich der Hamburger Polizei konzentrieren und den Hockeyschläger nur noch anfassen, um Torwarttraining im UHC zu geben. Als sie von Clubpräsident Horst Müller-Wieland mit einem großen Blumenstrauß geehrt wurde, übermannten sie die Emotionen.
„Bis zum Spielende habe ich versucht, das Thema Abschied nicht an mich herankommen zu lassen und konnte es komplett ausblenden, aber nach dem Abpfiff war es ziemlich surreal und sehr emotional. Da ist mir bewusst geworden, wir sehr ich die Zeit mit den Mädels genossen habe und wie sehr ich sie vermissen werde“, sagte die gebürtige Duisburgerin, die beim 5:3-Shoot-out-Sieg im Halbfinale am Sonnabend gegen Amsterdam H&BC mit drei gehaltenen Penaltys wieder einmal die Heldin gewesen war. 2009 war Frank nach Hamburg gewechselt und konnte mit dem UHC vier nationale Feld- und zwei Hallenmeistertitel gewinnen, in dieser Saison nach dem Triumph von Mannheim am vorvergangenen Wochenende sogar erstmals das Double.
Dass daraus kein Triple wurde, lag vor allem an der Stärke des niederländischen Meisters, der sich in der zweiten Halbzeit mit druckvollem Spiel den Sieg verdiente und vor allem bei den Standards mehr Klasse bewies. Das 1:0 erzielte die zweimalige Olympiasiegerin Maartje Paumen (10.), die nach Belgien wechselt und von ihrem Club ebenso emotional wie Frank verabschiedet wurde, mit direkt verwandelter Strafecke. Nach dem Ausgleich durch Eileen Hoffmann (22.), die seit ihrer Rückkehr nach einem Kreuzbandriss Ende April einen erstaunlichen Höhenflug erlebt und in Mannheim beim 2:0-Finalsieg über den gastgebenden MHC doppelt getroffen hatte, war es Pien Sanders, die eine Eckenablage Paumens mit Ablauf des dritten Viertels zum Siegtreffer nutzte.
„So kurz nach dem Spiel fühlt es sich zwar bitter an, aber schon bald werden wir stolz sein auf das Erreichte. Wir haben die Lücke zu den niederländischen Topclubs geschlossen und gezeigt, dass wir nicht in Ehrfurcht erstarren müssen. Das deutsche Damenhockey ist auf einem sehr guten Weg“, sagte Cheftrainer Claas Henkel. Yvonne Frank, die wenig überraschend zur besten Torhüterin des Turniers gewählt wurde, gab unumwunden zu, dass der Sieg für den Gastgeber aufgrund der zweiten Halbzeit verdient war. „Wir waren leider nicht in der Lage, unsere beste Leistung abzurufen“, sagte sie. „Nach dem Kraftakt vom Sonnabend hat uns vielleicht auch etwas die Luft gefehlt, sodass wir in der zweiten Halbzeit keinen Zugriff mehr auf das Spiel hatten.“
Nach den Erfahrungen der vergangenen Woche, als der Zug aus Mannheim mit mehr als zwei Stunden Verspätung in Hamburg ankam und eine ausschweifende Party in der Heimat damit passé war, reiste der UHC-Tross mit Kleinbussen aus den Niederlanden zurück. Wo gefeiert werden sollte, war noch unklar, Henkel war das jedoch egal. „Gebt mir laute Musik, und ich feiere auch an der Tankstelle. Die Mädels haben es sich verdient, dass wir heute ohne Limits feiern“, sagte er. Gedanken über die neue Saison, in der man als deutscher Doublesieger sogar die Chance auf vier Titel haben wird, will sich der Erfolgstrainer erst nach einer ausgiebigen Pause machen. Bis auf Frank und Céline Wilde, die ihrem beruflich nach Berlin ziehenden Freund (und UHC-Bundesligaspieler) Jonas Swiatek folgt, bleibt das Team zusammen, was Henkel zu einem Bonmot veranlasste: „Ich glaube, wir bleiben gut“, sagte der Trainer. Man muss kein Prophet sein, um ihm zuzustimmen.
Was den UHC-Damen verwehrt blieb, schafften die Herren von Rot-Weiß Köln. Der am vorvergangenen Wochenende vom Mannheimer HC entthronte deutsche Feldmeister gewann im belgischen Brasschaat das Finale der Euro Hockey League (EHL) 3:2 gegen Oranje-Rood Eindhoven mit dem früheren HTHC-Spielmacher Benjamin Stanzl und sicherte sich damit erstmals den Europapokal der Landesmeister. Als bester Spieler des Endspiels wurde der frühere UHC-Akteur Mathias Müller ausgezeichnet. Die Tore für die Kölner, die im Halbfinale Gastgeber KHC Dragons mit 5:3 bezwungen hatten, schossen Tom Grambusch (28.), Florian Adrians (35.) und Florian Scholten (50.). Und auch in München durfte gejubelt werden. Die Damen des Münchner SC gewannen durch ein 1:0 im Finale gegen den Club de Campo aus Madrid die zweitklassige Club Trophy.